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Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

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15 Lidar-Windmessungen über ALOMAR<br />

(J. Hildebrand, G. Baumgarten, J. Fiedler, B. Kaifler, F.-J. Lübken, G. von Cossart)<br />

Wind- und Temperaturmessungen sind für das Verständnis dynamischer und thermischer Prozesse<br />

in der mittleren Atmosphäre besonders wichtig. Ein weiter Teil dieses Höhenbereiches ist jedoch<br />

messtechnisch nur schwer zugänglich. Das Fehlen elektrischer Ladungen zwischen etwa 30 und<br />

70 km Höhe verhindert Radarmessungen, die ansonsten kontinuierliche Beobachtungen zulassen.<br />

Satelliten können diesen Höhenbereich nicht komplett erfassen. Ballons steigen nur bis etwa 40 km<br />

Höhe und erlauben, genauso wie Raketen, nur sporadische Messungen. Das ALOMAR RMR-Lidar<br />

ermöglicht Temperatur-, Aerosol- und Windmessungen in Höhen zwischen etwa 15 und 90 km und<br />

schließt damit diese Lücke.<br />

Das Prinzip der Windmessungen beruht auf der Dopplerverschiebung, die das an Luftteilchen<br />

rückgestreute Licht erfährt, wenn sich diese aufgrund des Hintergrundwindes bewegen. Das Lidar<br />

nutzt zwei schwenkbare Teleskope, um zwei Windkomponenten gleichzeitig messen zu können.<br />

Für eine Messung am 25. Januar 2009 wurden<br />

beide Teleskope in entgegengesetzte<br />

Himmelsrichtungen ausgerichtet, um mit<br />

beiden Systemen unabhängig voneinander<br />

den Zonalwind zu bestimmen. Abb. 15.1<br />

zeigt die dabei bestimmten Vertikalprofile<br />

des Zonalwindes und zum Vergleich ein<br />

Profil aus ECMWF-Daten. Das Süd-Ost-<br />

Teleskop (SET) wurde unter Nutzung einer<br />

unmittelbar vorher stattgefundenen Messung<br />

der Vertikalwindgeschwindigkeit kalibriert<br />

(für ausreichend lange Integrationszeiten<br />

ist der Vertikalwind nahezu null),<br />

für das Nord-West-Teleskop (NWT) wurde<br />

die Kalibration mit einer Labormessung<br />

vorgenommen. Der Vergleich der beiden Lidarprofile<br />

ist sehr gut: Zwischen 35 und<br />

50 km Höhe und oberhalb von 60 km sind<br />

die Windgeschwindigkeiten innerhalb der<br />

Altitude (km)<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

25. 01. 2009 3:25–7:15<br />

SET<br />

ECMWF<br />

NWT<br />

-80 -60 -40 -20 0 20 40 60<br />

Zonal wind speed (m/s)<br />

Abb. 15.1: Vertikalprofile der Zonalwindgeschwindigkeit<br />

für den Morgen des 25. Januar 2009, gemessen mit<br />

dem Nord-West-Teleskop (NWT, 5 rote Fehlerbalken) und<br />

dem Süd-Ost-Teleskop (SET, blaue Fehlerbalken). Die<br />

grüne Kurve zeigt ein Windprofil aus ECMWF-Daten.<br />

Fehlerbalken gleich. Für den Höhenbereich 50 – 60 km kann ausgeschlossen werden, dass der Unterschied<br />

instrumentell bedingt ist. In dieser Höhe sind die Messvolumina der beiden Teleskope etwa<br />

40 km voneinander entfernt. Denkbar ist also eine Inhomogenität des Windfeldes, etwa aufgrund<br />

einer atmosphärischen Welle mit einer horizontalen Wellenlänge im Bereich einiger 10 km. Dass<br />

die von beiden Systemen voneinander unabhängig gemessenen Windprofile so gut übereinstimmen,<br />

belegt die Fähigkeit des ALOMAR RMR-Lidars, über einen weiten Höhenbereich der mittleren<br />

Atmosphäre absolute Windgeschwindigkeiten messen zu können.<br />

Unter Nutzung weiterer Instrumente, die auf der ALOMAR-Forschungsstation betrieben werden,<br />

kann der Höhenbereich für Windmessungen nach oben erweitert werden. Das IAP betreibt in<br />

unmittelbarer Nähe des ALOMAR-Observatoriums mehrere Radarinstrumente (s. Kap. 17), u. a.<br />

ein Meteorradar, das zwischen etwa 75 und 95 km Höhe Windgeschwindigkeiten messen kann. Da<br />

das Sichtfeld des Radars sehr viel größer ist als das des Lidars, ist es für vergleichende Messungen<br />

aber nicht die erste Wahl. Mit einem Natriumresonanzlidar messen US-amerikanische und norwegische<br />

Kollegen im Bereich der Natriumschicht in einer Höhe von 80 bis 110 km die Natriumdichte,<br />

Temperatur und Windgeschwindigkeit. Das Na-Lidar nutzt die gleichen Empfangsteleskope wie<br />

das RMR-Lidar. Obwohl das Sichtfeld des Na-Lidars etwas größer ist als das des RMR-Lidars und<br />

leicht gegen dieses verkippt ist, können beide Messvolumina als etwa gleich betrachtet werden.<br />

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