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Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

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10 Temperatur- und NLC-Trends mit LIMA/Eis<br />

(U. Berger, F.-J. Lübken, G. Baumgarten, J. Fiedler)<br />

Die polare Mesopausenregion im Sommer ist<br />

ein Bereich der oberen Atmosphäre, in dem<br />

die sog. leuchtenden Nachtwolken (noctilucent<br />

clouds, NLC) existieren können. Sie treten<br />

typischerweise in Höhen von 83±2 km<br />

auf. NLC verdanken ihre Existenz der Tatsache,<br />

dass die Luft im Mesopausenbereich<br />

extrem kalt wird, so dass die Anwesenheit<br />

selbst sehr geringer Mengen von Wasserdampf<br />

dazu ausreicht, kleinste Eispartikel<br />

zu bilden. Typischerweise steigt die Häufigkeit<br />

des Auftretens der Wolken von einigen<br />

Nächten pro Sommer bei Kühlungsborn<br />

(54 ◦ N) auf etwa 1/3 aller Nächte bei<br />

ALOMAR (69 ◦ N) an.<br />

Welche Informationen über die Atmosphäre<br />

im Mesopausenbereich können wir<br />

aus Beobachtungen dieser Wolken gewinnen?<br />

Es ist insbesondere die Höhe einer<br />

NLC, die sich mit guter Genauigkeit messen<br />

Abb. 10.1: Mit Lidars gemessene NLC-Höhen (blaue<br />

Punkte) und historische Messungen von ca. 1890 (roter<br />

Punkt). LIMA-Resultate für NLC-Höhen (grüne Linie)<br />

und Sommer-Temperaturen (schwarze Linien) für<br />

1997–2007.<br />

lässt. Ferner gibt es Höhenmessungen von NLC über einen Zeitraum von über 100 Jahren. Diese<br />

stellen vermutlich die längste Reihe quantitativer Messungen für einen Parameter der oberen Atmosphäre<br />

dar. Die erste Serie solcher Höhenmessungen mittels fotografischer Triangulation wurde<br />

in den Sommern der Jahre 1889–1891 von O. Jesse durchgeführt. In Abb. 10.1 werden die mit modernen<br />

Lidars gemessenen NLC-Höhen mit den frühen Triangulations-Ergebnissen verglichen. Der<br />

Mittelwert der Messungen von Jesse hat eine Höhe von 82,4 km. Die modernen Lidar-Messungen<br />

aus den Jahren 1997–2007 verlaufen von hohen zu mittleren Breiten über Longyearbyen (78 ◦ N),<br />

ALOMAR (69 ◦ N), Søndre Strømfjord (67 ◦ N) und<br />

Kühlungsborn (54 ◦ N). Abbildung 10.1 zeigt zunächst,<br />

dass für alle Beobachtungsorte die mittleren<br />

gemessenen NLC-Höhen in einem engen Höhenband<br />

von 82,1 km bis 83,5 km dicht beieinander<br />

liegen und zwar bei Temperaturen zwischen<br />

146 und 150 K. Zudem erkennt man in<br />

Abb. 10.1 eine gute Übereinstimmung der aus<br />

LIMA/Eis berechneten NLC-Höhen mit den beobachteten<br />

Werten. Vergleicht man die historischen<br />

Höhenmessungen von Jesse mit den nächstgelegenen<br />

Lidar-Stationen Kühlungsborn (82,8 km) bzw.<br />

ALOMAR (83,2 km), so finden wir fast identische<br />

NLC-Höhen. Damit liegt der früheste Triangulationswert<br />

(nunmehr 110 Jahre älter als der erste<br />

Lidarwert) so nahe an den modernen Lidar- und<br />

Abb. 10.2: Korrelation der mittleren NLC-<br />

Höhen gegen mittlere Temperaturen bei 83 km,<br />

berechnet mit LIMA/Eis.<br />

LIMA/Eis-Ergebnissen, dass keine signifikante Abweichung des alten von den modernen Höhenwerten<br />

vorliegt: Die Höhe der NLC hat sich im vergangenen Jahrhundert nicht messbar verändert.<br />

Wir wissen aus Modellrechnungen, dass die Höhe der NLC hochsignifikant in einem linearen<br />

Zusammenhang mit der Umgebungstemperatur in NLC-Höhen steht (siehe Abb. 10.2). Wir können<br />

also umgekehrt schlussfolgern: Hätte sich die Atmosphäre in NLC-Höhen in den letzten 100 Jahren<br />

merklich abgekühlt, so hätte man ein signifikantes Absinken der NLC-Höhen beobachten müssen,<br />

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