Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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21 MAARSY: Einblick in die horizontalen Eigenschaften des<br />
mesosphärischen Windfeldes<br />
(G. Stober, R. Latteck, M. Rapp, W. Singer, M. Zecha)<br />
Während der letzten beiden Jahre wurde MAARSY sukzessive fertiggestellt und ist seit Sommer<br />
<strong>2011</strong> mit seiner vollen Leistungsstärke einsatzbereit. Nachdem bereits im Sommer <strong>2010</strong> erste Versuche<br />
mit umfangreichen systematischen Scanexperimenten mit bis zu 97 Strahlrichtungen erprobt<br />
wurden, konnte im Sommer <strong>2011</strong> über einen Zeitraum von ca. 3 Wochen eine noch umfangreichere<br />
Kampagne durchgeführt werden.<br />
Diese Experimente waren gut geeignet, um komplexere Analysemethoden zur Bestimmung<br />
des horizontalen und vertikalen Windfeldes anzuwenden. Bereits im Sommer <strong>2010</strong> wurde mit den<br />
Arbeiten für ein Softwaremodul zur Bestimmung des horizontal aufgelösten Windes mit Hilfe eines<br />
“Velocity Azimuth Displays” (VAD) begonnen. Der Vorteil dieser neuen Analysemethode liegt in<br />
der Möglichkeit, weitere dynamische Parameter<br />
der Atmosphäre zu bestimmen, die mit herkömmlichen<br />
Methoden nicht messbar sind. Diese zusätzlichen<br />
Parameter führen zu einer besseren Beschreibung<br />
der kinematischen Eigenschaften des<br />
horizontalen Windfeldes. So liefert eine VAD-<br />
Auswertung zusätzlich zum mittleren Wind noch<br />
Informationen über die horizontale Divergenz gemischt<br />
mit der vertikalen Geschwindigkeit sowie<br />
die Streckungs- und Scherungsdeformation im erfassten<br />
Messbereich. Das grundlegende Prinzip einer<br />
VAD-Analyse besteht in der Messung der radialen<br />
Windgeschwindigkeit für mehrere unterschiedliche<br />
Azimutwinkel bei festem Zenitwinkel.<br />
In Abb. 21.1 ist schematisch dargestellt wie<br />
sich ein horizontal divergentes Windfeld von einem<br />
nicht divergenten Windfeld unterscheidet. Die rote<br />
Linie markiert dabei die theoretisch messbare<br />
radiale Windgeschwindigkeit eines störungsfreien<br />
Windfeldes für einen beliebigen Azimutwinkel. Die<br />
schwarze Linie symbolisiert die theoretisch beobachtbare<br />
radiale Geschwindigkeit unter der Annahme<br />
eines horizontal divergenten Windfeldes.<br />
Abb. 21.1: oben links: Schematische Darstellung<br />
eines horizontal divergenten Windfeldes; oben<br />
rechts: Vergleich der radialen Windgeschwindigkeiten<br />
eines ungestörten (rot) und eines horizontal<br />
divergenten (schwarz) Windfeldes für beliebige<br />
Azimutwinkel; unten: Gemessene radiale Winde<br />
(blaue Dreiecke) und gefitteter radialer Wind<br />
(schwarze Linie).<br />
Die Verschiebung zwischen der schwarzen und roten Linie resultiert zum einen aus der horizontalen<br />
Divergenz, kann jedoch auch einen Beitrag aus dem vertikalen Wind beinhalten. Diese Mehrdeutigkeit<br />
lässt sich auflösen, indem mehrere VAD-Experimente zu einem “Extended Velocity Azimuth<br />
Display” (EVAD) kombiniert werden. Die Streckungs- und Scherungsdeformation ist ebenfalls in<br />
Abb. 21.1 (unteres Bild) zu erkennen. Diese Störungen des Windfeldes führen zu Abweichungen<br />
von einer idealen Sinusschwingung (rote Linie). Die schwarze Linie resultiert aus einer Anpassung<br />
der Modellfunktion an die gemessenen radialen Geschwindigkeiten (blaue Dreiecke) mit Hilfe der<br />
Methode der kleinsten Quadrate.<br />
In Abb. 21.2 sind die einzelnen Strahlpositionen der verschiedenen VAD-Scans für einen jeweils<br />
festen Schwenkwinkel auf eine Landkarte von Nordnorwegen projiziert. Die Position und die Größe<br />
der roten Kreise markieren den Durchmesser eines 3,6 ◦ schmalen Radarstrahls in einer Höhe<br />
von 84 km. Die Experimentsequenz bestand aus 4 verschiedenen Einzelexperimenten. Jedes Experiment<br />
beinhaltet 25 unterschiedliche Strahlrichtungen, die mit Ausnahme des vertikalen und<br />
5 ◦ -Schwenkwinkels eine Auswertung mit der VAD-Analyse zulassen.<br />
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