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Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen

BMAS_Werkheft-2

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"<br />

Ob wir Innovationen Raum<br />

geben oder nicht, hangt davon ab,<br />

ob es uns im entscheidenden<br />

Moment gelingt, etablierte<br />

Denkmuster zu uberwinden."<br />

Verena Bentele<br />

INKLUSION SCHAFFT INNOVATION.<br />

INNOVATION SCHAFFT INKLUSION.<br />

Innovation ist immer eine Frage von Bedarfen und<br />

Bedürfnissen. Wenn Menschen von ihrer Arbeit<br />

nicht leben können, wenn Arbeit die Befriedigung<br />

anderer Bedürfnisse über Gebühr behindert oder<br />

wenn die Arbeit kein ausreichend verwertbares<br />

Produkt erzeugt, werden Optimierungsprozesse<br />

initiiert. Dieser Vorgang lässt sich historisch von<br />

der Entwicklung der arbeitsteiligen Gesellschaft<br />

bis zur Einführung des Mindestlohns kontinuierlich<br />

beobachten. Welche konkreten Impulse für<br />

die Gestaltung von Arbeit 4.0 lässt diese Einsicht<br />

in Hinblick auf die Herausforderung der Inklusion<br />

von Menschen mit Beeinträchtigungen in den<br />

ersten Arbeitsmarkt erwarten?<br />

1. Inklusion braucht und schafft barrierefreie<br />

Arbeitsprozesse<br />

Teamorientierte Arbeitsprozesse bieten die Möglichkeit,<br />

unterschiedliche Fähigkeiten von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern optimal zu nutzen.<br />

Die gezielte Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

führt diese Tendenz fort und verdichtet<br />

sie. Gegenseitige Assistenzleistungen bei<br />

der Erarbeitung von Routinen, bei der gemeinsamen<br />

Entwicklung und Formulierung von Ideen<br />

oder in der Bewältigung von Schnittstellen nützen<br />

jedem Mitglied eines Teams. Der Bedarf an Barrierefreiheit<br />

wird die vorhandenen Diversity-Strategien<br />

deshalb vorantreiben und so die Entfaltung<br />

der individuellen Potenziale aller Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer erleichtern.<br />

2. Inklusion braucht und schafft Offenheit<br />

Etwa zehn Prozent aller Menschen werden nach<br />

dem Standard der International Classification<br />

of Functioning, Disability and Health (ICF) der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch die<br />

Wechselwirkung ihrer körperlichen Beeinträchtigungen<br />

mit einstellungs- oder gestaltungsbedingten<br />

Faktoren in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben behindert. Die Beseitigung<br />

SEITE 196<br />

Inklusion<br />

der behindernden Barrieren erfordert Produkte<br />

und Dienstleistungen, die ohne eine konsequente<br />

Nutzung der Betroffenenkompetenz nicht bereitzustellen<br />

sind. Der breite Bedarf an universellem<br />

Design wird deshalb nicht nur einen neuen Markt<br />

schaffen, sondern durch gelingende Inklusion<br />

auch dringend benötigte Fachkräfte für andere<br />

Segmente des Arbeitsmarktes mobilisieren.<br />

3. Inklusion braucht und schafft Visionen<br />

Zwischen der Erfindung des Rads und der Schaffung<br />

neuer virtueller Welten liegt eine Reihe<br />

großer Visionen. Ob wir Innovationen Raum geben<br />

oder nicht, hängt davon ab, ob es uns im entscheidenden<br />

Moment gelingt, etablierte Denkmuster zu<br />

überwinden. Der Bedarf an Flexibilität wird deshalb<br />

eine bewusste Abkehr von normierten Vorstellungen<br />

über Durchschnittseigenschaften einleiten.<br />

Er wird die Fähigkeit schärfen, die Chancen<br />

der Vielfalt zu erkennen und diese innovativ zu<br />

nutzen.<br />

Wenn Unternehmen und Staat durch entsprechende<br />

Förderung und Regulierung gemeinsam<br />

die erforderlichen rechtlichen, wirtschaftlichen<br />

und organisatorischen Bedingungen für den<br />

Inklusionsprozess schaffen, wird aus der Herausforderung<br />

Inklusion ein entscheidender Katalysator<br />

für diejenigen innovativen Lösungen, die<br />

Inklusion ermöglichen – und die eine humanere,<br />

weiterentwickelte Arbeit 4.0, 5.0 und 6.0 prägen<br />

werden.<br />

Verena Bentele ist die Beauftragte der Bundesregierung für<br />

die Belange von Menschen mit Behinderungen. Die blinde<br />

ehemalige Leistungssportlerin gewann bis 2011 insgesamt zwölf<br />

paralympische Goldmedaillen im Biathlon und im Skilanglauf.<br />

Sie arbeitet als Speaker und Coach und veröffentlichte 2014 ihr<br />

Buch »Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser: Die eigenen Grenzen<br />

verschieben und Sicherheit gewinnen«.<br />

Arbeit<br />

4.0 5.0 6.0

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