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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 22<br />

Innerhalb der impliziten Gedächtnisphänomene kann eine Unterscheidung in Abhängigkeit<br />

davon getroffen werden, ob das Zielitem zum Zeitpunkt des Tests direkt im Bewußtsein<br />

repräsentiert ist oder nicht. Beim Wiederholungspriming ist dieses der Fall. In anderen<br />

Situationen ist der Inhalt nicht im Bewußtsein repräsentiert, beeinflußt aber die Ausführung<br />

einer Aufgabe indirekt. Wenn ein Pbn bei einer Aufgabe eine Person negativer beurteilt, weil<br />

er zuvor subliminal Wörter dargeboten bekam, die eine solche negative Stimmung anderen<br />

Personen gegenüber induzieren, (z.B. Bargh & Pietromonaco, 1982) ist der Einfluß der<br />

erworbenen Information indirekt. In diesem Falle handelt es sich nach Lundh (2000) um einen<br />

suggestiven Einfluß.<br />

Jacoby (1991) vertritt die Auffassung, daß Wiedererkennen bei Gedächtnistests sowohl eine<br />

explizite Komponente (rekollektiv) als auch eine implizite Komponente (Bekanntheit) enthält.<br />

Um diese beiden Komponenten auseinanderzuhalten entwickelte er ein Paradigma, welches<br />

die Pbn instruiert nach zwei verschiedenen Kriterien zu handeln. Das Inklusionskriterium<br />

instruiert die Pbn in einer Weise, daß implizite und explizite Prozesse zusammenwirken,<br />

indem sie sich summieren und so die Erinnerung fördern. Dagegen instruiert das<br />

Exklusionskriterium die Pbn, so daß beide Prozesse voneinander getrennt werden. Die<br />

Instruktionen variieren etwas je nach Art der Aufgabe. In einer Wortfragmentergänzung<br />

werden Pbn Wortfragmente dargeboten und sie werden gebeten, die erste Ergänzung zu<br />

benennen, die ihnen in den Sinn kommt (Inklusion). Eine andere Variante der Instruktion<br />

fordert die Pbn auf, nur solche Wörter zu benennen, die nicht auf der zuvor dargebotenen<br />

Liste standen (Exklusion). Er fand heraus, daß Variablen, die Assoziationen zwischen den<br />

Items und dem Kontext fördern sollen (z.B. semantische Elaboration), vor allem die<br />

rekollektive Komponente beeinflußten, während Variablen, die sensorische Merkmale<br />

beeinflussen (z.B. Wechsel der Modalität, in welcher der Stimulus dargeboten wurde) eher die<br />

Komponente Bekanntheit beeinflußten (Assoziation von visuellen Merkmalen, Buchstaben,<br />

und Wörtern).<br />

Angesichts der Vielfalt impliziter Phänomene überrascht es nicht, daß es keine Theorie gibt,<br />

die alle oder doch wenigstens die meisten Beobachtungen, die hier aufgeführt wurden<br />

erklären kann. Die Theorien beziehen sich daher eher auf Untergruppen von Daten. Eine<br />

Annahme, die von frühen Forschern vertreten wurde, kann jedoch zurückgewiesen werden.<br />

Die Befunde, daß implizites Gedächtnis nicht durch Variablen beeinflußt wird, die einen<br />

Einfluß auf das explizite Gedächtnis haben, widerspricht dem Schwellenmodell, nachdem<br />

sich implizites und explizites Gedächtnis lediglich in der Stärke der Aktivierung eines<br />

Gedächtnisinhalts unterscheiden.<br />

Ein anderer Ansatz postuliert, daß die Auswirkung von Priming auf das implizite Gedächtnis<br />

auf der temporären Aktivierung schon bestehender Repräsentationen, Wissensstrukturen oder<br />

Logogenen beruht (z.B. Graf und Mandler, 1984). Diese Aktivierung erfolgt automatisch und<br />

unabhängig von elaborierten Prozessen, die notwendig sind um episodische<br />

Gedächtnisstrukturen zu etablieren. Eine aktivierte Repräsentation kommt einfach so in den<br />

Sinn, aber enthält keine Information über den Lernkontext.<br />

Diesen Gedanken greift Bower (1998) auf, der eine einfache Theorie assoziativer Aktivierung<br />

postuliert, mit der sich implizite, aber auch explizite Gedächtnisprozesse erklären lassen:<br />

Wird ein Wort visuell dargeboten kommt es zu einer Aktivierung sensorischer Merkmale, die<br />

mit den jeweiligen Buchstaben korrespondieren. Diese sind Merkmalsknoten und geben Ihre<br />

Aktivierung zu den Wortknoten weiter. Die akkumulierte Aktivierung eines Logogens ist die<br />

Summe eingehender Assoziationen. Wenn eine bestehende Assoziation erfolgreich durch<br />

einen Stimulus erregt bzw. reaktiviert wurde, wird die Assoziation gestärkt und die erhöhte<br />

Assoziationsstärke besteht für eine gewisse Zeitdauer. Die Assoziationsstärke nimmt mit der

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