Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 103<br />
Verbal suggestive Techniken<br />
Direkte Suggestionen<br />
Die Amnesiesuggestion der HGHS:A (deutsche Übersetzung durch Bongartz, 1982) lautet:<br />
Sie werden vielleicht den Eindruck haben, dass Sie geschlafen hätten, weil Sie es schwierig<br />
finden werden, sich an alle Dinge zu erinnern, die ich Ihnen beschrieben habe und die Sie<br />
erlebt haben. In der Tat werden Sie es so mühsam finden, sich an alle Dinge zu erinnern, dass<br />
Sie keine Lust haben, es überhaupt zu tun. Es wird viel einfacher sein, alles zu vergessen, bis<br />
ich Ihnen sage, dass Sie sich wieder erinnern können. Sie werden sich an nichts erinnern, bis<br />
ich Ihnen sage: „So, nun können Sie alles erinnern.“ (S.14)<br />
Nach der Reorientierung aus der Trance, wird den Hypnotisanden die Instruktion gegeben<br />
eine Liste mit den Ereignissen aus der Hypnosesitzung aufzustellen. Anschließend erfolgt die<br />
Aufhebung der Amnesie mit den Worten: „So, jetzt können Sie alles erinnern“ (Bongartz,<br />
1982, S.15).<br />
Wie schon erwähnt zeigen 36 % der deutschen Normstichprobe nach dieser Suggestion eine<br />
PHA, allerdings ohne Berücksichtigung des Kriteriums der Reversibilität (Bongartz, 1985).<br />
Permissive Suggestionen<br />
Mit permissiv gehaltenen Suggestionen wird dem Pbn mehr Freiheit gelassen die<br />
Amnesiesuggestion anzunehmen oder abzulehnen oder auch nur zum Teil anzunehmen. Die<br />
Suggestion stellt eher ein Angebot als einen Befehl dar und wird deshalb vielleicht eher<br />
angenommen. Hier ein Beispiel aus einer Therapiesitzung des Autors:<br />
Sie haben die Möglichkeit, sich im Anschluß an die Sitzung an das zu erinnern, was Sie<br />
erinnern möchten oder das zu vergessen, was sie lieber vergessen möchten. Es liegt ganz<br />
an Ihnen, zu entscheiden, was sie heute abend oder morgen noch wissen möchten.<br />
Genauso wie sie entscheiden können Inhalte einfach zu vergessen, was manchmal sehr<br />
angenehm und befreiend sein kann.<br />
Direktes Angebot zur Symbolisierung, Externalisierung und Ritualisierung<br />
Peter (2000) beschreibt ein Angebot zur Externalisierung der Inhalte der Hypnosesitzung in<br />
Form einer detailierten Anleitung:<br />
Bitte wählen Sie sorgfältig aus, welche Teile des erlebten XY Sie bis zum nächsten Mal<br />
hier in diesem Therapieraum ablegen und zurücklassen möchten. Suchen Sie sich einen<br />
geeigneten Platz aus, etwa dort in der Ecke, und legen Sie es dort ab. Versichern Sie sich,<br />
dass Sie alles hier lassen, was Sie hier lassen sollen (wollen), sodass Sie anschließend<br />
wissen, wenn Sie nach draußen gehen und die Tür hinter sich schließen, Sie haben das<br />
und das XY hier im Raum zurückgelassen und können bis zum nächsten Mal ganz frei<br />
sein ... (S.223)<br />
Indirekte Suggestionen<br />
Mit Hilfe von Metaphern kann es zu einer indirekten Aufforderung zur PHA kommen. Das<br />
kann geschehen, indem Alltagssituationen angesprochen werden, die jeder kennt und in denen<br />
Vergessen und Amnesie auftritt. Indem der Hypnotisand sich an die Erfahrungen erinnert,<br />
kommen die entsprechenden Prozesse, die zur Amnesie führen in Gange. Das ist so, wie wenn<br />
jemand von Flöhen erzählt und sofort die Haut zu jucken beginnt. Zudem legt der Kontext<br />
nahe, daß der Hypnotiseur etwas mit seinen Suggestionen bezweckt und der Pbn über<br />
Bereitschaft verfügt, sich auf dessen Suggestionen einzulassen. Indirekte Suggestionen<br />
können eher als zwangloser Vorschlag aufgefaßt werden, dem der Hypnotisand nachkommen<br />
kann aber nicht muß (Krause & Revenstorf, 1997). Das folgende Beispiel stammt aus dem<br />
Fundus des Autors: