Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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25 Trends und Variabilität des mesosphärischen Windfeldes mit<br />
der solaren Variabilität<br />
(W. Singer, P. Hoffmann, G. Kishore Kumar)<br />
Windmessungen mittels MF- und Meteorradaren in arktischen (Andenes/Kiruna, 69 ◦ N) und mittleren<br />
Breiten (Juliusruh, 55 ◦ N) in den Jahren 1999 bis <strong>2010</strong>, die einen vollen solaren Aktivitätszyklus<br />
umfassen, sind eine zuverlässige Datenbasis zur Untersuchung von Trends und einer durch<br />
die solare Aktivität bedingten möglichen Variabilität des Windfeldes in Höhen zwischen 70 km<br />
und 95 km (siehe auch Kap. 17). Die jahreszeitliche Variation des mittleren Zonalwindes im Zeitraum<br />
1999 – <strong>2010</strong> ist im Sommer durch einen starken westwärts gerichteten Strahlstrom unterhalb<br />
von etwa 85 km und einen ostwärts gerichteten Strahlstrom darüber charakterisiert. Das Windfeld<br />
unterliegt im Winter einer starken Variabilität, hervorgerufen durch planetare Wellen und damit<br />
verbundenen stratosphärischen Erwärmungen. In Höhen oberhalb von 88 km ist im Sommer 2000<br />
bzw. 2003 eine durch die solare Aktivität bedingte Windvariation mit größeren Windgeschwindigkeiten<br />
bei erhöhter Sonnenaktivität verbunden (Abb. 25.1a und 25.1b).<br />
Abb. 25.1: a) Jahreszeitliche Variation des Zonalwindes in 88 km in Andenes (69 ◦ N, durchgezogene Kurven)<br />
für typische Jahre erhöhter und niedriger solarer Aktivität und in Juliusruh (55 ◦ N, gestrichelte Kurven)<br />
für 2000 (solares Aktivitätsmaximum) und 2008 (solares Aktivitätsminimum). Dargestellt ist der<br />
mittlere Zonalwind auf der Grundlage 10-tägiger harmonischer Analysen. b) Variation der solaren Lymanα-Strahlung<br />
(Ly α ) zwischen 1999 und <strong>2010</strong> (Monatsmittelwerte, Einheiten: ph · cm −2 s −1 ).<br />
Der Einfluss der solaren Aktivität auf das Windfeld und Trends im Windfeld wurden mit Hilfe<br />
der robusten Regressionsanalyse nach der zweifachen Regressionsgleichung u = a + b · Ly α + c · Jahr<br />
getrennt für die zonalen und meridionalen mittleren Winde und die Gezeitenkomponenten durchgeführt.<br />
Die signifikantesten partiellen Regressionskoeffizienten wurden für den mittleren Zonalwind<br />
im Sommer erhalten. Signifikante, mit der Sonnenaktivität zunehmende, ostwärts gerichtete Winde<br />
wurden zwischen 88 km und 94 km mit Windzunahmen von 4 – 5 m/s pro Ly α -Flusseinheit gefunden<br />
(linkes Bild in Abb. 25.2). Die Windänderungen in Abhängigkeit vom Ly α -Fluss zeigt das rechte<br />
Bild in Abb. 25.2. Dieser erste Hinweis auf eine durch die solare Aktivität bedingte Variation des<br />
mesosphärischen Windfeldes erfordert jedoch längere Zeitreihen zur Bestätigung. Ein signifikanter,<br />
gering negativer Trend wurde nur in 82 km mit Werten um – 1 m/s pro Jahr gefunden, ein Wert,<br />
der mit Analysen von MF-Radarbeobachtungen in Juliusruh übereinstimmt.<br />
Neben der moderaten Variation der solaren Wellen- und Teilchenstrahlung im Verlaufe eines<br />
solaren Aktivitätszyklus fallen während solarer Protonenevents (SPEs) extrem starke Flüsse energetischer<br />
Protonen in die Mesosphäre und Stratosphäre ein. Sie bewirken die bekannten extremen<br />
Erhöhungen der Ionisation bis in Höhen von 50 km und darunter. Messungen hierdurch bedingter<br />
Änderungen des dynamischen Zustandes der Atmosphäre sind dagegen sehr selten. Die Wechselwirkung<br />
der Protonen mit Luftmolekülen und Spurengasen bewirkt die Produktion von HO x -<br />
und NO x -Teilchen, die eine katalytische Zerstörung von Ozon bewirken und eine Abkühlung der<br />
Mesosphäre unterhalb von etwa 80 km infolge verringerter Ozon-Heizung hervorrufen.<br />
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