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Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

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2 Anwendung von Radaren zur Untersuchung dynamischer<br />

Prozesse in der mittleren Atmosphäre<br />

(P. Hoffmann, M. Rapp, E. Becker, R. Latteck, V. Matthias, M. Placke, W. Singer, G. Stober,<br />

M. Zecha, D. Keuer)<br />

Zu den Kernaufgaben der Radarfernerkundung der mittleren Atmosphäre gehört die Quantifizierung<br />

grundlegender dynamischer Eigenschaften, insbesondere der Winde sowie ihrer Variabilität<br />

auf allen erfassbaren räumlichen und zeitlichen Skalen (planetare Wellen, Gezeiten, Schwerewellen).<br />

Dies ist entscheidend für ein Gesamtverständnis der mittleren Atmosphäre, da die Zirkulation in<br />

diesem Höhenbereich, der als der empfindlichste Teil der gesamten Atmosphäre für Klimaänderungen<br />

angesehen werden kann, wesentlich durch atmosphärische Wellen unterschiedlicher Perioden<br />

beeinflusst wird. Infolge der abnehmenden Luftdichte zeigen aufwärts propagierende Wellen in<br />

diesen Höhen exponentiell anwachsende Amplituden, bis sie dann brechen und zur Änderung des<br />

Grundstroms und sowohl direkt als auch indirekt zu deutlichen Änderungen der Temperaturen<br />

führen. Beispiele dafür sind Temperaturen von ca. 130 K in der polaren Mesopausenregion mit<br />

Abweichungen von mehr als 80 K von der Strahlungsgleichgewichtstemperatur sowie Trends in der<br />

mesosphärischen Sommertemperatur, die mehr als eine Größenordnung größer sind als die entsprechenden<br />

Änderungen in der Troposphäre. Andererseits beeinflusst der mittlere Wind selbst auch<br />

wieder die vertikalen Ausbreitungsbedingungen der Wellen durch Filterung an kritischen Schichten,<br />

bei denen die Phasengeschwindigkeit der Wellen dem Hintergrundwind entspricht. Ein Ziel<br />

der Anwendung von Radarverfahren zur Untersuchung dynamischer Prozesse liegt im Verständnis<br />

der Prozesse bei der Anregung, Ausbreitung und Dissipation von Wellen verschiedener Skalen. In<br />

diesem Beitrag werden dazu exemplarisch einige Ergebnisse gezeigt. Eine Übersicht über die auf<br />

unterschiedlichen Frequenzen arbeitenden Radar-Systeme des IAP wird im Kap. 17 gegeben. Wichtige<br />

Vorteile dieser Geräte sind zum einen der wetterunabhängige Messbetrieb und zum anderen<br />

die hohe zeitliche und vertikale Auflösung im Vergleich zu gegenwärtig verfügbaren Satellitenmessungen.<br />

Da einige dieser Radar-Systeme bereits seit mehr als 10 Jahren betrieben werden, sind<br />

die entsprechenden Daten auch zur Untersuchung langfristiger Veränderungen in der mittleren<br />

Atmosphäre, einem weiteren wissenschaftlichen Schwerpunkt des IAP, geeignet.<br />

2.1 Winde und langperiodische Wellen in hohen und mittleren Breiten<br />

altitude (km)<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

MF and Meteor radar Andenes (69°N, 16°E)<br />

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40<br />

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-20<br />

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20<br />

40<br />

0<br />

50 100 150 200 250 300 350<br />

daynumber 2009<br />

MF and Meteor radar Juliusruh (54°N, 13°E)<br />

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40<br />

40<br />

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-20<br />

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-40<br />

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20<br />

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50 100 150 200 250 300 350<br />

daynumber 2009<br />

40 E<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50 W<br />

Abb. 2.1: Zonalwind im Jahr 2009 aus Messungen mit dem MF-<br />

Radar (70 – 82 km) und Meteorradar (82 – 95 km); links für Andenes,<br />

rechts für Juliusruh.<br />

Die kontinuierliche Bestimmung<br />

mittlerer Winde und der aus ihren<br />

Fluktuationen abgeleiteten Wellen<br />

basiert auf der Anwendung<br />

von zwei unterschiedlichen Radarverfahren.<br />

Bei den MF-Radaren<br />

werden Radiowellen auf Frequenzen<br />

zwischen 2 und 3 MHz ganzjährig<br />

in Höhen zwischen ∼ 60 km<br />

und 95 km partiell an Störungen<br />

des Brechungsindexes reflektiert.<br />

In diesen Höhen ist der Brechungsindex<br />

durch den ionisierten Teil der Luft (freie Elektronen) bestimmt, wobei die Ionisation<br />

im Wesentlichen durch solare Wellen- und Teilchenstrahlung erfolgt. Die mit dem Wind mitgeführten<br />

Brechungsindexvariationen bewirken eine Dopplerverschiebung des Radarsignals, die seit<br />

langem zur Bestimmung des Windes vom Boden aus genutzt wird. Messungen mit diesem Verfahren<br />

liegen in Juliusruh seit 1990 und in Andenes seit 1999 vor. Radiowellen im unteren VHF-Bereich<br />

(30 – 50 MHz) werden weiterhin an Meteorspuren reflektiert. Die Mehrzahl der in die Erdatmosphäre<br />

einfallenden Meteoroide verglüht in Höhen zwischen etwa 75 km und 120 km und erzeugt<br />

dabei eine Ionisationsspur. Radarbeobachtungen der vom Wind transportierten Ionisationsspur<br />

-60<br />

zonal wind (m/s)<br />

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