Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Wellendiffusionskoeffizient wird in<br />
niederen Breiten minimal, was teilweise mit<br />
dem Mangel an Quellen der GW in den Tropen<br />
im gegenwärtigen Modell erklärt werden<br />
kann. Die Unterschiede in K wave für unterschiedliche<br />
Konstituenten, einschließlich auftretender<br />
Singularitäten, haben verschiedene<br />
Ursachen. Die schwach negative Region<br />
in Abb. 39.1a und 39.1b unterhalb von<br />
65 km Höhe um 60 ◦ N, berechnet für Wasserdampf<br />
und Methan, lässt sich aus dem starken<br />
meridionalen Gradienten an der Grenze<br />
zum Polarwirbel erklären. Niederfrequente<br />
Schwerewellen dominieren hier den meridionalen<br />
Transport. Diese Wellen sind durch<br />
eine geringere vertikale und größere horizontale<br />
Windkomponente im Vergleich zu GW<br />
mittlerer Frequenzen gekennzeichnet.<br />
Abb. 39.3: Wellendiffusionskoeffizient berechnet für<br />
Wasserdampf (schwarz), Methan (violett), Kohlenstoffdioxid<br />
(grün), atomaren Sauerstoff (rot), Stickstoffmonoxid<br />
(blau) und Stickstoffdioxid (orange) in 88 km Höhe<br />
für 30. Januar (a), 20. März (b) und 21. Juni (c).<br />
Abb. 39.2: Kinetische Energie der im KMCM aufgelösten<br />
GW zonal und über den Tag für den 30. Januar<br />
gemittelt.<br />
Abb. 39.3 illustriert für drei saisonale<br />
Fälle, dass K wave für verschiedene langlebige<br />
Spurenstoffe oberhalb von 75 km nahezu<br />
identisch ist, mit Ausnahme jener Bereiche,<br />
in denen der Konstituent nicht mehr ein passiver<br />
Tracer ist oder sein vertikaler Gradient<br />
verschwindet. Dieses Ergebnis ist nicht<br />
überraschend, da auch für die meridionale<br />
Mischung in der Stratosphäre durch Rossby-<br />
Wellen gefunden wurde, dass sie quasi identisch<br />
für unterschiedliche passive Spurenstoffe<br />
ist, was hier auf große Ähnlichkeiten (sogenannte<br />
kompakte Relationen) in den Spurenstoffverteilungen<br />
zurückzuführen ist. Diese<br />
Erklärung trifft jedoch für die chemischen<br />
Konstituenten in der MLT-Region nicht zu.<br />
Wir haben auf Basis der quasilinearen<br />
GW-Theorie einen Wellendiffusionskoeffizienten<br />
abgeleitet, der unabhängig von der<br />
speziellen Tracerverteilung ist. Damit kann<br />
K wave als eine intrinsische Eigenschaft der<br />
Schwerewellenaktivität in der MLT-Region<br />
verstanden werden. Wie der Vergleich von<br />
Abb. 39.2 mit Abb. 39.1 zeigt, steht K wave<br />
in der Tat in enger Beziehung zu der im Modell<br />
KMCM berechneten kinetischen Energie<br />
der GW. Damit erlaubt die Abschätzung<br />
der Wellenmischung aus dem variablen Tracerfeld<br />
Rückschlüsse auf die Amplituden und<br />
dominierenden Wellenzahlen der GW. Durch den Vergleich beobachteter und berechneter Spurenstoffverteilungen<br />
könnte man also zukünftig zu Abschätzungen der langzeitigen Variabilität der<br />
Schwerewellenaktivität, insbesondere in der sommerlichen Mesopausenregion gelangen.<br />
112