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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 12<br />

Schrifttype, Sprache, Modalität (Bild versus Wort) als direkte Tests. Dagegen sind letztere<br />

z.B. anfälliger für eine Manipulation der Verarbeitungsebene (Kelley & Lindsay, 1996).<br />

Möglicherweise kann es durch ein solches Vorgehen zu einer Konfundierung von Variablen<br />

kommen: So könnten indirekte Tests eher datengesteuerte Verarbeitung enthalten (Analyse<br />

physikalischer Merkmale), während direkte Tests eher auf konzeptuell gesteuerten Prozessen<br />

beruhen (Analyse der Bedeutung). Somit würden eher unterschiedliche Anforderungen der<br />

Tests als unterschiedliche Gedächtnissysteme die Ergebnisse erklären (Roediger & Blaxton,<br />

1987).<br />

Viele der funktionalen Dissoziationen können im Rahmen einer Transfer-angemessenen-<br />

Verarbeitung interpretiert werden. Aufgaben während des Lernens und des Tests variieren auf<br />

einem Kontinuum von datengesteuert bis zu konzeptuell gesteuert. Die Leistung während des<br />

Tests ist am besten, wenn die mentalen Operationen, oder Vorgänge während des Lernens der<br />

Aufgabe zum Zeitpunkt des Tests wiederholt werden (s. Kap. 3.2).<br />

Aus funktionalen Dissoziationen sollte nach Dunn und Kirsner (1988) nicht automatisch auf<br />

unterschiedliche Prozesse oder Systeme geschlossen werden. Alle Formen der Dissoziation<br />

können von einem Ein-Prozeß-Modell erklärt werden:<br />

• Einfache Dissoziation: Eine Variable beeinflußt die Leistung in Test A (z.B. direkter<br />

Gedächtnistest), nicht aber in Test B (z.B. indirekter Gedächtnistest).<br />

• Ungekreuzt doppelte Dissoziation: eine Variable beeinflußt die Leistung in Test A, nicht<br />

aber in Test B. Eine andere Variable beeinflußt die Leistung in Test B, nicht aber in Test<br />

A.<br />

• Gekreuzt doppelte Dissoziation: Eine Variable hat gegenläufige Effekte auf die<br />

Leistungen in Test A und B.<br />

Lediglich die reverse Assoziation würde eindeutig für zwei unterschiedliche Prozesse bzw.<br />

Gedächtnissysteme sprechen: Hier beeinflußt eine Variable die Leistung in beiden Tests<br />

gleichförmig, während eine andere Variable sie gegenläufig beeinflußt.<br />

Dissoziationen innerhalb von Populationen, d.h. Leistungsunterschiede in direkten und<br />

indirekten Tests konnten zwischen einer Vielzahl von Populationen nachgewiesen werden<br />

(anterograde Amnestiker, Ältere, Kinder, Alzheimer Patienten). Hier wird auf Dissoziationen<br />

von Populationen und Tests geachtet. Als Beispiel hierfür sei angeführt, daß Amnestiker und<br />

gesunde Pbn sich in der Leistung in expliziten Tests unterscheiden, nicht aber in impliziten<br />

Tests (z.B. Warrington & Weisenkrantz, 1970).<br />

Auch dieses Kriterium ist jedoch Gegenstand der Kritik. Viele dieser Dissoziationen sind<br />

lediglich einfach und können deshalb zustande kommen, weil ein Test einfach schwieriger als<br />

der andere ist. Außerdem kann nicht ohne Vorbehalte von der Gedächtnisleistung bei Kranken<br />

auf Prozesse bei Gesunden geschlossen werden (Kelley & Lindsay, 1996).<br />

2.1. Mehrspeichermodelle<br />

Auch wenn Mehrspeichertheorien, bei denen die Konzeption eines Kurzzeitgedächtnisses<br />

(KZG) eine wichtige Stellung einnimmt, für die vorliegende Arbeit nur nebenrangige<br />

Bedeutung haben – für die posthypnotische Amnesie (PHA) stellt der Abruf aus dem LZG die<br />

zentrale Fragestellung dar – soll der Vollständigkeit halber kurz darauf eingegangen werden.<br />

Vor allem eine neuere Konzeption, nämlich das Modell von Pashler und Carrier (1996),<br />

welches als eine Weiterentwicklung des klassischen Mehrspeichermodells (Atkinson &<br />

Shiffrin, 1968) betrachtet werden kann, soll an dieser Stelle kurz umrissen werden.

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