Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 132<br />
Erfahrungen zu beschreiben, auch ihre visuellen Vorstellungen ähneln einander, ein<br />
Phänomen, das Banyai als Interaktionssynchronizität bezeichnet. Synchronizität tritt auch auf<br />
der physiologischen Ebene (z.B. Atemfrequenz und Muskelspannung).<br />
Es gibt Hinweise darauf, daß eine Veränderung der Hypnotisierbarkeit möglich ist, wenn<br />
Einstellungen und Erwartungen gegenüber der Hypnose verändert werden, Imaginationen zur<br />
Unterstützung der hypnotischen Phänomene eingeübt werden und Suggestionen anders<br />
interpretiert werden (diese müssen eher aktiv interpretiert werden). Die Verbesserungen<br />
waren dann signifikant größer, wenn der Versuchsleiter, der die Pbn bei den Maßnahmen zur<br />
Erhöhung (CSTP) anleitete, warm und zuvorkommend war und auf einen guten Rapport Wert<br />
legte, im Gegensatz zu einem kalten, distanzierten und desinteressierten Versuchsleiter<br />
(Spanos, Flynn & Nyles, 1990).<br />
Revenstorf (2000c) beschreibt Möglichkeiten Beziehungsmuster in der Therapie mit Hypnose<br />
zu nutzen. Dazu muß der Therapeut den Kommunikationsstil und/oder die Charakterstruktur<br />
des Patienten erkennen. Er empfiehlt für jede/n Kommunikationstyp/Charakterstruktur<br />
Suggestionen, die auf dessen/deren Bedürfnisse zugeschnitten sind und deshalb besonders<br />
effektiv sein sollen. So zielt das zentrale Grundbedürfnis einer Person mit masochistischer<br />
Charakterstruktur, auf Gerechtigkeit und Würdigung ab, das Therapieziel besteht in<br />
Selbstbestimmung und eine zentrale Suggestion würde lauten: „Du kannst es auf deine Art<br />
und Weise tun“ (S.71). Allerdings wurden bisher weder Reliabilität und Validität dieser<br />
Taxonomie empirisch überprüft, noch wurde der Versuch gemacht den förderlichen Einfluß<br />
einer Berücksichtigung der Charakterstrukturen auf den Therapieerfolg zu überprüfen.<br />
So wichtig die Beziehung zwischen Hypnotiseur und Hypnotisand ist, erklärt sie doch<br />
keineswegs alle Effekte, die durch Hypnose ausgelöst werden. So kann eine Induktion mit<br />
einer Audiokassette ebenfalls einen signifikanten Trancezustand herbeiführen, der<br />
Prüfungsangst in der Vorbereitungszeit auf ein Examen signifikant senken kann, ohne daß es<br />
zu einem persönlichen Kontakt zwischen Therapeut (Hypnotiseur) und Patient kommt<br />
(Krause & Revenstorf, 1998).<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, daß es keine allgemein akzeptierte Theorie der Hypnose<br />
gibt. Ein wichtiges Konzept ist das der Hypnotisierbarkeit als prädisponierender und als<br />
veränderbarer Faktor, der das Auftreten der Tiefe einer hypnotischen Trance wesentlich<br />
beeinflußt. Im folgenden Kapitel wird das Konstrukt ausführlich erläutert. Weitere<br />
Einflußfaktoren sind Motivation, Erwartungen und soziale Aspekte, die dadurch auftreten,<br />
daß eine Situation als hypnotisch definiert wird. In Abgrenzung zu anderen Trancezuständen<br />
kann die Beziehung und Interaktion von Hypnotiseur und Hypnotisand hervorgehoben<br />
werden, die das Zustandekommen von Hypnose charakterisieren.<br />
5.2 Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Trancetiefe<br />
Das Konzept der Hypnotisierbarkeit nimmt eine zentrale Rolle in der Hypnoseforschung ein<br />
und stellt ein Konstrukt dar, das die Empfänglichkeit von Personen für Hypnose mißt. Dies ist<br />
im Vergleich zu anderen Therapiemethoden einzigartig (s. Kap. 5). Dennoch ist es nicht leicht<br />
das Konstrukt zu fassen, da zirkuläre Definitionen der Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und<br />
der Trancetiefe dafür sorgen, daß diese Konzepte schwer von einander abgrenzbar sind. Die<br />
Begriffe Hypnotisierbarkeit, Empfänglichkeit für Hypnose und hypnotische<br />
Reaktionsbereitschaft werden zumeist synonym verwendet. Hypnotisierbarkeit wird von<br />
Weitzenhoffer (1989a) als die Fähigkeit eines Individuums bezeichnet, hypnotisiert zu werden<br />
und/oder eine bestimmte Tiefe in Hypnose zu erreichen. Hilgard (1981) betont dagegen, daß<br />
sich der Begriff Empfänglichkeit für Hypnose lediglich auf das hypnotische Talent bzw.<br />
Potential einer Person bezieht. Diese Definition impliziert, daß Hypnotisierbarkeit eine stabile