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Zur Geschichte der Stadtentwässerung Dresdens

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Zwischenlagerung am Feldrand. Hierdurch entstanden<br />

erhebliche Geruchsbelästigungen. Die<br />

Folge waren berechtigte Klagen <strong>der</strong> Bewohner<br />

<strong>der</strong> angrenzenden Ortschaften.<br />

Abhilfe sollte eine weitgehende Wasserabscheidung<br />

aus dem Siebgut schaffen. Die Senkung<br />

des Wassergehaltes durch Zentrifugation erwies<br />

sich als nicht ausreichend, um die Zersetzungsvorgänge<br />

zu unterbinden. Daran anschließend<br />

wurde die Trocknung mittels Dampf in beheizten<br />

Muldentrocknern erprobt. Das Trockengut hatte<br />

nur noch zirka 7 % Wassergehalt, war nahezu<br />

geruchlos und ließ sich gut in Säcken verpacken.<br />

Es konnte selbst in heißen Sommermonaten mit<br />

<strong>der</strong> Bahn auf weite Entfernungen problemlos<br />

verschickt werden. Allerdings war das Verfahren<br />

sehr aufwändig und kostspielig.<br />

Infolge des hohen Fettgehalts im Trockengut von<br />

zirka 13 %, dessen Herauslösung mittels Trichloräthylen<br />

bzw. Benzin und guter Verkaufschancen<br />

sowohl des Fettes (es wurde mit 500 kg/d Fett<br />

gerechnet) als auch <strong>der</strong> getrockneten, entfetteten<br />

Siebrückstände (Schätzwert 18 M/t) wurde<br />

im Sommer 1914 <strong>der</strong> Bau einer entsprechenden<br />

Aufbereitungsanlage für das Siebgut vom Stadtrat<br />

beschlossen. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges<br />

verzögerte die Fertigstellung <strong>der</strong> Anlage bis zum<br />

Februar 1916.<br />

Der eingetretene Mangel an fetthaltigen Nahrungsmitteln<br />

machte sich im Fettgehalt <strong>der</strong> Abwasserrückstände<br />

bemerkbar. Der Fettgehalt<br />

sank auf zirka 1 % und war vorwiegend mineralischen<br />

Ursprungs. Das Trockengut erwies sich als<br />

ein begehrtes Düngemittel. Das Fett fand für<br />

technische Zwecke Verwendung. Infolge Kohlenund<br />

Arbeitskräftemangel musste <strong>der</strong> Betrieb <strong>der</strong><br />

Anlage bereits 1916 wie<strong>der</strong> eingestellt werden.<br />

Der spürbare Mangel an Düngemitteln führte zu<br />

einer gesteigerten Nachfrage nach dem frisch<br />

geför<strong>der</strong>ten Siebgut seitens <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

aus <strong>der</strong> näheren und weiteren Umgebung <strong>der</strong><br />

Kläranlage. Es wird berichtet [12], dass die Fuhrleute<br />

oft früh „anstehen“, um gegen Zuteilungskarten<br />

ihre Ladung zu erhalten. Der Verkaufspreis<br />

lag im Jahre 1922 bei 4 M/t abgetropftem Siebgut.<br />

Die Beseitigungsfrage konnte vorläufig als<br />

gelöst betrachtet werden.<br />

Der offene, überdachte Lagerplatz für das Siebgut<br />

entsprach auf die Dauer jedoch nicht den<br />

hygienischen Anfor<strong>der</strong>ungen. Er war Quelle für<br />

unangenehme Gerüche und bot Ungeziefer, wie<br />

Ratten o<strong>der</strong> Fliegen, freien Zutritt. Eine Kompostierung<br />

stellte ebenfalls eine offene Behandlungsmethode<br />

dar und ließ keine wesentliche<br />

Verbesserung dieser Zustände erwarten.<br />

Inzwischen hatte das Verfahren <strong>der</strong> Faulung von<br />

Abwasserschlämmen unter Luftabschluss in geschlossenen<br />

beheizten Behältern nach Amerika<br />

und England auch in Deutschland, speziell in<br />

Essen, erste Anwendung gefunden. Vom Tief-<br />

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