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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 146<br />

Schoenberger (2000) resümiert jedoch, daß nur eine Studie zur Gewichtabnahme (Bolocofsky<br />

et al., 1985) die Kriterien „möglicherweise Effektiv“ von Chambless und Hollon (1998)<br />

erfüllt. Alle anderen Studien, die die Wirksamkeit von Hypnose als Adjunkt zu kognitivbehavioralen<br />

Therapien überprüfen entsprechen nicht den neueren, streng angelegten<br />

Kriterien (s.o.). Eine weitere Studie fand, daß Hypnose die Effektivität einer kognitivbehavioralen<br />

Therapie erhöht. Hier wurde eine Hypnoseinduktion und Suggestionen anstatt<br />

von Entspannung angewandt. Beide Gruppen konnten Ihre Sprechangst im Vergleich zu einer<br />

unbehandelten Kontrollgruppe reduzieren, wenn das Ausmaß der Angst subjektiv beschrieben<br />

wurde, jedoch nur die Hypnosegruppe war besser als die Kontrollgruppe, wenn subjektiveund<br />

Verhaltensmaße während einer Stehgreifrede erhoben wurden (Schoenberger et al.,<br />

1997). Hier besteht eindeutig Forschungsbedarf in Hinsicht auf moderne methodische<br />

Kriterien, um zu zeigen, daß Hypnose die Effektivität kognitiv-behavioraler Therapien<br />

erhöhen kann.<br />

Montgomery et al. (2000) beurteilen Hypnose, indem sie die Kriterien von Chambless und<br />

Hollon (1998) heranziehen, als eine Therapieform, deren Effektivität sowohl bei akutem als<br />

auch bei chronischem Schmerz gut nachgewiesen ist. 18 Studien, die anhand von 933<br />

Patienten durchgeführt wurden gingen mit 27 Effektgrößen in die Metaanalyse ein. Die<br />

ermittelte Effektstärke nach Cohen (1992) betrug d = .74 und entspricht einem mittleren bis<br />

großen Effekt. Der durchschnittliche mit Hypnose behandelte Patient schnitt besser ab als 75<br />

% der Pbn, die eine Standardprozedur zur Analgesie oder keine Behandlung bekamen. Die<br />

Effektstärken von klinischer und experimenteller Analgesie unterschieden sich kaum.<br />

Hochhypnotisierbare Pbn profitierten signifikant mehr als niedrig-, jedoch nicht mehr als<br />

mittelhypnotisierbare Pbn. (s. Kap. 5.2).<br />

Wie die vier zitierten Metaanalysen zeigen, ist Hypnose eine erfolgreiche Therapiemethode,<br />

sowohl wenn man mit Hypnose behandelte Patienten mit unbehandelten vergleicht als auch<br />

wenn man kognitiv-behaviorale Therapien in Hypnose durchführt. Eine ältere Metaanalyse<br />

von Smith, Glass und Miller (1980) legt nahe, daß sich nicht nur der Effekt von kognitivbehavioralen,<br />

sondern auch der Effekt von psychodynamischen Therapien mit Hypnose<br />

potenzieren läßt. Dabei ist natürlich zu bedenken, daß die Forschungspolitik, bzw.<br />

Herausgeberpolitik von Fachzeitschriften dazu führt, daß Studien, die einen signifikanten<br />

Effekt finden, häufiger zur Publikation eingereicht und auch veröffentlicht werden als<br />

Ergebnisse von Studien, die keinen Effekt nachweisen konnten. Letztere verschwinden oft<br />

einfach in den Schubladen der Forscher. Insofern ist davon auszugehen, daß Metaanalysen<br />

einen zu hohen Effekt der untersuchten Wirksamkeit berichten.<br />

Ein Kritikpunkt an den Studien ist, daß die Methoden in den verschiedenen Studien oft<br />

schlecht beschrieben und sehr heterogen sind. Viele der, in die Metaanalyse von Rominger<br />

(1995) eingegangenen Studien, wenden v.a. kognitiv-behaviorale Techniken an (s. Lynn et al.,<br />

2000). Im Falle der Behandlung von Prüfungsangst wendet eine Studie lediglich eine<br />

Entspannungshypnose an, eine zweite verwendet Minimalsuggestionen (z.B. „Entspannung<br />

ist der Antagonist von Angst“), zwei verwenden ein Verfahren, das im wesentlichen einer<br />

Desensibilisierung in sensu entspricht und weitere zwei eine Reizkonfrontation in sensu. Die<br />

Studie von Kirsch et al. (1995) zeigt, daß Hypnose zumindest als Hefe (Revenstorf, 2000c)<br />

einer Therapie sehr zuträglich ist, auch wenn Schoenberger (2000) noch Forschungsbedarf<br />

sieht, wenn Hypnose als Adjunkt zu kognitiv-behavioralen Therapien eingesetzt wird.<br />

Damit schließt sich der Kreis und es stellt sich wiederum die Frage, wie sich klinische<br />

Hypnose von anderen Therapieformen abgrenzen möchte, angesichts der angestrebten<br />

Kassenzulassung. Es gibt noch zu wenige Studien, die den strengen methodischen<br />

Anforderungen, die von Chambless und Hollon (1998) aufgestellt wurden, genügen und die<br />

Wirksamkeit genuin hypnotischer Techniken nachweisen (Lynn et al., 2000). Allerdings kann<br />

diese Lücke durch relativ wenige, sorgfältig geplante und stringent durchgeführte Studien<br />

bald geschlossen werden. Revenstorf (1999) nennt grundlegende hypnotische Techniken, die

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