Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 14<br />
Amnestiker einen Recency-Effekt, erinnern jedoch sonst kaum etwas von der Liste (s. Kap.<br />
3.7).<br />
Baddeley (1986, 1992) ist ebenfalls ein Verfechter der Ansicht, daß es mindestens zwei<br />
verschiedene Formen des KZG gibt, ein verbales und ein räumlich-visuelles, denen eine<br />
zentrale Exekutive übergeordnet ist. Das konnte neuropsychologisch durch Patienten belegt<br />
werden, die kaum noch über ein verbales, aber ein intaktes visuelles KZG verfügen<br />
(Warrington & Shallice, 1969).<br />
Theoretisch kann die Information im KZG unendlich lange behalten werden, solange sie<br />
wiederholt wird. Meist erfolgt Vergessen, indem Information durch andere ersetzt wird. Sind<br />
sich die Items ähnlich, beschleunigt sich das Vergessen (Interferenz).<br />
Das KZG enthält also mehrere Subsysteme um Information für kurze Zeit zu behalten.<br />
Speichern von Information in diesen Systemen schützt diese davor, von neuer sensorischen<br />
Information gelöscht zu werden (im Gegensatz zum sensorischen Gedächtnis, dort erfolgt<br />
dieser Prozeß automatisch).<br />
Personen scheinen periodisch ihre neurale Aktivität in verschiedenen neuralen Systemen zu<br />
erneuern. Die Systeme repräsentieren spezialisierte kognitive Funktionen, wie z.B. Sprache,<br />
visuelles und räumliches Problemlösen oder motorische Kontrolle. Deshalb, wird angeführt,<br />
könnte das KZG auch Ausdruck eines Prozesses sein und muß nicht unbedingt eine Struktur<br />
repräsentieren. Andere Theorien postulieren nämlich nur ein Gedächtnissystem. Das KZG ist<br />
dabei lediglich Ausdruck einer Wiederholungsstrategie. KZG und LZG Spuren sind identisch,<br />
beide zerfallen mit der Zeit, wenn sie nicht erneuert werden. Die Aktivität des KZG zeigt sich<br />
in der Wiederholung von Inhalten. Manche experimentelle Daten sind jedoch von dieser<br />
Theorie nur schwer zu erklären (s. Pashler & Carrier, 1996).<br />
Die Grundlagen für eine Unterscheidung von KZG und LZG wurden schon vorher erwähnt.<br />
Eine gängige Ansicht besteht darin, daß Information im LZG in semantischer Form kodiert<br />
wird, jedoch gibt es auch Belege dafür, daß Personen Oberflächeninformation von Stimuli<br />
sehr lange behalten können. Die Kapazität des LZG ist umfassend, jedoch schwer genau zu<br />
quantifizieren. Auch die Frage, wie Vergessen aus dem LZG vor sich geht, ist noch nicht<br />
geklärt, es werden Mechanismen, wie der Zerfall von Gedächtnisspuren mit der Zeit,<br />
Interferenz durch neue Information oder abrufinduziertes Vergessen diskutiert (s. Kap. 3). In<br />
Kapitel 2.2 und 2.3 wird detailierter auf Konzepte des LZG eingegangen, vor allem auf die<br />
Unterscheidungen von explizitem und implizitem sowie episodischem und semantischem<br />
Gedächtnis.<br />
Bei den Mehrspeichertheorien wird große Aufmerksamkeit auf die Erklärung des Transfers<br />
von einem Speicher in den anderen gerichtet. Dabei werden Prozesse unterschieden, die<br />
Information kopieren und erhalten. Zentrale Begriffe hierbei sind: wiederholen, kodieren,<br />
elaborieren, abrufen:<br />
• Beim Wiederholen werden offene oder verdeckte Prozesse aktiv, die Information im KZG<br />
auffrischen.<br />
• Beim Kodieren werden mentale Operationen durchgeführt, die auf Information im<br />
sensorischen System wirken und daraus Gedächtnisspuren bilden.<br />
• Elaborieren bezieht sich auf die Vernetzung von neuer und bestehender Information und<br />
beeinflußt v.a. die Langzeitspeicherung von Information.<br />
• Abruf ist der Prozeß, der Information aus dem Gedächtnisspeicher holt.<br />
Ein weiteres wichtiges Konzept ist in diesem Zusammenhang das der Aufmerksamkeit, bzw.<br />
der willentlichen Kontrolle, die zum Transfer von einem Gedächtnissystem ins andere<br />
notwendig ist (Pashler & Carrier, 1996).