Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Praxis<br />
»DASS MEINE FRAU<br />
SELBSTSTÄNDIG IST, MACHT<br />
AUCH MICH FLEXIBLER.«<br />
Petra Böhm arbeitet hauptberuflich als Übersetzerin und Sprachtrainerin.<br />
Ihre Arbeitszeit liegt zwischen 15 und 25 Stunden in der Woche.<br />
Volker Böhm ist in einem großen Chemieunternehmen im Bereich<br />
Business Development tätig. Er arbeitet in Vollzeit und pendelt jeden<br />
Tag circa 15 Kilometer mit dem Auto. In der Regel ist er fünf Tage in der<br />
Woche im Büro. Etwa vier bis fünf Tage im Monat geht er auf Dienstreise.<br />
Die beiden haben zwei Kinder im Alter von 8 und 11 Jahren.<br />
Petra Die Familie ist der Grund, weshalb ich selbstständig<br />
arbeite. Ich bin damals zur Studienberatung<br />
gegangen und habe gesagt: Ich möchte gerne<br />
etwas mit Sprachen machen. Der Studienberater<br />
hat mich relativ schnell auf Dolmetschen und<br />
Übersetzen gebracht und gesagt: Das ist ein Beruf,<br />
den man gut mit der Familie verbinden kann.<br />
Als die Kinder kamen, habe ich nur eine kurze<br />
Pause gemacht. Im Prinzip habe ich durchgehend<br />
von zu Hause gearbeitet. Elternzeit oder so etwas<br />
gab es ja für Freiberufler nicht. In dieser Zeit habe<br />
ich fast ausschließlich übersetzt, weil das sozusagen<br />
mit Kind auf dem Schoß noch ganz gut ging.<br />
Volker Ich habe keine Elternzeit genommen. Zum<br />
Glück habe ich aber Vertrauensarbeitszeit. Meine<br />
Chefs hatten immer Verständnis dafür, dass auch<br />
mal kurzfristig Dinge in der Familie passieren.<br />
Ich springe immer dann ein, wenn meine Frau<br />
nicht kann. In dieser Hinsicht sind wir nicht ganz<br />
gleichberechtigt.<br />
Arbeit ist mir wichtig, aber nicht so, dass ich alles<br />
andere der Arbeit unterordnen würde. Ich versuche,<br />
einen Kompromiss zu finden. Vielleicht<br />
dominiert die Karriere manchmal etwas mehr,<br />
aber nicht immer. Neben der Arbeit bin ich ehrenamtlich<br />
in der Kirchengemeinde tätig und in<br />
einem Service Club. Einmal in der Woche spiele ich<br />
Basketball mit Kollegen und Freunden. Ansonsten<br />
unternehmen wir viel mit unseren Kindern. Ich<br />
sehe zu, dass ich Zeit für meine Hobbys habe und<br />
vor allem, dass die Familie nicht darunter leidet.<br />
Aber dazu kann vielleicht Petra mehr sagen ...<br />
Petra Dem kann ich zustimmen. Volkers Arbeit<br />
ist wichtig, weil er Hauptverdiener ist. Aber die<br />
Familie hat bei ihm auch einen sehr hohen Stellenwert.<br />
Bei mir steht das Muttersein immer vorne,<br />
eindeutig. Aber ich bin sehr froh, dass ich nebenher<br />
arbeiten kann. Zurzeit unterrichte ich neben der<br />
Arbeit ehrenamtlich Deutsch als Fremdsprache.<br />
Außerdem bin ich Elternsprecherin.<br />
Volker Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass<br />
meine Frau selbstständig ist und quasi von überall<br />
auf der Welt aus arbeiten kann. Das macht auch<br />
mich extrem flexibel in meinem Job. Besonders<br />
gemerkt habe ich das, als ich 2010 von meiner<br />
Firma für dreieinhalb Jahr nach Hongkong<br />
geschickt wurde.<br />
Petra Für mich hat sich in Asien nicht viel geändert.<br />
Ich konnte für das deutsche Generalkonsulat in<br />
Hongkong beglaubigte Personenstandsurkunden<br />
und ähnliche Übersetzungen übernehmen. Dort<br />
war ich sogar die einzige vereidigte Übersetzerin<br />
für Englisch–Deutsch, Deutsch–Englisch. Stundenmäßig<br />
habe ich in Hongkong etwas mehr gear-<br />
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