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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 138<br />

Erwähnenswert ist, daß sich die Hypnotisierbarkeit auch mit der Tageszeit und dem<br />

Lebensalter verändert. So erreicht sie für „Frühaufsteher“ um 10 Uhr und 14 Uhr einen<br />

Höhepunkt, für „Nachtmenschen“ um 13 Uhr und zwischen 18 und 21 Uhr (Wallace, 1993;<br />

Wallace & Kokoszka, 1995). Kinder sind zwischen 9 und 12 Jahren besonders empfänglich<br />

für Hypnose, mit zunehmendem Alter sinkt die Hypnotisierbarkeit langsam ab (Morgan &<br />

Hilgard, 1973).<br />

Die Annahme, daß Hypnotisierbarkeit eine überdauernde Eigenschaft ist, stützt sich auf<br />

Erhebungen anhand von Zwillingen (Morgan & Hilgard, 1973). Außerdem konnte eine<br />

Stabilität der Hypnotisierbarkeit über 25 Jahre hinweg nachgewiesen werden (Piccione,<br />

Hilgard & Zimbardo, 1989).<br />

Dennoch gibt es viele Belege dafür, daß Hypnotisierbarkeit veränderbar ist. Einfluß auf die<br />

Testwerte einer Person haben sowohl situative und kontextabhängige Variablen, aber auch<br />

eher überdauernde Eigenschaften, die in einer Hypnosesitzung jedoch kaum unabhängig<br />

voneinander wirken und großenteils miteinander kovariieren. Sie bieten durchaus<br />

Anhaltspunkte, mit welchen Maßnahmen die Empfänglichkeit für Hypnose bei<br />

niedrigsuggestiblen Klienten erhöhen werden kann.<br />

Wie schon erwähnt, konnte bisher kein Zusammenhang mit gängigen<br />

Persönlichkeitsvariablen gefunden werden. Allein im kognitiv-imaginativen Bereich gibt es<br />

ein paar Variablen, die mit der Hypnotisierbarkeit korrelieren:<br />

• Absorption: Am eindeutigsten und durchgängigsten wurden Korrelationen mit der<br />

Tellegen Absorption Scale (TAS, Tellegen & Atkinson, 1974) erzielt. Absorption kann als<br />

völlige Involviertheit in imaginative Aktivität definiert werden. Die meisten Studien<br />

bestätigen einen mäßigen, aber signifikanten Zusammenhang mit Hypnotisierbarkeit (z.B.<br />

De Pascalis, 2000). Positive Auswirkungen der Fähigkeit zur Absorption auf dissoziative<br />

Erfahrungen wurden diskutiert, die Hinweise aus einer Studie von Barrett (1996) können<br />

diese Annahme aber nicht bestätigen.<br />

• Dissoziation: Die Beziehung von dissoziativen Störungen zur Hypnotisierbarkeit wurde<br />

oben beschrieben (s. Kap. 3.10, Kap. 4.7.6). Besonders für die Erfahrung von<br />

Unwillkürlichkeit in Hypnose sind dissoziative Erfahrungen besonders überzeugend.<br />

Dissoziation wird auch als komplementäres Phänomen zu Absorption beschrieben (Butler<br />

et al., 1996).<br />

• Die Veranlagung, Tagträumen nachzugehen und paranormale Erfahrungen zu machen<br />

(fantasy proneness) kann die Hypnotisierbarkeit ebenfalls vorhersagen und ist dabei eine<br />

Variable, die weniger kontextabhängig zu sein scheint als die anderen (Kirsch & Council,<br />

1992).<br />

• Kontextabhängige Effekte ergeben auch für Zusammenhänge zwischen Hypnotisierbarkeit<br />

und der Lebhaftigkeit von Vorstellungen (imagery vividness). Eine Reihe von anderen<br />

Konzepten, die alle mit Imagination zu tun haben, werden ebenfalls in Beziehung zur<br />

Hypnotisierbarkeit gesetzt (s. Kunzendorf, 1985/1986). De Pascalis (2000) fand zwar<br />

niedrige aber signifikante Korrelationen der Betts‘ Mental Imagery Scale mit<br />

Hypnotisierbarkeit. Eine Regressionsanalyse zeigte jedoch daß die Skala keinen guten<br />

Prädiktor für Hypnotisierbarkeit darstellte.<br />

• kognitive Flexibilität: Hochhypnotisierbare können schneller ihren Bewußtseinszustand<br />

verändern und besser von analytischen, detailorientierten kognitiven Strategien auf<br />

holistische, imaginative Strategien umschalten (Crawford, 1989, 1996). Ungeklärt bleibt<br />

in wieweit diese Flexibilität stabil ist. Diese größere Flexibilität läßt sich mit<br />

physiologischen Meßverfahren (EEG, PET, SPECT) nachweisen (s. Kap. 5.1)

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