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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 139<br />

Die bisher berichteten Merkmale scheinen eher prädisponierende Eigenschaften darstellen. Es<br />

gibt jedoch auch noch eine Reihe von Kontextvariablen, die die Hypnotisierbarkeit<br />

beeinflussen können. Gorassini und Spanos (1986) entwickelten Trainingsmaßnahmen<br />

(CSTP 27 ) zu einer Erhöhung der Hypnotisierbarkeit. Ihrer Meinung nach wirken vor allem<br />

veränderbare Variablen, wie Einstellungen zur Hypnose, Reaktionserwartungen, eine aktive<br />

Interpretation der Suggestionen und die Nutzung von Imagination, bei der Realisierung von<br />

Suggestionen, auf die Hypnotisierbarkeit. Teilweise wurde durch das Training eine<br />

dramatische Erhöhung der Suggestibilität erzielt. Bei Bertrand, Stam und Radtke (1993)<br />

erreichten 35% zuvor als niedrighypnotisierbar klassifiziert Pbn hohe und weitere 35%<br />

mittlere Werte. Diese Verbesserungen sind nicht auf reine Compliance gegenüber dem<br />

Versuchsleiter zurückzuführen (Spanos, Lush & Gwynn, 1989).<br />

• Die Motivation zur Kooperation mit dem Hypnotiseur gibt in der Beeinflussung der<br />

Hypnotisierbarkeit ein mehrdeutiges Bild ab. Hier muß man Gefälligkeitstendenzen<br />

unterscheiden von der Motivation, Phänomene in Hypnose als unwillkürlich zu erleben.<br />

Ergebnisse von Spanos et al. (1983a, b) zeigen, daß Pbn oft eine suggerierte Reaktion<br />

ausführen, auch wenn sie nicht als unwillkürlich erlebt wird. Patienten mit einem<br />

Leidensdruck und hoher Motivation zur Therapie mit Hypnose sind oft leicht in Trance zu<br />

versetzen.<br />

• Eine weitere Variable, welche die Hypnotisierbarkeit beinflußt, ist die Einstellung zu<br />

Hypnose. Die Modifikation von Einstellungen der Hypnotisanden ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil des CSTP’s. Eine erste Maßnahme besteht darin, bei Pbn positive<br />

Einstellungen gegenüber der hypnotischen Trance zu aktivieren. Diejenigen Pbn, die nicht<br />

vom Training profitierten, hatten am Ende des Trainings noch negative Einstellungen zur<br />

Hypnose (Spanos et al., 1987). Negative Information über Hypnose kann die<br />

Empfänglichkeit für Hypnose senken (Barber und Calverley, 1963).<br />

• Mit Reaktionserwartung bezeichnet man die subjektive Überzeugung, eine gewisse<br />

Suggestion auch auszuführen. Die Macht der Erwartungen auf hypnotische Reaktionen<br />

wurde schon von Barber (1969) hervorgehoben und stellt für Kirsch (2000) die<br />

entscheidende, Hypnose definierende, Variable dar. Er ist der Meinung daß Hypnose und<br />

Plazebo in ähnlicher Weise über eine Erhöhung der Reaktionserwartung (z.B. die<br />

Erwartung geheilt zu werden) wirken. Spanos et al. (1983a, b) fandenen mittlere<br />

Korrelationen zwischen den Erwartungen von Pbn und deren Hypnotisierbarkeit. Auch<br />

Verbesserungen der Hypnotisierbarkeit durch das CSTP hängen stark von Veränderungen<br />

der Reaktionserwartungen ab. Wird die Reaktionserwartung von hochhypnotisierbaren<br />

Pbn beeinflußt, indem ihnen gesagt wird, daß sie in einem vermeintlichen<br />

Imaginationstest (der in Wirklichkeit jedoch Hypnotisierbarkeit mißt) schlechter<br />

abschneiden, so tritt der suggerierte Effekt auch ein (Gearan & Kirsch, 1993).<br />

Niedrighypnotisierbare Personen dagegen zeigen bessere Leistungen, wenn ihnen ein<br />

zweiter Hypnotisierbarkeitstest als „die Vorstellungskraft messend“ vorgestellt wird<br />

(Spanos et al., 1989).<br />

• Eine aktive Interpretation von Suggestionen ist für Spanos (1986) wesentlich, um<br />

hypnotische Reaktionen auszuführen und beeinflußt die Reaktionserwartung. Personen,<br />

die Suggestionen zu einer Armlevitation passiv interpretieren und warten bis sich der Arm<br />

von alleine hebt, erreichen meist nur niedrige Hypnotisierbarkeitsscores. Das CSTP<br />

(Gorassini & Spanos, 1986) trainiert Pbn darin lebhafte Imaginationen zu entwickeln (z.B.<br />

„Der Arm ist hohl und wird mit immer mehr Luft vollgepumpt, bis er so leicht ist, daß er<br />

sich von alleine hebt“). Hierzu muß der Arm aber erst einmal aktiv angehoben werden.<br />

Später entwickelt sich dann, über die Fokussierung auf Imaginationen, das Gefühl der<br />

27 Carlton Skills Training Package (CSTP, Gorassini & Spanos, 1986).

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