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Institutsbericht 2010/2011 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

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13 NLC über ALOMAR: Gezeiten<br />

(J. Fiedler, G. Baumgarten, U. Berger, G. von Cossart, P. Hoffmann, N. Kaifler, F.-J. Lübken)<br />

Das ALOMAR RMR-Lidar wird seit 15 Jahren regelmäßig für die Beobachtung von NLC eingesetzt.<br />

Die NLC-Saison bei 69 ◦ N reicht von Anfang Juni bis Mitte August. In diesem Zeitraum<br />

wurde von 1997 – <strong>2011</strong> mit dem Lidar ca. 4740 Stunden gemessen, davon zeigten ca. 2090 Stunden<br />

NLC. Dies ist weltweit der umfangreichste mit einem Lidar bestimmte NLC-Datensatz. Die<br />

Messungen zeigen die Variabilität des Auftretens und der Eigenschaften der Eisteilchen auf unterschiedlichen<br />

Zeitskalen. Wir finden sehr intensive und persistente Variationen mit Perioden von 24<br />

und 12 Stunden, deren Ursache den thermischen Gezeiten zugeordnet werden kann.<br />

Abb. 13.1: Tageszeitliche Variationen der NLC-Höhe (z c ), -Helligkeit (β max ) und -Häufigkeit (OF ) aus<br />

RMR-Lidar-Messungen sowie der Temperatur (LIMA) und der Zonalwinde (LIMA, MF-Radar = gestrichelt)<br />

in 83 km über ALOMAR für den integrierten Datensatz von 1997 bis <strong>2010</strong>.<br />

Abb. 13.1 zeigt das mittlere tägliche Verhalten grundlegender NLC-Parameter sowie der Temperatur<br />

(LIMA-Modell) und des Zonalwindes (LIMA-Modell, ALOMAR MF-Radar) bei 83 km<br />

über ALOMAR im Sommer. Über den Tag variiert die NLC-Höhe um ca. 1 km, die Helligkeit<br />

um den Faktor 1,7 und die Häufigkeit um den Faktor 2,8. Höhe und Helligkeit sind statistisch<br />

signifikant anti-korreliert, was mit dem Entwicklungsprozess der Eisteilchen erklärbar ist: Während<br />

des Größenwachstums nehmen sie an Masse zu und sinken nach unten. Dadurch sind größere<br />

(hellere) Teilchen im Mittel in geringeren Höhen zu finden. Die identische Phasenlage des Zonalwindes<br />

in Messung und Modell zeigt die gute Reproduktion des Gezeiteneinflusses in LIMA. In<br />

NLC-Höhe berechnet das Modell eine Temperaturgezeit von 3,4 K im Mittel über mehrere Jahre.<br />

Der Zeitraum des häufigsten NLC-Auftretens in den frühen Morgenstunden fällt mit den niedrigsten<br />

Temperaturen und stärksten Ostwinden zusammen. Dies weist auf die starke Modulation<br />

leuchtender Nachtwolken durch atmosphärische Gezeiten hin.<br />

Die Persistenz des tageszeitlichen NLC-Verhaltens weist auf einen relativ stabilen Gezeiteneinfluss<br />

hin, jedoch sind die Gezeitenkomponenten nicht konstant über die Jahre. Für deren Bestimmung<br />

nutzen wir harmonische Fits mit Perioden von 24 und 12 Stunden an die Messwerte. Zur<br />

Erhöhung der statistischen Sicherheit werden die Stundenmittel der NLC-Parameter zuvor jeweils<br />

über 3 Jahre gleitend gemittelt. In Abb. 13.2 sind die Zeitreihen der Amplituden und Phasen der<br />

ganz- und halbtägigen Variationen von NLC-Häufigkeit und -Helligkeit dargestellt. Beide Phasen<br />

der Häufigkeit liegen stabil bei ca. 4 Uhr Lokalzeit, was die Ursache für das regelmäßig erhöhte<br />

NLC-Auftreten in den Morgenstunden ist. Die ganztägige Phase der Helligkeit steigt über den gesamten<br />

Zeitraum monoton um 7 Stunden an. Die halbtägige Amplitude der Helligkeit hat um das<br />

Jahr 2001 herum ein tiefes Minimum, das mit dem Maximum der solaren Aktivität zusammenfällt.<br />

Einige Gezeitenparameter sind also recht konstant, andere hingegen zeigen beträchtliche zeitliche<br />

Variationen, deren Ursachen bis jetzt nicht klar sind.<br />

Diese Variabilität könnte die Interpretation von Messungen beeinflussen, die nur einen Teil<br />

der Tageszeit abdecken. Satelliteninstrumente (z. B. SBUV auf NOAA-Satelliten) fliegen meist in<br />

sonnensynchronen Umlaufbahnen und beobachten NLC nur zu zwei festen Lokalzeiten, die sich<br />

über die Jahre verändern können.<br />

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