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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 98<br />

die Ergebnisse von Yuile und Cutshall (1986). Sie konnten zeigen, daß die Erinnerung von<br />

Opfern, die unmittelbar in die Tat einbezogen wurden, genauer ist als die von Augenzeugen,<br />

die nicht so beteiligt waren.<br />

Die meisten Studien mit PTSD Patienten sprechen dafür, daß die Patienten eher Details ihrer<br />

Traumata erinnern. Eine Studie anhand von australischen Feuerwehrleuten, die an<br />

Großeinsätzen im Busch beteiligt waren, zeigte, daß diejenigen, die eine PTSD ausbildeten<br />

Details eigener körperlicher Verletzungen unverändert erinnerten. Dagegen konnten nur 43 %<br />

der Feuerwehrmänner, die keine PTSD bekamen, sich nach 11 Monaten noch an die eigene<br />

Verletzung erinnern (McFarlane, 1988). Vielleicht stellt das Vergessen von traumatischen<br />

Ereignissen eine adaptive Eigenschaft dar, die eine Entwicklung der PTSD verhindert. Golier<br />

et al. (1997) meinen, daß es bei Patienten mit PTSD häufig zu einer Verzerrung von<br />

Gedächtnisinhalten kommt und zwar in eine Richtung, welche traumatische Aspekte an den<br />

Ereignissen noch akzentuiert.<br />

Eine Reihe von Experimenten hat gezeigt, daß Patienten mit PTSD Information, die für das<br />

Trauma relevant ist, anders als andere Information verarbeiten. In Stroop Experimenten<br />

zeigen Verwaltigungsopfer mit PTSD, längere Latenzen bei der Identifikation der Farbe in der<br />

ihnen traumaspezifische, bedrohliche Wörter (z.B. Überfall) präsentiert wurden. Keine<br />

Unterschiede gab es, im Vergleich mit einer Gruppe von Vergewaltigungsopfern ohne PTSD<br />

und einer Gruppe gesunder Pbn, bei neutralen Wörtern und Wörtern, die allgemein bedrohlich<br />

sind (z.B. Tod, Tumor). Die Latenzen sind Ausdruck der Stroop-Interferenz, die durch eine<br />

unwillkürliche semantische Aktivierung entsteht und den Pbn von seiner eigentlichen<br />

Aufgabe ablenkt. Diese Latenzen sind bei Wörtern mit großer emotionaler Bedeutung in der<br />

Regel besonders lang (Cassiday, McNally & Zeitlin, 1992). Zusätzlich gibt es Hinweise, daß<br />

die gefundene Interferenz nicht mit der Schwere des Traumas korreliert sondern mit dem<br />

Ausmaß der PTSD Symptomatik. Somit scheint es, daß die selektive Verarbeitung<br />

traumatischer Stimuli ein Merkmal der Störung selbst und nicht des Erlebens eines Traumas<br />

per se ist. Traumaspezifische Stimuli scheinen die kognitiven Kapazitäten von PTSD<br />

Patienten in hohem Maße zu beanspruchen und können von ihnen nicht ignoriert werden,<br />

womit sich eine Parallele zu intrusiven Gedanken ergibt, die bei PTSD Patienten durch Cues<br />

leicht ausgelöst werden können (Golier et al., 1997).<br />

Eine andere Studie zeigt, daß Kriegsveteranen, die eine PTSD ausgebildet haben, zwar nicht<br />

absolut, doch relativ weniger neutrale Wörter erinnern als Wörter, die mit Kriegsgefechten in<br />

Verbindung stehen. Auch wenn mit indirekten Methoden das implizite Gedächtnis getestet<br />

wird, geben Kriegsveteranen mit PTSD in einer Wortstammergänzungsaufgabe mehr auf<br />

Kriegshandlungen bezogene Wörter an, als Veteranen ohne PTSD (Zeitlin & McNally, 1991).<br />

Es scheint so, als ob zumindest das Gedächtnis für Details des Traumas bei PTSD Patienten<br />

außerordentlich gut ist. Wie sieht es aber mit der Erinnerung von neutralen Inhalten, die nach<br />

dem Trauma erworben wurden aus? Sutker et al. (1991) berichten von größeren<br />

Gedächtnisdefiziten bei Kriegsgefangenen Soldaten Korea Krieges, im Vergleich mit<br />

Veteranen, die ebenfalls an Kampfhandlungen teilgenommen haben. Die Kriegsgefangenen<br />

waren schwereren und anhaltenderen psychologischen Traumata ausgesetzt als die<br />

Kontrollgruppe und es hatte auch eine größere Anzahl von ihnen eine PTSD ausgebildet.<br />

Bremner et al. (1993) konnten zeigen, daß auch Vietnam Veteranen mit PTSD, im Vergleich<br />

mit einer gesunden Kontrollgruppe, Defizite des KZG und des LZG aufwiesen. Die<br />

festgestellten Gedächtnisdefizite scheinen vergleichbar mit denen anderer psychiatrischer<br />

Patientengruppen zu sein und nicht alle Studien fanden deutliche Anzeichen von<br />

Beeinträchtigungen des Gedächtnisses bei PTSD Patienten.<br />

Somit lassen sich bei PTSD Patienten zwar Auffälligkeiten in der Verarbeitung von<br />

traumatischem nicht aber von neutralem Material feststellen. Jedoch ist es ungewiß in wieweit<br />

die Gedächtnisdefizite auf prätraumatische Faktoren zurückgehen. Es könnte eine

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