Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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45 Perspektiven mit dem nichthydrostatischen Modell ICON-IAP<br />
(A. Gaßmann)<br />
Abb. 45.1: Überströmung eines kleinskalig modulierten Berges.<br />
Mit dem neuen nichthydrostatischen<br />
Modell ICON-IAP (ICOsahedral Nonhydrostatic<br />
model at IAP) kann die<br />
Schwerewellenausbreitung auf kleineren<br />
Skalen als mit dem KMCM untersucht<br />
werden. Der Grund dafür ist, dass<br />
die hydrostatische Approximation entfällt,<br />
die immer impliziert, dass die vertikale<br />
Skala der Wellen viel kleiner sei<br />
als die horizontale Skala. Daher kann<br />
mit einem nichthydrostatischen Modell<br />
dargestellt werden, wie ein Wellenpaket<br />
unter bestimmten Bedingungen unterhalb<br />
eines Niveaus in der Atmosphäre<br />
gefangen bleibt. Ein idealisiertes Beispiel<br />
dafür ist in Abb. 45.1 dargestellt. Hier wird ein relativ breiter Berg, dem eine kurzwellige<br />
orographische Störung aufgeprägt ist, mit einem konstanten horizontalen Wind von links angeströmt.<br />
In der hier gezeigten Simulation mit dem ICON-IAP klingen die kurzwellig aufgeprägten<br />
Wellen sehr schnell mit der Höhe ab und nur die größerskalige Welle kann sich ausbreiten. Im<br />
allgemeinen Fall hängt dieser Effekt von der Wellenfrequenz, der Grundstromgeschwindigkeit, der<br />
statischen Stabilität und der aufgeprägten Wellenlänge ab. Mit dem ICON-IAP-Modell lassen sich<br />
in Zukunft solche Effekte auch für das Ausbreiten von Wellen von der Troposphäre bis in die Mesosphäre<br />
studieren. Dazu müssen die nichthydrostatischen horizontalen Skalen numerisch aufgelöst<br />
werden.<br />
Abb. 45.2: Gitterstruktur des ICON-<br />
IAP.<br />
Im Gegensatz zum Spektralmodell KMCM ist ICON-<br />
IAP ein Gitterpunktsmodell, dessen Gitterpunkte aus der<br />
sukzessiven Teilung von den Dreiecken eines Ikosaeders generiert<br />
werden. Abb. 45.2 zeigt eine grobe Grundstruktur<br />
des Gitters. Die Hauptgitterboxen sind Sechsecke (und 12<br />
Fünfecke). In deren Zentren werden alle skalaren Variablen<br />
definiert. Die Geschwindigkeitskomponenten sind senkrecht<br />
auf den Seitenflächen definiert. Diese Variablenanordnung<br />
erlaubt eine sehr genaue Darstellung sich ausbreitender<br />
Schwerewellen. Der Vorzug dieser hauptsächlich hexagonalen<br />
Gitterstruktur ist außerdem die sehr gleichmäßige Verteilung<br />
der Gitterboxen auf den Globus. Dass diese hexagonale<br />
Gitterstruktur bisher weder in der Klimamodellierung<br />
noch in der numerischen Wettervorhersage Anwendung<br />
fand, lag vor allem daran, dass ein richtiges numerisches<br />
Verfahren zur Diskretisierung des verallgemeinerten<br />
Coriolisterms bislang nicht zur Verfügung stand. In den letzten Jahren konnte jedoch eine Methode<br />
entwickelt werden, mit dem die zugrunde liegende Dynamik korrekt umgesetzt wird. Am IAP ist<br />
es insbesondere gelungen, die horizontale Smagorinsky-Diffusion auf einem hexagonalen Gitter so<br />
zu definieren, dass die Reibungswärme konsistent mit dem Energiesatz und dem 2. Hauptsatz der<br />
Thermodynamik generiert wird.<br />
Das ICON-IAP ist massen- und energieerhaltend in der örtlichen und zeitlichen Diskretisierung<br />
konzipiert. Damit wird es möglich, den Lorenz-Energiezyklus richtig darzustellen. Abb. 45.3 zeigt<br />
nun die mit ICON-IAP simulierte Energetik der baroklinen Wellenentwicklung in einer adiabatischen<br />
Modellatmosphäre über 40 Tage. Das Konzept der totalen potentiellen Energie, die die innere<br />
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