Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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0<br />
24 Trends mesosphärischer Schwerewellen im Sommer mittlerer<br />
Breiten<br />
(P. Hoffmann, M. Rapp, W. Singer, D. Keuer)<br />
Seit 1990 werden in Juliusruh (54,6 ◦ N, 13,4 ◦ O) kontinuierliche<br />
Messungen im Mesosphärenbereich zur Bestimmung<br />
mittlerer Winde und der daraus abgeleiteten<br />
Wellen genutzt. Die mittlere jahreszeitliche Variation<br />
des Zonalwindes (Abb. 24.1a) ist durch einen typischen<br />
westwärts gerichteten Sommerjet im Höhenbereich<br />
unterhalb von 85 km bestimmt. Im Vergleich dazu sind<br />
die ostwärts gerichteten Winde im Winter und während<br />
der Äquinoktien sehr variabel. Wesentliche beobachtete<br />
Eigenschaften der Mesosphäre, wie z. B. die Umkehr der<br />
Zonalwinde in ca. 85 km Höhe, aber auch die thermische<br />
Struktur der Mesosphäre, lassen sich nicht ohne Berücksichtigung<br />
atmosphärischer Schwerewellen erklären. Ihre<br />
Bestimmung erfolgt aus den Fluktuationen der gemessenen<br />
Winde. Dazu wird hier die Summe der spektralen<br />
Leistungsdichte für definierte Periodenbereiche nach<br />
vorherigem Abzug der mittleren Grundwinde und Gezeitenwellen<br />
genutzt. In Abb. 24.1b ist der mittlere Jahresgang<br />
von Schwerewellen mit Perioden zwischen 3 und<br />
6 Stunden, abgeleitet aus den Windmessungen seit 1990,<br />
dargestellt. Der mittlere saisonale Verlauf ist durch eine<br />
halbjährliche Variation mit Minima zu den Äquinoktien<br />
und Maxima in den Wintermonaten bestimmt. Im Sommer<br />
wird ein sekundäres Maximum im Höhenbereich von<br />
80 bis 90 km beobachtet. Die in der Mesosphäre beobachtete<br />
Schwerewellenaktivität ist von ihren Quellen in der<br />
Tropo- und Stratosphäre (z. B. Orographie, Konvektion,<br />
Starkwindgebiete) abhängig, enthält aber auch Informationen<br />
zu den durch den Hintergrundwind bestimmten<br />
vertikalen Ausbreitungsbedingungen.<br />
a)<br />
altitude (km)<br />
b)<br />
altitude (km)<br />
c)<br />
altitude (km)<br />
90<br />
80<br />
70<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
mean zonal wind 1990 - <strong>2011</strong> (m/s) - Juliusruh<br />
J<br />
J<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
F M A M J J A O N D<br />
month<br />
mean kinetic energy<br />
F<br />
0<br />
0.2<br />
F<br />
M<br />
M J J<br />
month<br />
-20<br />
0<br />
0<br />
20<br />
(m/s)**2 - Juliusruh<br />
regression coefficient (m/s/year)<br />
-0.2<br />
M<br />
-0.4<br />
0<br />
M J J<br />
month<br />
0.4<br />
-0.6<br />
-0.4<br />
-0.2<br />
0.2<br />
0<br />
0.4<br />
0.2<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
-40<br />
-50<br />
-60<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
-0.4<br />
-0.6<br />
-0.8<br />
Abb. 24.1: a) Mittlerer Jahresgang des<br />
Zonalwindes aus MF-Radar-Beobachtungen<br />
in Juliusruh; b) Mittlerer Jahresgang<br />
der Schwerewellenaktivität; c) Höhen-Zeit-<br />
Schnitt des Trends der Zonalwinde in<br />
Juliusruh von 1990 – <strong>2011</strong>.<br />
Die nun seit mehr als 22 Jahren vorliegenden Ergebnisse gestatten ferner eine Untersuchung<br />
der langfristigen Veränderungen der Winde und Wellen. Da aber bisher kaum Erkenntnisse über<br />
Trends in der Schwerewellenaktivität vorliegen, soll hier untersucht werden, inwieweit vorhandene<br />
Trends in den mittleren Winden für langfristige Veränderungen der Schwerewellen verantwortlich<br />
sind. Hierzu wurden zunächst monatliche Trends der Winde bestimmt und in Abb. 24.1c als Jahresgang<br />
der Regressionskoeffizienten der Zonalwinde in Abhängigkeit von Monat und Höhe gezeigt.<br />
In den Sommermonaten sind die abgeleiteten Trends signifikant und unterhalb ca. 83 km negativ<br />
(d. h. Zunahme des Ostwindes), darüber positiv. In den Wintermonaten sind die Trends positiv,<br />
aber nicht signifikant. Ein Grund dafür besteht in der erhöhten Variabilität planetarer Wellen,<br />
die häufig zu den im Kap. 26 beschriebenen stratosphärischen Erwärmungen führen. Die stärksten<br />
Trends im Zonalwind treten im Sommer unterhalb von 75 km auf. Das ist auch in der Darstellung<br />
der Jahr-zu-Jahr-Variationen der Abweichungen der Zonalwinde vom langjährigen Mittel für den<br />
Monat Juli ersichtlich (Abb. 24.2). Die abgeleiteten Trends sind mit Korrelationskoeffizienten zwischen<br />
0,58 und 0,74 statistisch signifikant (> 95%), außer für die Höhe von 80 km, in der größere<br />
Variationen im Vergleich zu anderen Höhen beobachtet werden. Im Juli wird in mittleren Breiten<br />
ein Maximum des Ostwindes in ca. 74 – 75 km in der relativ stabilen Sommerzirkulation beobachtet.<br />
Wir betrachten diesen Jet als Maß für die Änderung des Windfeldes von der Stratosphäre bis<br />
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