Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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50 Saisonaler Zyklus von brechenden Rossby-Wellen und der Anregung<br />
von Trägheitsschwerewellen<br />
(A. Schneidereit, D.H.W. Peters, A. Gabriel)<br />
Troposphäre und mittlere Atmosphäre stehen in enger wechselseitiger Beziehung zueinander. Die<br />
von der Stratosphäre aus induzierte Modifizierung des längenabhängigen Grundstromes in der<br />
oberen Troposphäre beeinflusst das Brechen der synoptischen Wellen (Rossby-Wellen) und somit<br />
die Großwetterlage. Umgekehrt werden durch das Brechen der Rossby-Wellen Trägheitsschwerewellen<br />
generiert (siehe Kap. 40), welche in die mittlere Atmosphäre propagieren und brechen.<br />
Eine detaillierte Klimatologie der Brechungsereignisse der Rossby-Wellen ermöglicht eine genauere<br />
Untersuchung ihres Einflusses auf das Wetter und der Bestimmung der Regionen mit erhöhter<br />
Trägheitsschwerewellenabstrahlung. Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen dem<br />
Brechen der Rossby-Wellen und den dadurch hervorgerufenen Auswirkungen auf das Wettergeschehen<br />
sowie ihrer möglichen Wirkungen auf höhere atmosphärische Schichten.<br />
Abb. 50.1: Hovmöller Diagramm der klimatologischen<br />
Verteilung der vier RWBs gemittelt zwischen<br />
20 ◦ und 70 ◦ N. Die Brechungsindizes basieren<br />
auf der meridionalen Komponente des Wellenaktivitätsflusses<br />
[m 2 s −2 ].<br />
Die Brechungsereignisse der planetaren Wellen<br />
werden mittels der von Gabriel und Peters<br />
(JMSJ, 2008 ) entwickelten Methode identifiziert<br />
und klassifiziert. Das Erkennen des Brechens der<br />
Rossby-Wellen (RWB) erfolgt über den negativen<br />
meridionalen Gradienten der potentiellen<br />
Vorticity auf der isentropen Fläche von 330 K,<br />
der die irreversible Vermischung von verschiedenen<br />
Luftmassen beschreibt. Basierend auf der<br />
Annahme, dass während des Brechens die meridionale<br />
Komponente des Wellenaktivitätsflusses<br />
ihr Maximum erreicht, werden anhand des<br />
Vorzeichens des Flusses zwei verschiedene Brechungsarten<br />
unterschieden: zyklonal und antizyklonal.<br />
Abhängig vom Grundstrom auf 300 hPa<br />
können die RWBs in jeweils zwei verschiedene<br />
Unterarten unterteilt werden. Antizyklonale<br />
RWBs in konfluenter (diffluenter) Strömung<br />
werden als RWB-LC1 (RWB-P2) bezeichnet. Zyklonale<br />
RWBs eingebettet in konfluenter (diffluenter)<br />
Strömung werden als RWB-P1 (RWB-<br />
LC2) gekennzeichnet. Die im Folgenden dargestellten<br />
Ergebnisse basieren auf den Reanalysedaten<br />
des EZMW im Zeitraum 1958 bis 2002.<br />
Der klimatologische Jahresgang gemittelt<br />
zwischen den Breiten 20 ◦ − 70 ◦ N zeigt saisonale<br />
Unterschiede (Abb. 50.1). Besonders prägnant<br />
ist hierbei die starke Reduzierung aller vier<br />
RWB-Typen während des Sommers und die saisonale<br />
Schwankung der geographischen Länge.<br />
Bevorzugte Bereiche von antizyklonalen RWBs sind Südeuropa/Nordatlantik (nahe 0 ◦ ) sowie die<br />
Pazifikküste Nordamerikas (nahe 110 ◦ W). Zyklonale RWBs treten vermehrt über der Labradorsee<br />
(nahe 60 ◦ W) und den Aleuten (150 ◦ − 180 ◦ W) auf.<br />
Die statistische Verteilung der RWBs der gesamten Nordhemisphäre basiert auf den mit dem<br />
Wellenbrechen assoziierten Wellenaktivitätsflüssen. Der gewonnene RWB-Index spiegelt dabei die<br />
meridionale Komponente des Wellenaktivitätsflusses am Ort des Wellenbrechens wider. Für den<br />
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