Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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Transport durch GW. In äquatorialen Breiten treten große negative Abweichungen bis etwa<br />
−1,2 ppmv in 60 km Höhe auf.<br />
Der direkte Transport von Spurenstoffen durch GW kann als vertikale Mischung verstanden<br />
werden, die sich zusätzlich zu der von den GW angetriebenen residuellen Zirkulation in der oberen<br />
Mesosphäre ergibt. Der entsprechende Wellenfluss der Spurenstoffe ist entgegengesetzt zu dem<br />
großräumigen vertikalen Gradienten des mittleren Mischungsverhältnisses gerichtet und unabhängig<br />
von der residuellen Zirkulation. Aus unserem numerischen Sensitivitätsexperiment können wir<br />
den vertikalen Fluss explizit berechnen.<br />
Dieser ist in Abb. 38.2 dargestellt und belegt, dass die Mischung durch GW tatsächlich die<br />
Umverteilung des Wasserdampfs bestimmt. Da das Wasserdampfmischungsverhältnis mit der Höhe<br />
abnimmt, ist der durch Schwerewellen induzierte Fluss positiv, d. h. aufwärtsgerichtet. Er hat<br />
ein Maximum in der Sommermesopausenregion, was in Abb. 38.2 in hohen südlichen Breiten zu<br />
erkennen ist. Die dicke rote Linie kennzeichnet den Übergang von positiver (oberhalb) zu negativer<br />
(unterhalb) absoluter Abweichung des Wasserdampfmischungsverhältnisses (entnommen aus<br />
Abb. 38.1b). In der Winterhemisphäre in hohen Breiten fällt die Nulllinie steil, bis unterhalb der<br />
Stratopause, ab. Darüber erzeugen die GW entgegen der residuellen Zirkulation mit abwärtsgerichteten<br />
Winden einen aufwärtsgerichteten Fluss.<br />
Die Ergebnisse unserer Modellrechnungen<br />
belegen, dass die vertikale<br />
Mischung durch GW einen bedeutenden<br />
Einfluss auf die Verteilung aller<br />
wichtigen langlebigen Spurenstoffe,<br />
wie Wasserdampf, molekularer Wasserstoff,<br />
Kohlenstoffdioxid, Methan,<br />
atomarer Sauerstoff und Stickstoffoxide,<br />
hat. Diese besitzen in der MLT-<br />
Region, je nach Konstituenten und<br />
Höhenbereich, einen positiven oder<br />
negativen Gradienten des Mischungsverhältnisses.<br />
Eine zusätzliche Variabilität<br />
ist mit den durch GW induzierten<br />
Temperaturvariationen verbunden,<br />
die die chemischen Reaktionsraten<br />
und den molekularen Diffusionskoeffizienten<br />
beeinflussen.<br />
Die Strahlungskühlung der MLT-<br />
Region erfolgt im Wesentlichen über<br />
Stöße zwischen atomarem Sauerstoff<br />
und Kohlenstoffdioxid. Der atomare<br />
Abb. 38.2: Der durch Schwerewellen erzeugte Fluss des Wasserdampfs<br />
für den 30. Januar. Die dicke rote Linie zeigt den<br />
Übergang von positiver (dünne rote Linien) zu negativer (unterhalb<br />
der roten Linien) absoluter Abweichung des Mischungsverhältnisses<br />
an.<br />
Sauerstoff wird abwärts und Kohlenstoffdioxid aufwärts durch Schwerewellen gemischt, so dass<br />
GW auf diese Weise zusätzlich das thermische Regime beeinflussen. Ähnliches gilt auch für den<br />
Einfluss der GW auf die chemischen Erwärmungsraten, die sich durch die Umverteilung der Spurenstoffe,<br />
insbesondere von atomarem Sauerstoff, Ozon und atomarem Wasserstoff, verändern. Die<br />
Umverteilung der langlebigen Konstituenten beeinflusst darüber hinaus indirekt die Komposition<br />
kurzlebiger Spurenstoffe, wie die der Wasserstoffradikale oder des Ozons und atomaren Sauerstoffs.<br />
Das hat wiederum Auswirkungen auf die katalytischen Prozesse des Abbaus von Ozon und<br />
atomarem Sauerstoff oder auf die Balance zwischen Wasserdampf und molekularem Wasserstoff.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die internen Schwerewellen einen erheblichen, direkten<br />
Einfluss auf die chemische Komposition und das thermische Regime in der MLT-Region<br />
besitzen, der bislang in Klima-Chemiemodellen kaum berücksichtigt wurde.<br />
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