Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 196<br />
wesentlich höher (.66), was den Hypothesen entspricht. Diese Ergebnisse bestätigen wie<br />
wichtig eine positive Beurteilung des Rapports für eine tiefe Trance und eine erfolgreiche<br />
Therapie mit Hypnose ist. Die mittleren bis hohen Korrelationen zwischen den<br />
Rapporteinschätzungen können einen Hinweis auf die von Banyai (1986 zit. nach Banyai,<br />
1991) angeführte Interaktionssynchronizität zwischen Hypnotisand und Hypnotiseur geben.<br />
Hohe Zusammenhänge gab es zwischen der Einschätzung des Rapports durch den<br />
Versuchsleiter und dem HGSHS:A Gesamtwert (.76) sowie der mittleren Trancetiefe (.84).<br />
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß in einem quasi-therapeutischen Setting eine<br />
substantielle PHA bei Hochhypnotisierbaren durch gezielte Suggestionen, erzielt werden<br />
konnte. Diese Amnesie umfaßte komplexe Inhalte, die auch in der therapeutischen Praxis im<br />
Rahmen einer Therapie mit Hypnose zur Anwendung kommen. Die Amnesie war reversibel<br />
und konnte durch einen vorher etablierten Cue wieder aufgehoben werden. Bei<br />
Niedrighypnotisierbaren hatte eine Amnesiesuggestion nicht den gewünschten Effekt, sie<br />
erinnerten nach einer Amnesiesuggestion eher mehr als die Pbn anderer Bedingungen. Im<br />
Gegensatz zu den Erwartungen konfabulierten Hochhypnotisierbare nicht mehr als<br />
Niedrighypnotisierbare. Eine Einbettung von Metaphern hatte keine Auswirkungen auf die<br />
Erinnerung von Inhalten der eingebetteten Geschichten. Jedoch ist es möglich, daß Output-<br />
Interferenz die Effekte der mehrfachen Einbettung von Metaphern überdeckt hat.<br />
Hochhypnotisierbare zeigten den gleichen Trancetiefeverlauf wie Niedrighypnotisierbare<br />
allerdings auf einem wesentlich höheren Niveau. On-line Trancetiefeschätzungen können als<br />
reliable Schätzung der Hypnotisierbarkeit (HGSHS) verwendet werden. Hochhypnotisierbare<br />
profitieren in einem größeren Ausmaß von den Hypnosesitzungen und können auch<br />
mittelfristig ihre Befindlichkeit verbessern, während bei Niedrighypnotisierbaren<br />
Verbesserungen nur unmittelbar nach den Sitzungen auftreten.<br />
Hochhypnotisierbare berichteten im Vergleich mit Niedrighypnotisierbaren über ein höheres<br />
Ausmaß an Visualisierung, sie zeigten aufgrund der Darbietung von therapeutischen<br />
Geschichten signifikant mehr (v.a. positiven) Affekt und sie schätzten den Rapport mit dem<br />
Hypnotiseur als besser ein. Der wiederum beurteilte den Rapport mit Hochhypnotisierbaren<br />
besser als mit Niedrighypnotisierbaren. Die Einschätzungen des Rapports durch beide<br />
Beteiligten korrelierten mittel bis hoch.<br />
Eine Replikation der Ergebnisse unter Bedingungen, die Compliance von echten<br />
hypnotischen Trancezuständen Zuständen unterscheidet (real-simulator Paradigma, Erhebung<br />
der Herzratenvariabilität, CBF), wäre anzuregen. Dabei müssen Effekte wie das Vergessen<br />
von Inhalten mit der Zeit, sowie Output-Interferenz stringenter, als im vorliegenden Fall<br />
geschehen, kontrolliert werden. Im nächsten Schritt wäre zu überprüfen wie Information, die<br />
mit PHA belegt ist, verarbeitet wird und das Erleben und Verhalten beeinflußt. Denkbar wäre<br />
es, daß durch die indirekte Vermittlung von Inhalten, aber auch durch den Einsatz von PHA,<br />
dysfunktionale Schemata bei Patienten umgangen werden können. Möglicherweise können so<br />
neue Ideen eher akzeptiert und internal und stabil attribuiert werden was zur Ausbildung von<br />
neueren, nützlicheren Schemata führen kann. Eine Klärung dieser Fragen kann dazu beitragen<br />
Mechanismen der PHA und damit der Hypnose aber auch des Vergessens und des<br />
Gedächtnisses besser zu verstehen.