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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 140<br />

Unwillkürlichkeit. Gearan, Schoenberger und Kirsch (1995) sind dagegen der Meinung,<br />

daß Pbn das Gefühl der Leichtigkeit erst über Imaginationen in subjektiv evidenter Weise<br />

erfahren müssen, um die Reaktion dann auch wirklich unwillkürlich zu erleben. In ihrer<br />

Modifikation des CSTP, werden alle Aufforderungen zu willkürlichen Reaktionen<br />

unterlassen, was ebenfalls eine aktive Haltung Suggestionen zu interpretieren fördert. Ihre<br />

Pbn jedoch zeigen bei Reaktionen auf Suggestionen weniger Compliance (bewußt,<br />

willentliche Ausführung der Suggestionen) als in der Orginalversion des Trainings.<br />

• Sensorische Deprivation führt zu einer besseren Hypnotisierbarkeit. Barabasz (1982)<br />

belegte dies unter Anwendung der REST (Restricted Environmental Stimulation<br />

Technique) experimentell, aber auch anhand einer Gruppe von Forschern in der Antarktis<br />

(Barabasz, 1990). Die Ausschaltung von Außenreizen während der Induktion kann auch<br />

schon als eine gewisse Form der sensorischen Deprivierung angesehen werden. Bernheim<br />

(1884) berichtete, daß er im Krankenhaus (geringe sensorische Stimulation) Klienten<br />

leichter in eine Trance versetzen konnte als zu Hause in seiner Praxis.<br />

• In einer anderen Studie führt alleine die Definition der Situation als Hypnose, in einer<br />

zweiten Messung der Hypnotisierbarkeit, zu hohen Werten bei Hochhypnotisierbaren,<br />

während Niedrighypnotisierbare schlechter abschneiden. Dieser Effekt dreht sich jedoch<br />

um, wenn der zweite Test als kreativer Vorstellungstest angekündigt wird (Spanos et al.,<br />

1989). Die Effektivität einer Intervention bei niedrighypnotisierbaren Klienten kann also<br />

optimiert werden, wenn Hypnose als Vorstellungsübung deklariert wird, bei<br />

Hochhypnotisierbaren empfiehlt sich das Label „Hypnose“. Diese Variable scheint direkt<br />

auf die Reaktionserwartungen, aber auch auf die interpersonelle Beziehung zu wirken.<br />

• Die Variable Prestige des Hypnotiseurs stellt ebenfalls eine Kontextvariable dar und wirkt<br />

über Einstellungen, Reaktionserwartungen und Motivation auf die hypnotische<br />

Reaktionsbereitschaft. Ein vermeintlich hoher Status des Hypnotiseurs führt zu höheren<br />

Werten der Hypnotisierbarkeit (Small & Kramer, 1969) bzw. zu einer tieferen Trance<br />

(Godeby et al., 1993).<br />

• Kennzeichen der Induktion können die Hypnotisierbarkeit unter Umständen ebenfalls<br />

beeinflussen. Laut Rossi (1980) ist die Zeit, die Klienten brauchen, einen Trancezustand<br />

zu erreichen sehr unterschiedlich. Er betont, daß M.H. Erickson an experimentellen<br />

Untersuchungen öfter die zu knappe Zeit kritisiert hat, die aufgewendet wurde, um Pbn in<br />

Trance zu versetzen. Dieser kann nämlich individuell erheblich variieren und sich mit<br />

zunehmender Übung verändern. Eine formale Hypnoseinduktion ist weder eine<br />

notwendige noch hinreichende Voraussetzung für Verhalten, das mit Hypnoseskalen<br />

erfaßt wird. Auch aufgabenmotivierende Instruktionen können Hypnose erzeugen (Barber,<br />

1969). Genauso geben Personen, denen gesagt wird, sie sollen sich selbst in Trance<br />

versetzen, ein ganz ähnliches Bild ab, wie solche, die eine formale Hypnoseinduktion<br />

durchlaufen. Lynn, Neufeld und Mare (1993) kommen nach einer Literaturdurchsicht zu<br />

dem Schluß, daß es keine Unterschiede zwischen direkten und indirekten<br />

Induktionsverfahren in der Auswirkung auf die Hypnotisierbarkeit gibt. Dazu muß<br />

allerdings kritisch angemerkt werden, daß die zitierten Studien lediglich Hypnoseskalen<br />

wie die SHSS:A verwenden, die in eine permissivere Sprache umformuliert wurden.<br />

Szabo (1996) findet dagegen, daß Pbn mit niedriger und mittlerer Hypnotisierbarkeit<br />

besser auf indirekte, Hochhypnotisierbare dagegen sowohl auf direkte als auch auf<br />

indirekte Suggestionen ansprechen.<br />

• Schon in Kap. 5.1 wurde betont, daß die Beziehung zwischen Hypnotisand und<br />

Hypnotiseur vielleicht die einzige Variable ist, mit der sich Hypnose von anderen<br />

Trancezuständen unterscheidet. Man kann die Induktion als Möglichkeit für Therapeuten<br />

und Klienten sehen, einen Rapport auszubilden. Indem der Hypnotiseur minimalen<br />

Hinweisreizen des Klienten folgt (Pacing), ihm in dessen Weltmodell begegnet und es für<br />

die Induktion benutzt (Utilisation), können sich Einstellungen, Reaktionserwartungen und

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