17.01.2014 Aufrufe

Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

diese Beobachtungen unter der Annahme interpretiert, dass beobachtete Echomaxima den Linien<br />

konstanter Phase einer solchen ebenen Schwerewelle folgen.<br />

Die betrachtete Geometrie ist in Abb. 20.3 nochmals<br />

schematisch dargestellt. Aus der reinen zeitlichen Veränderung<br />

des Beobachtungsmusters lassen sich unter der oben<br />

genannten Annahme horizontale und vertikale Phasengeschwindigkeiten<br />

ableiten. Diese betragen für den gezeigten<br />

Zeitraum 33 m/s in westliche Richtung und eine abwärts gerichtete<br />

Phasenausbreitung von 1,7 m/s in der Vertikalen.<br />

Interessanterweise ergibt sich daraus bereits eine für Schwerewellen<br />

erwartete Eigenschaft, nämlich, dass die Wellen in<br />

der Regel gegen den Grundstrom propagieren, da die mit<br />

dem Grundstrom propagierenden Wellen mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

auf ein kritisches Niveau treffen, wo sie absorbiert<br />

werden. In der Tat weht in diesem Fall der mittlere<br />

Hintergrundwind mit etwa 40 m/s nach Osten, so dass die<br />

Abb. 20.3: Schema zur Illustration der hier abgeleitete beobachtete horizontale Phasengeschwindigkeit<br />

von – 33 m/s einer intrinsischen Phasengeschwindig-<br />

Schwerewellenausbreitung<br />

keit von – 73 m/s entspricht. Unter der weiteren Zuhilfenahme der linearen Schwerewellentheorie<br />

(Dispersionsrelation) lassen sich dann alle relevanten Wellenparameter, wie die beobachtete und intrinsische<br />

Periode (3,8 h/105 min) sowie die horizontale und vertikale Wellenlänge (460 km/23 km),<br />

ableiten.<br />

Abb. 20.4: Zeitreihen der Zonal- (rote<br />

Linie) und Meridionalwindfluktuationen<br />

(blaue Linie) nach Bandpassfilterung<br />

über ein Periodenintervall von<br />

3 – 4 Stunden.<br />

Was bleibt, ist aber die Frage, ob die oben gemachte<br />

Annahme, dass die Echomaxima Linien konstanter Phasen<br />

einer Schwerewelle folgen, in der Tat zu halten ist.<br />

Um dies zu überprüfen, wurden gleichzeitige Windmessungen<br />

mit dem Saura-MF-Radar herangezogen und auf ihren<br />

spektralen Gehalt hin untersucht. In der Tat findet<br />

sich in diesen Winddaten eine deutliche Wellenaktivität<br />

im oben abgeschätzten Periodenbereich von 3 – 4 h. Dies<br />

ist in Abb. 20.4 verdeutlicht, welche Zeitreihen der Zonalund<br />

Meridionalwindfluktuationen (u ′<br />

und v ′ ) aus den MF-<br />

Radarmessungen nach Bandpassfilterung für den oben genannten<br />

Periodenbereich zeigt. Zum Zeitpunkt der beobachteten<br />

PMWE (19 – 19:30 h) wird in der Tat auch in diesen<br />

Daten eine in Ost-West-Richtung propagierende (erkennbar<br />

am großen Verhältnis von u ′ und v ′ ) Schwerewelle<br />

identifiziert, was die oben gemachte Annahme verifiziert.<br />

Die beobachtete dreidimensionale PMWE-Morphologie<br />

lässt sich also in der Tat durch die Morphologie einer westwärts<br />

gegen den Grundstrom propagierenden Schwerewelle<br />

erklären. Dabei ist bemerkenswert, dass der aus den<br />

MAARSY-Dopplermessungen abgeleitete Hintergrundwind<br />

trotzdem mit den aus MF- und Meteorradarmessungen abgeleiteten Winden übereinstimmt. Dies<br />

deutet darauf hin, dass der Erzeugungsprozess der beobachteten Echos eng mit dem Brechungsprozess<br />

der identifizierten Schwerewelle verknüpft ist. Das heißt, dass die Erzeugung der Brechungsindexfluktuationen<br />

mit der Phasenausbreitung der Welle wandert, nicht aber die Brechungsindexfluktuationen<br />

selbst. Dies legt eine wichtige Rolle der Schwerewellendynamik für das Auftreten<br />

der PMWE nahe, so dass dieser spezielle Punkt in Zukunft bei der Interpretation von PMWE-<br />

Beobachtungen näher untersucht werden wird.<br />

74

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!