Die Luzemer Pfarreien und Landvogteien
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■ FRÜHE LANDESHOHEIT UND LANDVOGTEIGRENZEN 99<br />
Beschlusses könnte geschlossen werden, daß Stadt <strong>und</strong> Geschworenes Gericht<br />
das gleiche Gebiet umfaßten. Des weitern zeigen zwei eindeutige Fälle aus den<br />
Jahren 1387 <strong>und</strong> 1421, daß der Rote Turm, wie das Sentitor damals hieß, innerhalb<br />
des Geschworenen Gerichts lag. 1387 nahm Peter Fr<strong>und</strong> von Luzem eine<br />
Surseerin mitten in der Luzerner Großstadt gefangen, führte sie durch die offenen<br />
Straßen <strong>und</strong> zum Roten Turm hinaus, wo er sie dann schlug.^'i Ähnlich<br />
verw<strong>und</strong>ete 1421 Volk Lieber einen Gast außerhalb des Roten Turms <strong>und</strong> des<br />
Geschworenen Gerichts.^'^ Da also die Sentivorstadt innerhalb des Geschworenen<br />
Gerichts lag, kommt eine Identität mit dem Burgerziel nicht in Frage. Endlich<br />
dürfte auch der Obergr<strong>und</strong> außerhalb des Obertors ganz außerhalb des<br />
Kreises des Geschworenen Gerichts gelegen haben. Denn der Schultheiß hielt<br />
1472 im Obergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> nicht am Fischmarkt einen Landtag ab, als in dieser<br />
Gegend ein Steinmetz einen Totschlag begangen hatte. Der Steinmetz wurde als<br />
Totschläger verrufen.^'^a Gesamthaft betrachtet kann angenommen werden, daß<br />
das Geschworene Gericht jenen Einzugsbereich umfaßte, in dem der Geschworene<br />
Brief Geltung besaß. <strong>Die</strong> Grenzen des Geschworenen Gerichts dürften<br />
endlich mit jenen des Friedkreises identisch gewesen sein.<br />
Fassen wir zusammen, so läßt sich für das Stadtgebiet ungefähr folgende Entwicklung<br />
vermuten. Der hochmittelalterliche Dinghof Luzern dehnte sich beidseits<br />
der Reuß aus <strong>und</strong> dürfte - falls hier je die Zelgenwirtschaft eingeführt<br />
wurde, was jedoch anzunehmen ist - die Siedlung am Seeausfluß, Zeigen <strong>und</strong><br />
eine AUmend umfaßt haben. <strong>Die</strong> Zeigen, welche als Flurnamen nachzuweisen<br />
sind^'S wurden in einem frühen Stadium in Allmendland umgewandelt, ein<br />
Vorgang, der im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert vermutlich bereits abgeschlossen war. Als die<br />
Stadt entstand <strong>und</strong> an Bedeutung gewann, dürften selbständige Einzelhöfe der<br />
Umgebung in ihren Sog geraten sein. Immer mehr bildete sich ein Ring solcher<br />
Landwirtschaftsbetriebe aus, die für die Lebensmittelversorgung des Konsumzentrums<br />
Luzern <strong>und</strong> als Kapitalanlage für finanzkräftige Bürger wichtig waren.<br />
Wann die Höfe nördlich <strong>und</strong> westlich der Stadt eingegliedert wurden, ist<br />
nicht erkennbar. Zum Teil waren sie wie die Mooshöfe Ausbauhöfe auf Allmendland.<br />
Etwas besser ablesen läßt sich die entsprechende Entwicklung am<br />
<strong>Die</strong>tschiberg.<br />
8" Th. von Liebenau, Sammlung (zitiert in Anmerkung 15) Nr. 71, S. 170.<br />
"'2 Raisbuch 1, 350r.<br />
"" Ratsprotokoll 5A, 238v. Vgl. Umgeldrechnung 1472/11, 21r.<br />
s" Garovi, S. 126f.