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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 150<br />

Die während der Hypnosesitzungen gezeigte Trancetiefe sollte mit der Hypnotisierbarkeit<br />

(Tart, 1970), als auch mit Maßen des Therapieerfolgs korrelieren. Da die Trancetiefe eine<br />

State-Variable ist, die während der Sitzungen, in denen die therapeutische Intervention<br />

erfolgt, erhoben wird, sollte die Korrelation mit dem Therapieerfolg höher ausfallen als die<br />

Korrelation der Hypnotisierbarkeit, die in einer diagnostischen Sitzung mit einer etwas anders<br />

gehaltenen Induktion erfolgt, mit dem Therapieerfolg. Daraus ergibt sich, daß die Trancetiefe<br />

für hochhypnotsierbare Pbn signifikant höher ist als die für niedrighypnotisierbare.<br />

Es gibt Berichtete über intensivere körperliche und subjektive gefühlsmäßige Reaktionen auf<br />

indirekte Suggestionen beim Erfahren von positiven und negativen Emotionen in Hypnose<br />

(z.B. Lange, 1996 zit. nach Bongartz & Bongartz, 1998; s. Kap. 5.1). Deshalb wird<br />

angenommen, daß die Intervention mit den therapeutischen Geschichten bei<br />

hochhypnotisierbaren Pbn zu intensiverem positiven wie negativen Affekt führt als bei<br />

niedrighypnotisierbaren Pbn. Zusätzlich wird angenommen, daß Hochhypnotisierbare, die<br />

Intervention positiver beurteilen als Niedrighypnotisierbare.<br />

Immer wieder wird berichtet, daß imaginative Fähigkeiten bei hochhypnotisierbaren in<br />

Hypnose stärker ausgeprägt sind, aber auch eine prädisponierende Fähigkeit zur Entwicklung<br />

einer hohen Hypnotisierbarkeit darstellen (z.B. De Pascalis, 2000; Krause, 2000; Kunzendorf,<br />

1985/1986; s. Kap. 5.1, Kap. 5.2). Deshalb sollten die therapeutischen Geschichten bei<br />

hochhypnotisierbaren Pbn eine höhere imaginative Beteiligung auslösen, in dem Sinn, daß sie<br />

lebhaftere Vorstellungen von Darstellern und Handlung beim Rezipieren der Geschichte<br />

haben.<br />

Hochhypnotisierbare Personen können sich besser auf den Rapport in einem hypnotischen<br />

Setting einlassen. Sie beurteilen deshalb den Rapport in den Sitzungen besser als<br />

niedrighypnotisierbare Personen. Ob sich Hochhypnotisierbare deshalb besser auf die<br />

Beziehung einlassen können, weil sie empfänglicher für Hypnose sind oder ob sie<br />

empfänglicher für Hypnose sind, weil sie sich besser auf den Rapport einlassen können, kann<br />

in dieser Studie kausal nicht geklärt werden. Ein warmer, zuvorkommender Therapeut scheint<br />

eine notwendige aber nicht hinreichende Eigenschaft zu sein, um die Hypnotisierbarkeit bei<br />

Pbn zu erhöhen. Zusätzlich müssen jedoch noch andere Maßnahmen ergriffen werden, wie die<br />

Veränderung von Erwartungen über Hypnose, eine aktive Interpretation von Suggestionen<br />

und die Nutzung von Imaginationen zur Ausführung der Suggestionen (Flynn et al., 1990;<br />

Spanos, Flynn & Nyles, 1990; Kap. 5.2). Hypnose ist nach Banyai (1986, zit. nach Banyai,<br />

1991) ein Geschehen, daß durch die Interaktion von Hypnotiuseur und Hypnotisand bestimmt<br />

ist. Sie spricht in diesem Fall von Interaktionssynchronizität (s. Kap. 5.1). Deshalb sollten die<br />

Einschätzungen des Rapports von Hypnotiseur und Hypnotisand auch in der vorliegenden<br />

Studie signifikant korrelieren.<br />

Im folgenden werden die, aus den berichteten Überlegungen, abgeleiteten Hypothesen noch<br />

einmal übersichtlich dargestellt:<br />

• Hochhypnotisierbare zeigen nach Suggestion einer PHA eine signifikant niedrigere<br />

Wiedergabe der dargebotenen Geschichten als Niedrighypnotisierbare, sowie als<br />

Hochhypnotisierbare, die keine explizite Amnesiesuggestion erhalten, solange die<br />

Amnesiesuggestion wirksam ist. Nach Aufhebung der Amnesiesuggestion und einem<br />

erneuten Test der freien Wiedergabe bestehen keine Unterschiede mehr zwischen den<br />

Gruppen (signifikante <strong>Dr</strong>eifachwechselwirkung der Faktoren Hypnotisierbarkeit,<br />

Amnesiesuggestion und Reversibilität).<br />

• Hochhypnotisierbare zeigen nach der Suggestion einer PHA signifikant mehr<br />

Konfabulationen als Niedrighypnotisierbare, sowie als Hochhypnotisierbare, die keine

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