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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 135<br />

auch den klinischen Bereich ausgewiesen. Sie verzichtet auf eine formale Hypnoseinduktion,<br />

kann daher auch als Imaginationstest angekündigt werden und korreliert dann wesentlich<br />

niedriger mit anderen Hypnotisierbarkeitsskalen. Niedrighypnotisierbare erzielen in diesem<br />

Fall aber höhere Werte, als wenn die Skala als ein Meßinstrument zur Erfassung der<br />

Hypnotisierbarkeit angekündigt wird (Spanos et al., 1989).<br />

Trancetiefeskalen erheben den subjektiven Trancezustand zu einem gewissen Zeitpunkt der<br />

Hypnosesitzung. Sie korrelieren in der Regel hoch mit Hypnotisierbarkeitsskalen, v.a. wenn<br />

die Trancetiefeschätzung automatisch abgegeben wird. Auf diese Weise können auch<br />

Fluktuationen der Trancetiefe im Verlauf einer Sitzung erfaßt werden. Darüber hinaus gibt es<br />

auch Methoden bei denen die Trancetiefe retrospektiv eingeschätzt wird, anhand eines<br />

Fragebogens oder in einem kooperativen Gespräch zwischen Hypnotiseur und Hypnotisand<br />

(Krause, 2000).<br />

Bisher nicht ganz geklärt ist ob die Hypnotisierbarkeitsskalen nur einen Faktor messen. Die<br />

Verteilung von Hypnotisierbarkeitswerten ist bimodal. Verteilungen von SHSS A und B<br />

Scores, die anhand von 124 Pbn ermittelt wurden, zeigen zwei Gipfel, einen bei einem Wert<br />

von vier, den anderen bei zehn. (Hilgard et al., 1961). Auch geht aus faktorenanalytischen<br />

Untersuchungen der Stanford Skalen hervor, daß sie zwei oder sogar mehrere Faktoren<br />

enthalten.<br />

Hilgard (1965) vertritt die Meinung, daß zumindest die Stanford-Skalen vor allem einen<br />

Faktor messen, dazu mißt aber jedes Item noch spezifische Faktoren, die alle<br />

Dissoziationsaspekte beinhalten. Viele andere Autoren bevorzugen jedoch eine andere<br />

Interpretation der Daten und nehmen zwei Mechanismen an, die je nach Itemschwierigkeit<br />

hypnotische Reaktionen unterschiedlich beeinflussen. Ein Faktor ist wichtiger bei einfachen<br />

Items, der andere kommt eher bei schwierigen Items zur Geltung (Balthazard, 1993). Je nach<br />

theoretischer Ausrichtung werden die beiden Faktoren unterschiedlich benannt: z.B. primäre<br />

Suggestibilität und Somnambulismus (Weitzenhoffer), begrenzte versus umfangreiche<br />

Dissoziation (Hilgard), Compliance und echte Hypnose (Tellegen), Kooperation-Erwartungen<br />

und Absorption (Spanos) (s. Balthazard, 1993).<br />

Andere Faktorenanalysen hypnotischer Reaktionsbereitschaft ergaben drei Kategorien<br />

hypnotischer Reaktionen. Eine umfaßt ideomotorische Reaktionen (z.B. Bewegung der Hände<br />

zueinander), eine andere Challenge-Items (z.B. Unfähigkeit den Arm zu beugen) und eine<br />

dritte Kategorie enthält posthypnotische Suggestionen, Halluzinationen und Amnesie (z.B.<br />

Hammeret al., 1963; Hilgard, 1965). Jedes Item in diesen Kategorien steht in einer engeren<br />

Beziehung zu den Items der gleichen Kategorie als zu Items der anderen Kategorien.<br />

Ein anderer Ansatz kommt von Pekala und Forbes (1997). Sie erhoben die Tranceerfahrung<br />

von Pbn beim Durchlaufen der HGSHS:A. Eine Clusteranalyse ergab neun Subgruppen, die<br />

unterschiedliche phänomenologische Erfahrungen in der Trance gemacht hatten. Diese<br />

Gruppen konnten auch anhand von Mittelwerten der HGSHS:A unterschieden werden. Die<br />

Ergebnisse zeigen, z.B.daß eine der Gruppen eine hohe Hypnotisierbarkeit durch intensiven<br />

Gebrauch von visueller Vorstellung erreicht, während die andere Gruppe kaum visuelle Bilder<br />

gebraucht, um vergleichbare Werte zu erzielen (s. auch Barrett, 1996).<br />

Wie schon in Kap. 3.10 und Kap. 4.7.6 erwähnt gilt Dissoziation in manchen theoretischen<br />

Ansätzen als ein zentraler Mechanismus der Hypnose, indem motorische, sensorische oder<br />

auch komplexere kognitive Subsysteme sich von der bewußten Steuerung einer zentralen<br />

Kontrollinstanz abkoppeln und autonom tätig werden (Hilgard, 1977, 1991). Zusammengefaßt<br />

läßt sich festhalten, daß Parallelen zwischen kontrollierten dissoziativen Zuständen in<br />

Hypnose und Psychiatrischen Störungen (z.B. Dissoziative Störungen, PTSD) gibt (s. Kap.<br />

4.5, Kap. 4.6). Die Dissoziation stellt bei diesen Störungen einen adaptiven Mechanismus der<br />

Patienten dar, um sich vor traumatischen Schmerzen oder Emotionen zu schützen (z.B. Butler<br />

et al., 1996). Neuere Studien zeigen jedoch, daß dissoziative Erfahrungen im Alltag

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