Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 99<br />
prädisponierende neuropsychologische Sensitivität oder ein globaler kognitiver Defizit<br />
vorliegen, PTSD auszubilden. Auch Umstände (z.B. Unterernährung bei Kriegsgefangenen)<br />
können die Entstehung kognitiver Defizite fördern. Möglicherweise sind auch<br />
posttraumatische Faktoren, wie das hohe Erregungsniveau an der Ausbildung von PTSD<br />
beteiligt. Um herauszufinden welche Faktoren letztlich an der Genese der Störung beteiligt<br />
sind und wie diese Faktoren zusammenwirken bedarf es weiterer Forschung insbesondere<br />
prospektiver Studien bei Risikogruppen. Trauma führt jedenfalls nicht zwangsläufig zu einer<br />
PTSD. PTSD Patienten weisen Verzerrungen traumatischer Inhalte auf, indem gerade<br />
bedrohliche Aspekte des Ereignisses in der Erinnerung akzentuiert werden.<br />
4.7 Posthypnotische Amnesie<br />
Der Effekt von Hypnose auf das Gedächtnis wird in zwei Richtungen untersucht. Einmal steht<br />
die Frage im Vordergrund inwieweit Hypnose das Erinnerungsvermögen erhöhen kann. Zum<br />
anderen wird die Auswirkung von spezifischen Suggestionen auf die Erzeugung von<br />
posthypnotischer Amnesie (PHA) diskutiert. Das zentrale Thema dieser Arbeit ist die PHA.<br />
Um dem Leser einen Überblick über den Forschungszweig zu verschaffen, die sich mit der<br />
Maximierung der Gedächtnisleistung durch Hypnose befaßt, soll an dieser Stelle der neueste<br />
Stand der Forschung kurz dargestellt werden. Danach wird ausführlich auf das Phänomen der<br />
PHA eingegangen, indem eine deskriptive Beschreibung des Phänomens erfolgt, Techniken<br />
zum Erzeugen einer PHA beschrieben werden, ein Vergleich mit anderen Arten von Amnesie<br />
erfolgt und Theorien dargelegt werden, die PHA zu erklären versuchen.<br />
4.7.1 Hypermnesie durch Hypnose<br />
Im forinsischen Bereich interessiert besonders, ob Zeugenaussagen, die mit Hilfe von<br />
Hypnose zustandekommen, auch wirklich mehr echte Erinnerungen einer Person enthalten,<br />
als nicht-hypnotische Befragungstechniken. Dazu muß bemerkt werden, daß die Produktion<br />
von Gedächtnisinhalten auch im Wachzustand ungenau ist. Das Gedächtnis ist keine Kamera,<br />
die Ereignisse genauso wiedergibt wie sie aufgezeichnet wurden, sondern stellt eher einen<br />
rekonstruktiven als einen reproduktiven Prozeß dar.<br />
Hypnose kann, in Abhängigkeit vom dargebotenen Material und der Art in der das Material<br />
wiedergegeben wird, die Gedächtnisleistung verbessern. Erdelyi (1988, 1994) stellt dar, daß<br />
etwa 2/3 der empirischen Studien keine Hypermnesie durch Hypnose nachweisen können,<br />
dagegen sind die Ergebnisse von 1/3 der Studien positiv. Hypnose kann vor allem in<br />
denjenigen Studien die Erinnerungsleistung steigern, die persönlich bedeutungsvolles<br />
Material verwenden und in freier Wiedergabe testen.<br />
Die größere Bereitschaft von Personen über Gedächtnisinhalte zu berichten, ist ein Effekt den<br />
Hypnose auf das Erinnern hat. Dabei wird allerdings nicht nur mehr gelernte Information<br />
reproduziert, sondern es kommt auch im höheren Maße zu Konfabulationen, d.h. Phantasien<br />
oder Information, die auf andere Lernsituationen zurückgehen, werden fälschlicherweise<br />
wiedergegeben in der Annahme es handele sich um die abgefragten Gedächtnisinhalte.<br />
Zusätzlich sind sich hypnotisierte Personen auch sicherer als nicht hypnotisierte Personen,<br />
daß es sich bei den wiedergegebenen Inhalten auch um das gelernte Material handelt und<br />
zwar unabhängig davon, ob sie die Inhalte richtig wiedergeben oder dabei Fehler machen<br />
(Bowers & Hilgard, 1988).<br />
Vorteile von Hypnose in der Erinnerung von scheinbar vergessenen Erfahrungen könnten in<br />
der Fokussierung der Aufmerksamkeit auf innere Vorstellungsbilder liegen. Die Lebhaftigkeit<br />
bildlicher Vorstellung wird durch Hypnose ebenso erhöht wie die Fähigkeit in einer