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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 143<br />

kann (Krause & Revenstorf, 1997). Deshalb wird auch PHA suggeriert, um einer bewußten<br />

und rationalen Analyse der suggerierten Inhalte zuvorzukommen. Diese werden sonst durch<br />

Schemata analysiert und verarbeitet. Ein Teil dieser Schemata scheint aber dysfunktional zu<br />

sein, weshalb die Person dann auch Symptome entwickelt und sich in Therapie begeben hat.<br />

Viele dieser Schemata sind implizit wirksam und somit der Person nicht bewußt. Einem<br />

bewußten in Frage stellen der Schemata, wie es in der kognitiven Therapie geschieht,<br />

scheinen somit Grenzen gesetzt. Wie in Kap. 4.7 ausführlich dargelegt wurde interagiert die<br />

mit PHA belegte Information mit anderen Gedächtnisinhalten und beeinflußt das Verhalten<br />

der Person. Auch subliminale Stimulation, ein Vorgehen, bei dem Suggestionen unterhalb der<br />

bewußten Wahrnehmungsschwelle dargeboten werden, scheint Verhalten beeinflussen zu<br />

können (z.B. Metzner & Revenstorf, 1996). Da es bisher nicht möglich ist solche komplexen<br />

Vorgänge und ihren Erfolg in der Therapie kausal nachzuweisen, kann das, am Beispiel von<br />

Angst ausgeführt, lediglich über das beobachtbare Verhalten (Konfrontation mit der<br />

angstauslösenden Situation, Vermeidungsverhalten) und/oder subjektive Maße (Fragebögen<br />

zur Erhebung der subjektiv wahrgenommenen Angst) und/oder physiologische Maße (z.B.<br />

Herzrate, Katecholaminspiegel) geschehen.<br />

Chambless und Hollon (1998) stellen im Einklang mit der APA (American Psychological<br />

Association) methodische Kriterien auf, die ein Therapieverfahren erfüllen muß, damit seine<br />

Wirksamkeit als nachgewiesen gilt. Um das Kriterium „möglicherweise effektiv“ zu erfüllen,<br />

muß mindestens eine Studie zeigen, daß die Behandlungsgruppe besser ist als eine<br />

unbehandelte-, alternativ behandelte- oder Plazebokontrollgruppe, oder daß die Behandlung<br />

genau so effektiv ist, wie ein alternatives Verfahren, welches gut etabliert und anerkannt ist.<br />

Die Studien müssen als Kontrollgruppenstudien mit randomisierter Zuteilung der Patienten<br />

oder als kontrollierte Einzelfallstudien mit mindestens drei Pbn (es sind auch<br />

Zeitreihenanalysen möglich) konzipiert sein. Die Therapie sollte ein Manual umfassen, valide<br />

und reliable Meßinstrumente sollten den Therapieerfolg messen und für die Pbn müssen<br />

Eingangskriterien in die Studie in reliabler und valider Weise definiert werden. Um eine<br />

adäquate Teststärke zu sichern, schlagen die Autoren 25 bis 30 Pbn pro Gruppe für eine<br />

Kontrollgruppenstudie vor. Um als „effektive“ Therapie zu gelten, müssen insgesamt zwei<br />

Studien, die in unabhängigen Forschungssettings durchgeführt wurden, die oben genannten<br />

Kriterien erfüllen. Um das Kriterium „effektiv und spezifisch“ zu erfüllen, müssen zwei<br />

unabhängige Studien nachweisen, daß die Behandlung besser als ein psychologisches<br />

Plazebo, Plazebomedikamente oder als ein anerkanntes Therapieverfahren abschneidet.<br />

Lynn et al. (2000) machen besonders für den Bereich der Hypnose weitere methodische<br />

Vorschläge. Sie fordern:<br />

• eine genaue Beschreibung der Stichprobe sowie eine Spezifizierung der diagnostischen<br />

Instrumente und Kriterien, die zu einer Aufnahme in die Studie führten.<br />

• eine Beschreibung der Vorgehensweise (Messungen und Therapie), die eine Replikation<br />

der Studie erlaubt.<br />

• deutlich anzugeben, ob eine Zufallszuweisung (Randomisierung) erfolgte.<br />

• die Hypnotisierbarkeit zu erheben. Hierbei ist zu bedenken, daß eine unterschiedliche<br />

Hypnotisierbarkeit in den Gruppen die Ergebnisse verzerren kann. Eine Parallelisierung<br />

der Gruppen hinsichtlich der Hypnotisierbarkeit ist legitim. Geschieht dies nicht und gibt<br />

es signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen, sollte Hypnotisierbarkeit als<br />

Covariate in die statistischen Analysen eingehen.<br />

• Erwartungen zu erheben. Reaktionserwartungen sind nach Kirsch (2000) wichtige<br />

Wirkmechanismen der Hypnose und auch von Plazebo. Erwartungen können in der<br />

Plazebokontroll- und der Behandlungsgruppe unterschiedlich sein und wesentlich zu den<br />

Unterschieden zwischen den Gruppen beitragen.

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