Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 129<br />
De Benedettis und Sironi (1988) kommen nach der Implantation von Elektroden bei einer<br />
Epilepsiepatientin zu dem Schluß, daß sowohl der Wach- als auch der Trancezustand<br />
wesentlich durch ein Zusammenspiel von Amygdala und Hippocampus zustande kommt,<br />
wobei die Amygdala eine aktivierende, der Hippocampus dagegen eine hemmende Funktion<br />
hat. Zum gleichen Ergebnis kommt Kissin (1986) aufgrund von Studien über<br />
Verhaltenskonsequenzen psychoaktiver <strong>Dr</strong>ogen und physiologischen Messungen in nichthypnotischen<br />
Trancezuständen.<br />
Eindeutige Ergebnisse zu einer Lateralisierung der Alpha-Aktivität liegen gegenwärtig nicht<br />
vor. De Pascalis et al. (1989) fanden allerdings bei Hochhypnotisierbaren eine höhere 40 Hz<br />
Dichte in beiden Hemisphären, wenn positive Emotionen suggeriert wurden, bei negativen<br />
Emotionen gab es lediglich einen Anstieg der 40 Hz Dichte in der rechten Hemisphäre. Bei<br />
Niedrighypnotisierbaren waren diese Veränderungen nicht zu beobachten. In einer anderen<br />
Studie konnte bei Niedrighypnotisierbaren im Verlauf der Hypnoseinduktion eine Reduktion<br />
der 40 Hz Aktivität in beiden Hemisphären nachgewiesen werden, dagegen bei<br />
Hochhypnotisierbaren zu Beginn der Induktion eine höhere 40 Hz Dichte in beiden<br />
Hemisphären. Im Verlauf der Induktion fand bei ihnen jedoch eine Reduktion der<br />
linkshemisphärischen sowie eine Erhöhung der rechtshemisphärischen 40 Hz Aktivität statt.<br />
Die 40 Hz Aktivität wird als ein Korrelat fokussierter Aufmerksamkeit gewertet. Diese<br />
Ergebnisse wurden auch mit dem Auftreten von PHA in Verbindung gebracht (De Pascalis &<br />
Penna, 1990, s. Kap. 4.7.6).<br />
Bongartz und Bongartz (1998) fassen umfangreiche Studien zur Erhebung von evozierten<br />
Potentialen in Hypnose zusammen. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, daß Veränderungen in<br />
den späten Komponenten (N100, N200, P300) bei visuellen, akustischen, sensorischen und<br />
olfaktorischen ereigniskorrelierten Potentialen nur bei hochhypnotisierbaren Pbn auftreten.<br />
In dem endokrinologischen Bereich konnten v.a. Bongartz und Mitarbeitern Veränderungen<br />
durch Hypnose nachweisen. Allerdings ist nicht ganz geklärt, ob diese Veränderungen<br />
spezifisch für Hypnose sind oder ob sie eine Folge von Entspannung sind. Über die<br />
Konzentration von Vanillinmandelsäure, einem Produkt des Katecholaminstoffwechsels,<br />
konnte indirekt die Abnahme von Katecholaminen im Blut nachgewiesen werden (Bongartz,<br />
Lyncker & Kossmann, 1987). Bongartz (1993) berichtet von dem Vergleich einer<br />
Streßbedingung, einer Ruhekontrollgruppe und einer Gruppe die sich einer Hypnoseinduktion<br />
unterzog, hinsichtlich des Plasmaadrenalin- und –noradrenalin-Spiegels. Mit Hypnose konnte<br />
im Vergleich zur Streßbedingung ein deutliches Absinken der Neurotransmitter beobachtet<br />
werden. Nach einer Hypnosesitzung konnte Bongartz auch ein signifikantes Absinken der<br />
Leukozytenzahl feststellen. Diese Abnahme der Leukozytenzahl ist durch eine Zunahme der<br />
Haftung der Leukozyten am Gefäßendothel zu erklären, die wiederum auf die Abnahme<br />
adrenerger und noradrenerger Botenstoffe zurückgeht. Zwei Stunden nach der Hypnose<br />
berichtete Bongartz (1990) über eine Zunahme von Lypmphozyten, die mit einer Abnahme<br />
von Neutrophilen einherging.<br />
Wie läßt sich Hypnose von anderen Zuständen abgrenzen? Viele der Veränderungen, die im<br />
ersten Teil beschrieben wurden, scheinen nicht spezifisch für Hypnose zu sein, sondern treten<br />
auch bei der Anwendung anderer Verfahren, wie dem Autogenen Training oder der<br />
progressiven Muskelrelaxation auf. Auch bei diesen Verfahren wird Entspannung induziert<br />
und im entspannten Zustand kommt es zu Suggestionen, durch die unter anderem<br />
Imaginationen angeregt werden. Andererseits führt allein die Definition einer Situation als<br />
hypnotisch dazu, daß sich das Verhalten von Pbn radikal verändert (z.B. Pekala & Forbes,<br />
1988). Es treten Korrelationen von Hypnotisierbarkeit und anderen Instrumenten zur<br />
Erhebung von Persönlichkeitsmerkmalen auf, die nicht vorhanden sind, wenn die Merkmale<br />
in einem unterschiedlichen Kontext gemessen werden (Spanos et al., 1989). In<br />
Alltagszuständen wie Tagträumen kommt es zu Phänomenen wie einer Fokussierung der