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Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

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9 Lidarmessungen der Temperaturgezeiten über Kühlungsborn<br />

(M. Kopp, M. Gerding, J. Höffner, F.-J. Lübken)<br />

Gezeiten in der Atmosphäre sind global auftretende Wellenstrukturen mit ganztägigen, halbtägigen<br />

oder auch kürzeren Perioden. Sie werden u. a. durch eine periodische Absorption solarer Strahlung<br />

angeregt. Neben anderen Wellen, wie Schwerewellen, sind sie für den Transport von Energie und<br />

Impuls aus der Tropo- und Stratosphäre in die Meso- und Thermosphäre verantwortlich. Damit<br />

sind sie bedeutend für das Verständnis der Dynamik der mittleren Atmosphäre insgesamt. Seit<br />

einigen Jahren ist die Analyse von Gezeitenkomponenten aus Radar-Windmessungen oder auch<br />

aus Temperatur- und Windmessungen von Satelliten etabliert. Es gibt derzeit weltweit nur sehr<br />

wenige quasi-kontinuierliche, tageslichtunabhängige Lidar-Temperaturmessungen, die wesentliche<br />

Teile der mittleren Atmosphäre umfassen. Jedoch bis vor kurzem keine in mittleren Breiten.<br />

In Kühlungsborn werden seit Sommer <strong>2010</strong> zum ersten Mal Temperaturmessungen mit einem<br />

neuen RMR-Lidar unabhängig von der Tageszeit durchgeführt. Das tageslichtfähige RMR-Lidar<br />

wurde zusätzlich zu dem bereits existierenden, ausschließlich bei Dunkelheit messenden, RMR-<br />

Lidar in Betrieb genommen. Am Tag werden aus RMR-Messungen Temperaturen bis in 75 km<br />

Höhe und in der Nacht bis 90 km berechnet. Durch die Kombination mit einem Kaliumresonanzlidar<br />

werden zusätzlich Temperaturen zwischen 80 und 105 km bestimmt. Messungen rund um die Uhr<br />

ermöglichen die Analyse von Wellenkomponenten ohne tageslichtbedingte Messlücken.<br />

In Abb. 9.1 wird eine mehrtägige<br />

Messung (vom 29. September bis<br />

3. Oktober <strong>2011</strong>) in einem Höhenbereich<br />

von 43 bis 105 km gezeigt. Unterhalb<br />

von ca. 80 km werden Temperaturen<br />

vom RMR-Tagsystem und oberhalb<br />

von 80 km vom K-Lidar verwendet.<br />

Dargestellt sind Temperaturabweichungen<br />

vom Tagesmittel, um vorhandene<br />

Wellenstrukturen besser zu verdeutlichen.<br />

In den ersten drei Tagen<br />

sind deutliche Wellensignaturen mit<br />

abwärts gerichteter Phasenausbreitung<br />

über den kompletten Höhenbereich zu<br />

sehen. Am letzten Tag sind die Wellenstrukturen<br />

weniger klar. Die grau hinterlegten<br />

Bereiche markieren die Messzeit,<br />

die mit dem bisher vorhandenen<br />

Nachtsystem und damit ohne Tageslichtfähigkeit<br />

möglich ist. Offensichtlich<br />

kann nur durch Messungen bei Tag und<br />

Nacht eine vollständige Interpretation des Wellenspektrums erfolgen.<br />

Abb. 9.1: Temperaturabweichungen vom Tagesmittel aus<br />

durchgehenden RMR- und K-Lidarmessungen (29. September<br />

bis 3. Oktober <strong>2011</strong>). Die Lücken um 12 LT sind auswertebedingt.<br />

Grau hinterlegte Bereiche markieren die Messzeit<br />

des vorhandenen Nachtsystems. Bei den Temperaturberechnungen<br />

wurde ein maximaler Fehler von 10 K zugelassen.<br />

Die Analyse von Gezeitenstrukturen wird im Allgemeinen im Höhenbereich von 43 bis 95 km<br />

durchgeführt, abgesehen von einer Lücke um 80 km, wo das Signal-zu-Rauschverhältnis zu schlecht<br />

ist. Oberhalb von 80 km, und damit aus K-Lidar-Temperaturen, werden Gezeitenstrukturen aufgrund<br />

der Tageslichtfähigkeit dieses Lidars bereits seit einigen Jahren analysiert. Typischerweise<br />

werden circa 100 Messstunden für eine Analyse benötigt, um Wellen mit Perioden ähnlich den<br />

Gezeiten sicher von diesen zu trennen. Wetterbedingt eignen sich z. B. im Oktober <strong>2011</strong> insgesamt<br />

137 Messstunden (d. h. sieben Messungen, die länger als sechs Stunden sind) für eine Analyse.<br />

Für die Gezeitenanalyse werden diese sieben mehrstündigen Messungen überlagert und zunächst<br />

saisonale Variationen durch den Abzug eines mittleren Temperaturjahresgangs eliminiert.<br />

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