Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 141<br />
Motivation des Kienten verändern, was sich wiederum positiv auf die Hypnotisierbarkeit<br />
auswirkt. Rapport scheint für den Hypnotisanden wichtig zu sein, um Reaktionen als<br />
unwillkürlich zu erleben. Pbn, die einen hohen positiven Rapport aufweisen, reagieren<br />
intensiver auf Suggestionen des Hypnotiseurs. Die Anwendung des CSTP wird ebenfalls<br />
durch einen hohen Rapport potenziert. Der Rapport wirkt sich positiv auf die Motivation<br />
der Pbn Inhalte des CSTP aufzunehmen und anzuwenden (Flynn et al., 1990; Spanos,<br />
Flynn & Niles., 1990). Von Nash und Spinler (1989) stammt eine Skala, welche die<br />
archaische Beteiligung des Pbn (s. Kap. 5.1) erhebt. Die Korrelation mit der<br />
Hypnotisierbarkeit der Patienten liegt bei .52. Subskalen erheben wieviel Macht der Pbn<br />
auf den Hypnotiseur attribuiert, die positive emotionale Beziehung zwischen beiden sowie<br />
die Angst vor negativer Bewertung durch den Hypnotiseur.<br />
Hypnotisierbarkeit scheint nur solange stabil zu bleiben (Piccione et al., 1989) bis sie durch<br />
geeignete Maßnahmen verändert wird. Krause (2000) konzipierte ein Modell, das den Einfluß<br />
der oben beschriebenen Faktoren auf das Tranceerleben darstellt. Um die Hypnotisierbarkeit<br />
zu erhöhen, müssen motivationale Faktoren und Erwartungen, die Personen der Hypnose<br />
entgegenbringen sorgfältig beachtet werden. Gerade über diese Variablen kann die<br />
Reaktionserwartung so verändert werden, daß ein sinnvolles Arbeiten von Hypnose in einem<br />
therapeutischen Kontext sinnvoll ist. Sorgfältig muß auch die Beziehungsgestaltung zwischen<br />
Hypnotiseur und Hypnotisand beachtet werden, da sie den Schlüssel zu hypnotischen<br />
Erfahrung darstellt. In der Praxis wird die Hypnotisierbarkeit von Patienten kaum<br />
systematisch erhoben. Das mag daran liegen, daß Korrelationen mit einem Therapieerfolg<br />
bisher nur inkonsistent nachgewiesen wurden, obwohl der Zusammenhang zumindest bei<br />
einigen Störungen vorhanden ist (z.B. Schmerz, Warzenbehandlung, Allergien, Flugangst).<br />
Damit verzichtet der Therapeut aber auf diagnostische Erkenntnisse, die aus den Skalen<br />
gewonnen werden können. So kann die Erhebung der Hypnotisierbarkeit einen Hinweis<br />
geben, ob Einstellungen korrigiert oder an der Therapiemotivation gearbeitet werden muß.<br />
Bei niedriger Empfänglichkeit für Hypnose kann es besser sein hypnotische Verfahren als<br />
imaginative Verfahren zu deklarieren und auf eine formale Hypnoseinduktion zu verzichten.<br />
Bei niedrighypnotisierbaren Patienten kann es vorteilhaft sein eher mit indirekten<br />
Suggestionen zu arbeiten, während bei hochhypnotisierbaren Patienten direkte Suggestionen<br />
auszureichen scheinen. Mit einer Hypnotisierbarkeitsskala kann genau diagnostiziert werden,<br />
welche hypnotischen Phänomene der Patient beherrscht. Diese Phänomene können dann in<br />
der therapeutischen Arbeit benutzt werden um Veränderungen in einer, für den Patienten<br />
subjektiv evidenten Weise, zu ratifizieren. M.H. Erickson forderte, daß Personen Hypnose<br />
üben müssen damit ihre Trancefähigkeit adäquat eingeschätzt werden kann (s. Erickson,<br />
1952/1995).<br />
In Fachkreisen wird heutzutage häufig die Meinung vertreten, daß theoretisch alle Menschen<br />
bedeutsame Trancezustände erreichen können, wenn der Trancebegriff auf spontane<br />
Alltagstrancen ausgedehnt wird. Solche Vorstellungen bergen allerdings die Gefahr den<br />
Begriff der Hypnose allzusehr aufzuweichen und können dazu führen, die Verantwortung für<br />
den Therapieerfolg einer Hypnosebehandlung ausschließlich an den Therapeuten zu<br />
delegieren. Dieser muß ja lediglich das Trancepotential seines Klienten anstoßen, damit die<br />
Behandlung erfolgreich verläuft (s. Peter, 2000c). Solch eine Ansicht entspricht nicht dem<br />
gegenwärtigen Stand der Hypnoseforschung, sondern die Hypnotisierbarkeit eines Klienten<br />
sollte Implikationen für das therapeutische Vorgehen haben.<br />
Einen Aspekt, den Hypnotisierbarkeitsskalen nicht erfassen, der jedoch gerade im Hinblick<br />
für die Therapie mit Hypnose bedeutsam ist, stellt die erhöhte Emotionalität in Trance dar (s.<br />
Bongartz & Bongartz, 1998). Der gesteigerte Zugang zu Emotionen ist ein wichtiger<br />
Wirkfaktor in der Therapie und spielt bei den, von Grawe (1995) genannten, allgemeinen<br />
Wirkfaktoren Problemaktualisierung und Ressourcenförderung eine wichtige Rolle. Auch das