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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 15<br />

So kann aktives Ignorieren eines Stimulus das Ausmaß oder die Qualität der perzeptuellen<br />

Verarbeitung beeinträchtigen (s. Kap. 3.6). Aufmerksamkeit spielt also bereits bei der frühen<br />

Verarbeitung von Stimuli eine Rolle. Paralleles Verarbeiten ist bis zu einem gewissen<br />

Ausmaß möglich, aber die Kapazitäten des sensorischen Speichers sind bald überladen, v.a.<br />

innerhalb derselben sensorischen Modalität (Duncan, 1987, Treisman & Davies, 1973).<br />

Information gelangt vermutlich ins sensorische Gedächtnis, auch wenn die Person versucht<br />

sie zu ignorieren. Scheinbar beeinträchtigt der Input von Information ins sensorische<br />

Gedächtnis nicht die Kapazitäten anderer mentaler Funktionen (Norman, 1969).<br />

Normalerweise besteht willentliche Kontrolle darüber welche Information gespeichert werden<br />

soll. Das wurde zumindest für die auditorische und visuelle Modalität nachgewiesen. Jedoch<br />

wird auch nicht willentlich selegierte Info manchmal ins KZG transferiert. Irrelevante<br />

Information, die kurze Zeit nach der wahrzunehmenden Information präsentiert wird, ersetzt<br />

diese im visuellen KZG (Loftus & Ginn, 1984).<br />

Willentliche Stimulusselektion erscheint als notwendige, möglicherweise aber nicht als<br />

hinreichende Bedingung, um Information ins KZG zu bekommen. Zentrale Interferenz<br />

(Entscheidung über eine Aktion, Abrufen von Information aus dem LZG) beeinträchtigt<br />

diesen Transfer nicht.<br />

Stilles Wiederholen ist der zentrale Mechanismus des KZG, wenn z.B. eine Anzahl von<br />

Zahlen behalten werden soll. Dabei müssen wir eine Sequenz von Zahlen erst dann stetig<br />

wiederholen, wenn die Anzahl der Items die Kapazitätsgrenze der Gedächtnisspanne erreicht<br />

hat. Es erfolgt lediglich eine leichte Interferenz durch andere Aufgaben (Pbn können nebenbei<br />

noch anspruchsvolle Denkaufgaben durchführen) (Baddeley & Hitch, 1974).<br />

Willentliche Kontrolle spielt auch beim Transfer in das LZG eine wichtige Rolle. Elaboration<br />

ist eine der effektivsten Strategien um Info ins LZG zu überführen. Der Begriff der<br />

Elaboration von Information ist eng mit dem Modell der Verarbeitungstiefe von Craik und<br />

Lockhardt (1972) verbunden. Sie gehen davon aus, daß eingehende Information in Stufen<br />

analysiert wird. Zuerst erfolgt eine Analyse der physikalisch-sensorischen Merkmale eines<br />

Worts, dann findet eine Mustererkennung statt und schließlich wird das Wort semantisch<br />

verarbeitet. Je tiefer die Verarbeitung erfolgt, desto besser kann die Information behalten<br />

werden.<br />

Der Wunsch oder die Intention Information zu speichern, hat wenig Auswirkung auf eine<br />

Langzeitspeicherung, jedoch kann es Personen motivieren Information auf unterschiedlichen<br />

Ebenen zu verarbeiten (s. Kap. 3.6 zum gelenkten Vergessen). Elaboration kann den Abruf<br />

assoziierter Info enthalten, so daß die neue Information mit schon bestehenden<br />

Wissensbestandteilen vernetzt werden kann. Abruf von Inhalten kann auch schon bestehende<br />

Gedächtnisspuren stärken.<br />

Pashler und Carrier (1996) stellen zusammenfassend fest, daß wenn sich Information im KZG<br />

befindet, dies weder eine notwendige noch eine hinreichende Bedingung darstellt, um ins<br />

LZG zu gelangen. Konkurrierende Aufgaben, die zentrale Verarbeitung und damit<br />

Aufmerksamkeit erfordern, zeigen große Effekte auf die Gedächtnisleistung, selbst wenn<br />

unterschiedliche sensorische Modalitäten beteiligt sind und keine offene Reaktion gefordert<br />

wird. Diese Ergebnisse unterscheiden sich somit von den Ergebnissen zum KZG. Jedoch gibt<br />

zahlreiche Einschränkungen dieser Feststellung und Beispiele, in denen Zweitaufgaben das<br />

LZG nicht beeinträchtigt haben. Auch Ergebnisse dazu, ob konkurrierende Aufgaben, die<br />

zentrale Verarbeitungskapazitäten beanspruchen, mit dem Abruf vom LZG interferieren, sind<br />

uneinheitlich. Jedoch sprechen sie eher für eine Interferenz.<br />

Aufmerksamkeit kann als organisierendes Konzept bezeichnet werden und ist, wie dargelegt,<br />

am Transfer von Information sowohl vom sensorischen Gedächtnis ins KZG als auch vom

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