Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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mermesopause, ist ebenfalls eine Asymmetrie zwischen beiden Hemisphären zu beobachten. Die<br />
Sommermesopause entsteht im Süden weiter oben, ist in Modellen etwa 5 bis 10 Grad wärmer und<br />
wandert im Laufe des Sommers nach unten. Der winterliche Polarwirbel ist in der Südhemisphäre<br />
allgemein stärker und stabiler und reicht bis in die untere Mesosphäre. Auch findet die Umstellung<br />
auf Sommerbedingungen sehr viel später als auf der Nordhemisphäre statt. Dieser Umstand des<br />
späten Zusammenbruchs des Polarwirbels wird allgemein mit dem Ozonloch über der Antarktis<br />
in Verbindung gebracht, weil durch die fehlende bzw. reduzierte Absorption von UV-Strahlung<br />
im Südfrühling der Polarwirbel länger stabil bleibt. Dies führt dann, so die bisherige Meinung,<br />
zu den oben erwähnten hemisphärischen Unterschieden im Jahresgang der sommerlichen Mesopausenregion.<br />
Allerdings zeigt das kanadische Klimamodell der mittleren Atmosphäre auch ohne<br />
Berücksichtigung des Ozonlochs einen entsprechenden hemisphärischen Unterschied.<br />
Abb. 36.2: Hemisphärische Unterschiede (farbig dargestellt) in der Entwicklung der sommerlichen Atmosphäre:<br />
Südsommer minus Nordsommer am Beispiel der Temperatur (von 65 ◦ Breite bis zum Pol gemittelt)<br />
und des Zonalwindes (von 40 ◦ bis 60 ◦ Breite gemittelt). Die entsprechenden klimatologischen Variablen<br />
sind für den Südsommer mit schwarzen Isolinien unterlegt. Die Ergebnisse basieren auf einer Simulation<br />
mit KMCM unter Annahme einer vorgegebenen, äquatorsymmetrischen Ozonverteilung.<br />
In der Langzeitsimulation mit dem KMCM haben wir eine äquatorsymmetrische Ozonverteilung<br />
vorgeschrieben und auf dieser Basis die Nord-Süd-Asymmetrie unter idealisierten Bedingungen<br />
analysiert. Danach stellen sich in der sommerlichen mittleren Atmosphäre zumindest qualitativ dieselben<br />
Unterschiede zwischen südlicher und nördlicher Hemisphäre ein wie in den Beobachtungen<br />
(siehe Abb. 36.2). In der Tropo- und Stratosphäre entspricht dies, aufgrund der hemisphärischen<br />
Unterschiede in den Rossby-Wellen, den Erwartungen. Der unterschiedliche Jahresgang im Bereich<br />
der Sommermesopause lässt sich hinsichtlich des Mechanismus der Intrahemisphärischen Kopplung<br />
wie folgt verstehen: Der stärkere Zonalwind in der südlichen Stratosphäre sorgt dafür, dass ostwärtige<br />
Schwerewellen dort geschwächt werden. Damit ist ihr vertikaler Fluss von ostwärtigem Impuls<br />
in die Mesosphäre im Süden geringer, wodurch sich nach dem „downward control“-Prinzip insgesamt<br />
eine wärmere Mesosphäre ergibt. Mit Hilfe der thermischen Windgleichung erzeugt dies in der oberen<br />
Mesosphäre und unteren Thermosphäre wiederum eine anomale westwärtige Windkomponente,<br />
welche bewirkt, dass verbleibende ostwärtige Schwerewellen in größeren Höhen brechen. Deshalb<br />
reicht der aufsteigende Ast der residuellen Zirkulation im Süden höher, was die tieferen Temperaturen<br />
oberhalb von ca. 90 km erklärt. Nach diesem Mechanismus bestehen also beachtliche, rein<br />
dynamisch induzierte hemisphärische Unterschiede im Jahresgang der sommerlichen Mesopause.<br />
Diese Unterschiede weichen einerseits grundlegend von dem Muster, das man aufgrund der Interhemisphärischen<br />
Kopplung erwarten würde, ab und andererseits werden sie durch das Ozonloch<br />
über der Antarktis zum Teil erheblich verstärkt. Ungeklärt ist in diesem Zusammenhang die Rolle<br />
möglicher hemisphärischer Unterschiede in den Schwerewellenquellen.<br />
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