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Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

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tigung hoch genug, dass auch in den Temperaturmaxima meist kein Abschmelzen stattfindet, beim<br />

späten Wachstum verursachen die gleichen Temperaturschwankungen jedoch Sublimationsphasen.<br />

Die hohe Wachstumsgeschwindigkeit dr<br />

dt<br />

kurz vor Beobachtung (≈ 15 nm/h bei −2 h) und die Sublimationsgeschwindigkeit<br />

danach kommen zustande, weil dr<br />

dt proportional zu (p H 2 O − p ∗ sat) ist und<br />

der H 2 O-Partialdruck p H2 O in 83 km ca. 50-mal größer ist als in 88 km. Die Hauptwachstumsphase<br />

von 20 − 60 nm findet innerhalb von nur 4 Stunden statt und bewirkt ein Ansteigen der Helligkeit<br />

um rund 2 Größenordnungen. Das Temperaturminimum in der Hauptwachstumsphase wird durch<br />

aufwärts gerichteten Vertikalwind verursacht. Dieser wirkt zusätzlich der Sedimentation entgegen<br />

und hält die Eisteilchen in der sehr wasserdampfreichen Schicht um 83 km.<br />

Abb. 11.3 zeigt die Entstehung<br />

der Teilchen. Diese findet nicht<br />

gleichmäßig statt, sondern schubweise.<br />

Vor allem die späten Nukleationsschübe<br />

sind scharf voneinander<br />

abgegrenzt. Eisteilchen entstehen<br />

vor allem, während die mittlere<br />

Übersättigung S = p H 2 O<br />

p sat<br />

der Umgebung<br />

ansteigt. Ausnahmen lassen<br />

sich durch Inhomogenität im<br />

NLC-Volumen erklären: S kann lokal<br />

steigen und Eisbildung ermöglichen,<br />

während es im Mittel über<br />

ein größeres Volumen fällt. Starke<br />

Nukleation tritt vor allem dann<br />

auf, wenn zuvor in einer Phase sehr<br />

niedriger Übersättigung viele Eisteilchen<br />

in der Umgebung sublimiert<br />

sind und deshalb deren Kon-<br />

Abb. 11.3: Alter der NLC aus Abb. 11.1. Oben: Teilchenanzahl<br />

des Ensembles und Nukleationsrate, unten: Übersättigung<br />

und Anzahldichte von Eisteilchen in Umgebung des Ensembles.<br />

densationskeime für erneute Eisbildung<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Allgemeine Aussagen über die Vorgeschichte von NLC sind von Belang, da NLC ein Trendindikator<br />

für die Mesosphäre sind und als aktive Tracer von mehreren Einflussgrößen wie Temperatur<br />

und Wasserdampf abhängen, einschließlich deren Variabilität durch Wellen. Das Verständnis der<br />

Bildung von NLC erlaubt daher, aus NLC-Beobachtung auf die Bedingungen bei ihrer Bildung zu<br />

schließen, ohne diese direkt zu messen. Wir führen die Trajektorienuntersuchung für je 50 NLC-<br />

Ereignisse an drei Standorten (69 ◦ N, 78 ◦ N und südlich von 60 ◦ N) aus. Die Trajektorien werden<br />

dabei mit überlagerten Epochen (Beobachtung ist t = 0) analysiert und mit ihrem jeweiligen<br />

Rückstreukoeffizienten bei t = 0 (in etwa β ∝ r 5 ) gewichtet. Damit werden Charakteristika wie<br />

u. a. Teilchenalter und Sichtbarkeitsdauer quantifiziert (Tab. 11.1). Als Sichtbarkeitsdauer definieren<br />

wir die Zeitspanne um die Beobachtung herum, in welcher das Teilchen mehr als 10 % seiner<br />

eigenen beobachteten Helligkeit aufweist. Während das Teilchenalter stark abhängig von der Breite<br />

der Beobachtung ist, ist die Sichtbarkeitsdauer nahezu breitenunabhängig. Sichtbare NLC-Teilchen<br />

werden innerhalb weniger Stunden einige hundert km vom Beobachtungsort entfernt gebildet.<br />

Tab. 11.1: Charakteristika der Entwicklung von NLC-Teilchen mit Verteilungsbreite, gewichtet mit β(t=0)<br />

Breite der Beobachtung < 60 ◦ N 69 ◦ N 78 ◦ N<br />

Radius bei Beobachtung 37,4 ± 8,6 nm 59,5 ± 15,1 nm 61,3 ± 16,1 nm<br />

Teilchenalter 19,3 ± 8,3 h 36,4 ± 16,3 h 63,0 ± 15,0 h<br />

Nukleationshöhe 87,0 ± 1,1 km 87,8 ± 1,6 km 89,4 ± 1,1 km<br />

Nukleationstemperatur 132,5 ± 3,0 K 130,0 ± 4,4 K 124,1 ± 3,6 K<br />

Sichtbarkeitsdauer 4,8 ± 1,5 h 4,5 ± 1,7 h 4,6 ± 2,0 h<br />

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