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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 52<br />

jedoch auf Kosten ungeübter Items. Der Nachteil für ungeübte Items konnte sogar beobachtet<br />

werden, wenn im Test hoch spezifische Abruf-Cues für die ungeübten Items dargeboten<br />

wurden (wenn z.B. orange ein ungeübtes Item war, wurde den Pbn fruit or___ als Cue<br />

dargeboten). Der Nachteil für die ungeübten Items war am größten, wenn diese stark mit dem<br />

kategorialen Cue assoziiert waren. Diese Befunde legen nahe, daß zumindest unter gewissen<br />

Umständen die Beeinträchtigung nicht abgerufener Items, aufgrund der Abrufstärkung<br />

anderer Items, auf einen Unterdrückungsprozeß zurückgeht, durch den Konkurrenten um den<br />

Abruf gehemmt werden. Dabei scheinen Konkurrenten, die in der Regel eher Zugang zu<br />

Abrufressourcen haben, stärker unterdrückt zu werden als diejenigen, die schwächer mit dem<br />

Abruf-Cue assoziiert sind und von denen potentiell weniger Interferenz ausgeht.<br />

3.5 Beendigung aktiver Abrufbemühungen<br />

Versuche einer aktiven Gedächtnissuche dauern üblicherweise nicht unendlich an. Die aktive<br />

Gedächtnissuche wird manchmal beendet, wenn die gesuchten Ereignisse nicht abgerufen<br />

werden konnten. Nachdem eine gewisse Anzahl von Versuchen nicht zu neuer Information<br />

führte, kommt eine Stop-Regel zur Anwendung. Möglich wäre es, daß eine Gedächtnissuche<br />

über diesen Punkt hinaus, zum Abruf zusätzlicher Information führen würde.<br />

Ein Weg diesen Effekt zu untersuchen, ist die gleiche Information wiederholt zu testen, ohne<br />

den Pbn die Gelegenheit zu geben, die Information erneut zu lernen. Dabei kann folgendes<br />

beobachtet werden (Erdelyi & Becker, 1974):<br />

• Manche Items werden erst in späteren Durchgängen erinnert, nicht jedoch in den/dem<br />

ersten Durchgang/Durchgängen (Item gains). Dieser Effekt wird auch Reminiszens<br />

genannt.<br />

• Manche Items, wurden in den/dem ersten Durchgang/Durchgängen erinnert, nicht jedoch<br />

in späteren (Item losses), was auf ein Vergessen der Items hinweist.<br />

• Es kann auch das Verhältnis der beiden oben genannten Ereignisse zueinander betrachtet<br />

werden, z.B. ob Item gains Item losses übersteigen. Dieser Effekt, der sich in einem<br />

insgesamt besseren Abruf zu einem späteren Zeitpunkt auswirkt, wird auch Hypermnesie<br />

genannt.<br />

Studien konnten sowohl Hypermnesie als auch Reminiszens als stabile Effekte nachweisen (s.<br />

Übersichten bei Erdelyi, 1984, Payne & Wenger, 1992). Hypermnesie konnte mit bildhaftem<br />

Material, Wortlisten aber auch anhand von komplexeren Texten wie Prosa nachgewiesen<br />

werden. Der hypermnestische Effekt wird oft von einer schnelleren Erinnerung begleitet, d.h.<br />

Items, die in einem vorhergehenden Test erinnert wurden, werden in nachfolgenden Tests<br />

schneller erinnert. Das ist ein erneuter Hinweis darauf, daß der Abruf von Items diese stärkt<br />

und einen zukünftigen Abruf erleichtert (s. Kap. 3.4). Aber auch für nicht abgerufene Items<br />

hat dies Konsequenzen, weil der schnellere Abruf von Items die zuvor schon erinnert wurden,<br />

der Gedächtnissuche nach zuvor nicht abgerufenen Items zusätzliche Zeit bereitstellt.<br />

Eine kritische Variable, die beeinflußt ob Hypermnesie beobachtet werden kann oder nicht,<br />

stellt das zeitliche Intervall zwischen den Tests dar. Ist dieses kurz (im Bereich von Minuten),<br />

kommt es zur Hypermnesie, ist es lang (im Bereich von etwa einer Woche) kommt es eher zu<br />

einem Vergessen, d.h. Item losses übersteigen Item gains.<br />

Jedoch scheinen auch motivationale Faktoren die Ausbildung von Hypermnesie zu<br />

beeinflussen. Falsches Feedback, welches die Pbn glauben machte, sie würden eine besonders<br />

gute Gedächtnisleistung zeigen, führte dazu, daß sie eine normale Vergessensrate (Item<br />

losses) über die Durchgänge hinweg zeigten, jedoch war ein Anstieg der Reminiszens (Item<br />

gains) zu beobachten und somit stieg auch das Ausmaß der Hypermnesie (Klein, Loftus &<br />

Fricker, 1994).

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