Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Analysen<br />
von bereits Vollzeit-Selbstständigen zusätzlich zu<br />
klassischen Wegen der Auftragssuche genutzt.<br />
Wegen der unzureichenden Datenlage ist eine<br />
Abschätzung des Status quo und der zukünftigen<br />
Entwicklung dieser neuen Erwerbsform daher<br />
bisher nicht möglich.<br />
3 SOZIODEMOGRAFISCHE STRUKTUR<br />
Alter: Seit 2012 geht in nahezu allen Altersgruppen<br />
und Wirtschaftsbereichen die Zahl der<br />
Solo-Selbstständigen wieder zurück. Bemerkenswert<br />
ist, dass dies für die Gruppe der 25- bis 39-Jährigen<br />
schon seit fast zwei Jahrzehnten zutrifft<br />
(Brenke/Beznoska 2016: S. 21). Eine weiterhin<br />
wachsende Gruppe unter den Solo-Selbstständigen<br />
sind dagegen Menschen nahe am Ruhestand<br />
oder über dem gesetzlichen Renteneintrittsalter.<br />
Auch dieser Befund aus der Statistik überrascht,<br />
gewinnt man doch aus dem Feuilleton eher den<br />
Eindruck einer wachsenden jungen Gründer- und<br />
Kreativszene, die sich in Coworkingformaten als<br />
Ausdruck einer neuen Arbeits- und Lebensform<br />
tummelt. Stattdessen geht der Trend bei den<br />
Solo-Selbstständigen eher in die andere Richtung:<br />
hin zu einem Aufschieben des Ruhestands<br />
besonders durch Hochqualifizierte mit überdurchschnittlicher<br />
Vergütung, vor allem um im<br />
Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit weiter am<br />
Berufsleben teilnehmen zu können oder auch aus<br />
der Notwendigkeit heraus, die jeweiligen Alterseinkünfte<br />
zu erhöhen (Mai/Marder-Puch 2013:<br />
S. 493).<br />
Geschlecht: Seit 1995 steigt – parallel zur<br />
Frauenerwerbstätigkeit insgesamt – die Zahl der<br />
Frauen, die selbstständig erwerbstätig sind. Der<br />
Frauenanteil bei den Selbstständigen lag 2014 bei<br />
ca. 25 Prozent, bei den Solo-Selbstständigen bei 38<br />
Prozent. Das Gros der Selbstständigen ist demnach<br />
nach wie vor männlich (Brenke/Beznoska 2016:<br />
S. 20).<br />
Staatsangehörigkeit: Der Ausländeranteil bei<br />
Selbstständigen (10 Prozent) ist etwas höher als bei<br />
Beschäftigten (9 Prozent). 63 Prozent der Selbstständigen<br />
ohne deutsche Staatsangehörigkeit<br />
sind soloselbstständig. Bei den Deutschen beträgt<br />
diese Quote 55 Prozent (Brenke/Beznoska 2016:<br />
S. 22). Ausländische Selbstständige betreiben daher<br />
häufiger als deutsche Kleinstunternehmen (Mai/<br />
Marder-Puch 2013: S. 493). Insbesondere zwischen<br />
2003 und 2005 nahm die Zahl der ausländischen<br />
Solo-Selbstständigen zu. Brenke und Beznoska<br />
(2016: S. 23) führen dies auf die EU-Osterweiterung<br />
zurück.<br />
Berufsausbildung: Selbstständige verfügen im<br />
Vergleich zu Beschäftigten im Schnitt über eine<br />
höhere berufliche Qualifikation. 2014 gehörten<br />
zur Gruppe mit dem höchsten Bildungsniveau 44,7<br />
Prozent der Solo-Selbstständigen sowie 52,5 Prozent<br />
der Selbstständigen mit Arbeitnehmern. Die<br />
meisten Solo-Selbstständigen besitzen einen mittleren<br />
Bildungsabschluss. Auch im internationalen<br />
Vergleich zeigt sich, dass die Selbstständigen hierzulande<br />
gut qualifiziert sind. Im EU-Durchschnitt<br />
haben nur 31 Prozent der Selbstständigen einen<br />
höheren Bildungsabschluss.<br />
4 WIRTSCHAFTSBEREICHE UND BERUFE<br />
Auch in Deutschland sind Solo-Selbstständige<br />
überwiegend im expandierenden Dienstleistungssektor<br />
tätig. Die Zahl der Freiberuflerinnen und<br />
Freiberufler unter allen Selbstständigen beträgt<br />
ca. 30 Prozent (vgl. Jahresbericht BFB 2015: S. 16).<br />
Zahlenmäßig sind die meisten in der Unternehmensberatung,<br />
im Handel und im künstlerischen<br />
Bereich tätig, traditionell auch in der Landwirtschaft.<br />
Bei den Berufen der Solo-Selbstständigen<br />
gibt es eine große Bandbreite. Eine Zunahme<br />
gibt es u. a. bei Psychologinnen bzw. Psychologen,<br />
Künstlerinnen und Künstlern, Personen<br />
mit hauswirtschaftlichen Berufen, Lehrerinnen<br />
und Lehrern, Rechtspflegerinnen und Rechtspflegern,<br />
Publizistinnen bzw. Publizisten, Heilpraktikerinnen<br />
und Heilpraktikern, Friseurinnen und<br />
Friseuren, Kosmetikerinnen bzw. Kosmetikern,<br />
Werbefachleuten, diversen Fertigungsberufen,<br />
Technikerinnen und Technikern, Ingenieurinnen<br />
bzw. Ingenieuren und Sicherheitsberufen. Zurückgehend<br />
sind u. a. landwirtschaftliche Berufe und<br />
Gärtnerinnen bzw. Gärtner/Floristinnen bzw.<br />
Floristen, Glas-, Keramik- und Papierberufe,<br />
Händlerinnen und Händler, Vertreterinnen bzw.<br />
Vertreter, IT-Kräfte, Bürokräfte, gastwirtschaftliche<br />
Berufe, Hausmeisterinnen und Hausmeister<br />
(Brenke/Beznoska 2016: S. 26 ff.).<br />
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