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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 123<br />

Beobachtungen über die Erinnerung von Traumata (z.B. Nadel & Jacobs, 1998; s. Kap. 4.5;<br />

Kap. 4.6).<br />

Die Frage, ob Verdrängung PHA erklären kann, ist zu verneinen. Verdrängung konnte<br />

experimentell bisher noch nicht eindeutig nachgewiesen werden (Holmes, 1990, s. Kap. 3.10).<br />

Dagegen besteht eine allgemeine Tendenz Inhalte, die kongruent mit dem Selbstbild sind<br />

besser zu erinnern. Ist das nicht der Fall, so kann es zur Ausbildung einer PTSD kommen, im<br />

Verlauf derer es zu einem wiederholten Durchleben der traumatischen Inhalte kommt. Die<br />

aufgeführten Forschungsergebnisse zeigen, daß nicht erinnerte Gedächtnisinhalte durchaus<br />

dynamisch aktiv sind und Personen sowohl auf der physiologischen- als auch auf der<br />

Verhaltensebene beeinflussen können (z.B. Luria, 1932; Levitt, 1967). Hypnose und damit<br />

auch PHA sind jedoch unabhängig von Verdrängung und durch dissoziative Prozesse besser<br />

zu erklären.<br />

Ein wesentlicher Faktor bei Hypnose und PHA scheint der Beteiligung der Frontallappen<br />

zuzukommen (z.B. Crawford, 1996). Von dort gehen strategische Prozesse aus, die Systeme<br />

auf niedriger Ebene, wie die hippocampale Komponente, aktivieren oder hemmen können.<br />

Aufmerksamkeit und Unaufmerksamkeit werden ebenfalls durch diese Struktur vermittelt.<br />

Geht von diesen Strukturen eine Hemmung auf den Hippocampus aus, so können sensorische<br />

Erfahrungen, die weit über den Kortex verbunden sind, nicht mehr assoziiert werden und<br />

explizites Erinnern bleibt aus. Jedoch ist auch in den sensorischen Inputmodulen eine<br />

Aufzeichnung der Aktivität vorhanden und diese können über geeignete Cues und<br />

Instruktionen auch ohne Mitarbeit des Hippocampus Inhalte abrufen, so daß Tests mit<br />

impliziten Methoden durchaus erfolgreich bewältigt werden können. Diesen Erinnerungen<br />

fehlt allerdings das Gefühl des expliziten Erinnerns. PHA zeigt eindrucksvoll wie durch<br />

Suggestion, aber auch spontan, bewußte Erinnerung umgangen werden können. Dieser Prozeß<br />

ist zumindest bei der suggerierten PHA reversibel. Ein zuvor etablierter Cue wird<br />

wahrgenommen und führt zur Enthemmung der hippocampalen Komponente. Nun sind die<br />

Inhalte, die zuvor nur implizit zur Verfügung standen, wieder explizit verfügbar.

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