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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 81<br />

Das klassische amnestische Syndrom ist dadurch gekennzeichnet, daß implizites Lernen<br />

nahezu normal erfolgen kann (z.B. WKS). Semantisches Wiederholungspriming scheint bei<br />

Alzheimer Patienten mit Einschränkungen normal zu sein (Nebes, 1989). Auch ist die<br />

Fähigkeit erhalten motorische Fähigkeiten zu lernen. Dagegen ist die Leistung bei<br />

Paradigmen, die eine Wortergänzung enthalten (s. Kap. 2.2), schlechter als bei gesunden<br />

Personen. Faßt man die Ergebnisse der Studien auf dem Gebiet des Primings zusammen, so<br />

ergibt sich eine Dissoziation von beeinträchtigtem lexikalischem/semantischem Priming und<br />

intaktem perzeptuellem Priming bei Alzheimer Patienten (Brandt & Rich, 1995). Während<br />

Primingexperimente, die das Behalten mit Wortergänzungstests prüfen, von der Aktivität<br />

temporal-parietaler Assoziationsareale abhängen, die bei Alzheimer Patienten<br />

bekanntermaßen besonders pathologisch sind, hängt das Wiederholungspriming vor allem von<br />

perzeptuellen Mechanismen des okzipitalen Kortex ab. Dort ist der Befund bei Alzheimer<br />

Patienten relativ unauffällig.<br />

Teilweise wird zwischen kortikalen und subkortikalen Demenzen unterschieden. Die<br />

Unterscheidung wurde jedoch kritisiert, da bei der Demenz vom Alzheimer Typ, die als<br />

prototypische kortikale Demenz gilt, auch eine eindeutige Pathologie in subkortikalen Nuclei<br />

besteht, während bei Demenzen aufgrund einer Huntingtonschen- oder Parkinsonschen<br />

Erkrankung (Prototypen für subkortikale Demenzen) eine begleitende kortikale Pathologie<br />

bestehen. Jedoch scheinen genug neuropsychologische Unterschiede zu bestehen, die eine<br />

Abgrenzung rechtfertigen.<br />

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Demenzen stehen im Einklang mit<br />

neuropathologischen Befunden, die bei der Huntingtonschen Krankheit eher im Bereich der<br />

Basalganglien, bei Alzheimer eher in kortikalen, temporal-parietalen Arealen zu lokalisieren<br />

sind. Demente Parkinson Patienten zeigen neuropathologische Veränderungen, die denen von<br />

Alzheimer Patienten entsprechen, beide Gruppen zeigen auch Beeinträchtigungen beim<br />

lexikalischen Priming (Brandt & Rich, 1995).<br />

Augenfälligste klinische Merkmale subkortikaler Demenzen sind verlangsamte Bewegungen,<br />

verlangsamtes Denken, beeinträchtigtes Gedächtnis, beeinträchtigtes Vorausplanen, gestörtes<br />

Urteilen und Schlußfolgern, affektive Veränderungen, bei Ausschluß von Aphasie, Agnosie<br />

und Apraxie (Cummings, 1990).<br />

Die Gedächtnisleistung von Patienten mit einer Demenz aufgrund einer Huntingtonschen<br />

Krankheit sind eher durch Probleme beim Abruf von Information gekennzeichnet. Das<br />

unmittelbare Gedächtnis ist wie bei anderen subkortikalen Demenzsyndromen relativ intakt,<br />

v.a. wenn es um das Wiedererkennen von Inhalten geht. Das Priming für lexikalische,<br />

semantische und bildhafte Inhalte ist unauffällig, das Lernen von motorischen,<br />

visuomotorischen und perzeptuellen Aufgaben ist dagegen beeinträchtigt. Die Erinnerung an<br />

autobiographische Ereignisse weist keine temporale Abstufung auf. Patienten mit einer<br />

Demenz aufgrund einer Parkinsonschen Krankheit scheinen über alle Ergebnisse hinweg<br />

betrachtet eine Zwischenstellung zwischen den oben beschriebenen Demenzen einzunehmen.<br />

Der Übersichtlichkeit halber soll nicht weiter auf andere Formen der Demenz eingegangen<br />

werden. Der interessierte Leser sei an die Übersicht von Brandt und Rich (1995) verwiesen.<br />

Im Gegensatz zu amnestischen Korsakoff Patienten zeigen Patienten mit Huntingtonscher<br />

Krankheit eine schwere retrograde Amnesie, die nicht zeitlich abgestuft ist, so daß weit<br />

zurückliegende Ereignisse besser erinnert werden als Ereignisse aus der näheren<br />

Vergangenheit. Die Werte von Alzheimer Patienten sind im Allgemeinen niedriger als die von<br />

Patienten mit Huntingtonscher Krankheit, wiesen jedoch Anzeichen einer temporal<br />

abgestuften Amnesie auf, die vom Fortschreiten der Krankheit abhängt. Diese Ergebnisse<br />

scheinen die Hypothese zu untermauern, daß Patienten mit Huntingtonscher Krankheit an

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