Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 145<br />
kommt es zu positiven Veränderungen (Spontanremissionen) bei 34 % der Patienten der<br />
Kontrollgruppen, dagegen können 66 % der Hypnosegruppen von der Behandlung profitieren.<br />
Insgesamt konnten, wie in Kap. 5.2 schon dargestellt, zwar 76 % der hochhypnotisierbaren<br />
jedoch nur 24 % der niedrighypnotierbaren Pbn von der Intervention mit Hypnose profitieren.<br />
Für die Studien zur Raucherentwöhnung (n = 4) fand er eine prozentuale Verbesserung von<br />
30 % bei den unbehandelten Personen und 70 % bei den mit Hypnose behandelten (r<br />
gewichtet = .40). Rominger ist der Ansicht, daß diese Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen<br />
sind, da der follow-up Zeitraum von sechs Monaten seines Ermessens relativ kurz ist und die<br />
Erfolgsquote in der einzigen Studie, die einen neun monatigen follow-up Zeitraum zugrunde<br />
legte, von 52 % auf 25 % abfiel und seiner Meinung nach zu selten objektive Daten erhoben<br />
wurden.<br />
Ähnlich fällt das Ergebnis für Studien zur Angstbewältigung mit Hypnose (n = 6) aus 71 %<br />
der mit Hypnose behandelten Patienten konnten profitieren. In Kontrollgruppen trat bei 29 %<br />
der Patienten eine Verbesserung ein (r gewichtet = .44). Vier der Studien haben eine<br />
Behandlung von Prüfungsangst zum Inhalt hier ist der gewichtete Effekt noch etwas größer (r<br />
= .56). Objektive Werte (Prüfungsergebnisse) bringen mit r = .38 einen geringeren Effekt als<br />
subjektive Werte (Einschätzung der Angst auf einer Skala).<br />
14 Studien fielen in den Bereich der Schmerzbewältigung. Mit Hilfe von Hypnose<br />
verbesserten 63 % der Patienten die Schmerzkontrolle, 37 % der nicht behandelten konnten<br />
sich ebenfalls verbessern (r gewichtet = .26). Hier fand Rominger keinen Unterschied<br />
zwischen objektiven und subjektiven Maßen.<br />
Eine neuere Metaanalyse von Bongartz et al. (1999, zit. nach Revenstorf 2000d) kommt zu<br />
ähnlichen Ergebnissen. In ihre Berechnungen gehen 112 Studien mit insgesamt 5600<br />
Patienten ein. Sie kommen zu einer prozentualen Erfolgsquoten von 32 % für die<br />
Kontrollgruppen und 68 % für die mit Hypnose behandelten Patienten. Am erfolgreichsten<br />
war die Behandlung von Ängsten (26 % unbehandelt vers. 74 % mit Hypnose behandelt) am<br />
wenigsten erfolgreich der Einsatz von Hypnose in der Chirurgie (38 % unbehandelt vers. 62<br />
% mit Hypnose behandelt). Insgesamt können damit die von Romminger (1995) berichteten<br />
Effekte bestätigt werden.<br />
Kirsch et al. (1995) überprüften mit einer Metaanalyse den Effekt von Hypnose als Adjunkt<br />
zu einer kognitiv-behavioralen Therapie. Um in die Studie einzugehen, mußten kognitivbehaviorale<br />
Therapie für mindestens eine Gruppe in einem hypnotischen und für eine weitere<br />
Gruppe in einem nicht-hypnotischen Kontext erfolgen. 18 Studien mit insgesamt 577<br />
Patienten gingen in die Metaanalyse ein. Es wurden Studien aus einem Zeitraum von 1974 bis<br />
1993 berücksichtigt. Insgesamt kamen sie zu dem Ergebnis, daß der durchschnittliche Patient,<br />
der mit Hypnose behandelt wurde, am Ende der Therapie erfolgreicher Abschnitt als 70 % der<br />
Patienten, die mit einer kognitiv-behavioralen Therapie ohne Hypnose behandelt wurden. Am<br />
deutlichsten waren die Unterschiede zwischen den Gruppen anhand physiologischer<br />
Variablen, weniger deutlich anhand subjektiver Selbstbeschreibung festzumachen. Allerdings<br />
streute die Varianz für die physiologischen Maße beträchtlich. Diese Streuung führten Kirsch<br />
und Mitarbeiter v.a. auf Studien zur Gewichtabnahme zurück (s. Bolocofsky et al., 1985). Im<br />
Gegensatz zu Studien, die sich mit anderen Problembereichen befaßten, kam es bei Studien<br />
zur Gewichtabnahme erst nach einem follow-up Zeitraum von sechs Monaten zu einer<br />
Überlegenheit, der mit Hypnose behandelten Patienten, die bis zu zwei Jahre nach der<br />
Therapie anhielt. Die Autoren ziehen daraus folgende Schlüsse: Entweder ist der gefundene<br />
Effekt, daß Hypnose erst nach der Therapie anderen Behandlungsansätzen überlegen ist, eine<br />
Eigenheit der Studien zur Gewichtabnahme oder aber stellt dieser Effekt einen allgemeinen<br />
Mechanismus dar, der anhand der Studien, denen andere Störungen zugrunde lagen nicht<br />
überprüft werden konnte, da die Katamnesen nicht über einen vergleichbaren Zeitraum (zwei<br />
Jahre) durchgeführt wurden.