Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 149<br />
Erdelyi & Halberstam, 1987 zit. nach Erdelyi, 1990; Kintsch & van Dijk, 1975; s. Kap. 3.8;<br />
Kap. 3.9). Vergessen kann sich somit auch in verzerrten oder fehlerhaften Erinnerungen<br />
ausdrücken, zumal in Hypnose nicht nur Erinnerungen, sondern auch internal generierte<br />
Wahrnehmungen lebhafter erscheinen (s. Kap. 4.7.1). Deshalb soll überprüft werden ob<br />
hochhypnotisierbare Pbn verstärkt konfabulieren, wenn sie mit PHA belegte Inhalte<br />
wiedergeben.<br />
Einen weiterer Gegenstand, den diese Arbeit untersuchen möchte, betrifft strukturelle<br />
Amnesietechniken wie sie in Kapitel 4.7.3 ausführlich beschrieben wurden. Allgemein ist<br />
bekannt, daß nur hochhypnotisierbare Pbn von Suggestionen zur PHA profitieren (s. Kap.<br />
4.7). Die mehrfache Einbettung von Metaphern (MEM) und somit die Nutzung des Primacy-<br />
Recency Effekts, wird seit einiger Zeit als effektive Technik zur Erzeugung von Amnesie<br />
beschrieben (Krause & Revenstorf, 1997; Lankton & Lankton, 1983; Peter, 2000a,<br />
Revenstorf, Freund & Tränkle, 2000). Der einzige Versuch eines empirischen Nachweises,<br />
kam von Matthews und Mosher (1987), die keine Auswirkung der Einbettung auf das<br />
Erzielen einer PHA fanden. Vielleicht verschwand deshalb ihre Studie unveröffentlicht in der<br />
Schublade. Das interessante ist, daß im Fall der MEM die Struktur und damit allgemein<br />
psychologische Mechanismen (Primacy-Recency Effekt) zur Amnesie führen, damit wäre<br />
eine Möglichkeit gegeben auch bei niedrighypnotisierbaren Personen eine substantielle<br />
Amnesie zu erzielen. Natürlich ist es denkbar, daß schon die Struktur der Einbettung einen<br />
suggestiven Charakter hat, der dazu „auffordert“ Inhalte zu vergessen. Deshalb ist es möglich,<br />
daß die Struktur in einem hypnotischen Kontext auch bei hochhypnotisierbaren Pbn zu einer<br />
ausgeprägteren Amnesie führt. Ein weiterer Effekt, der im Zusammenhang mit der Einbettung<br />
von Metaphern immer wieder diskutiert wird, ist eine Vertiefung der Trance (s. Krause &<br />
Revenstorf, 1997; Lankton & Lankton, 1983). Ob eine Vertiefung der Trance durch MEM<br />
auch tatsächlich eintritt, soll ebenfalls mit der vorliegenden Arbeit überprüft werden.<br />
Hypnose führt zu einer Harmonisierung des inneren Milieus, dadurch daß es zu einer<br />
trophotropen Umstellung des Organismus kommt, aber auch weil durch Suggestionen<br />
Heilungsprozesse ausgelöst werden können (Revenstorf, 2000c). Dies kann z.B. bei Personen,<br />
die in der Vorbereitung auf ihre Prüfung stehen zu einer signifikanten Reduktion der<br />
Prüfungsangst führen (Krause und Revenstorf, 1998) aber auch Personen mit Ein- oder<br />
Durschlafstörungen zu einem besseren Schlaf verhelfen (Behre & Scholz, 1998). Bei den Pbn<br />
von Krause und Revenstorf (1998) profitierten auch Studenten von der Intervention mit<br />
Hypnose, die nicht unbedingt eine klinisch relevante Diagnose (spezifische Phobie, soziale<br />
Phobie) aufwiesen. Ergebnisse von Stanton (1993) zeigten, daß auch Patienten mit einer<br />
gewissen „Lebensunzufriedenheit“ von Hypnose profitierten, was sich in einer verbesserten<br />
Einschätzung der Zufriedenheit auf einem „Glücksthermometer“ äußerte. Alle zitierten<br />
Studien verwendeten Metaphern und Geschichten als Intervention. Die Ergebnisse legen<br />
nahe, daß Hypnose durchaus auch einen psychohygienischen Effekt haben kann und auch bei<br />
subklinische Beeinträchtigungen zu Verbesserungen führen kann. Ein weiteres Ziel der Studie<br />
ist es zu zeigen, daß auch „gesunde“ studentische Pbn von Hypnose profitieren können und<br />
ihre Befindlichkeit verbessern können, was sich in einer höheren Entspannungsfähigkeit,<br />
Gelassenheit sowie in größerem Optimismus und Selbstvertrauen zeigen soll. Dabei wird<br />
angenommen, daß Niedrighypnotisierbare zwar unmittelbar nach der Sitzung durch<br />
unspezifische Effekte der Entspannung profitieren, jedoch profitieren nur<br />
Hochhypnotisierbare längerfristig durch die Wirkung der Suggestionen. Dadurch, daß mit der<br />
Hypnose ein therapeutisches Ziel verfolgt wird, soll ein quasi-therapeutisches Setting<br />
geschaffen werden, in dem das Auftreten von suggerierter PHA untersucht werden kann.