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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 142<br />

Ausmaß, in dem Emotionen aktualisiert werden können, scheint mit der Hypnotisierbarkeit<br />

zusammenzuhängen.<br />

Die Erhebung der Trancetiefe auf einer eindimensionalen mehrstufigen Skala stellt ein<br />

einfaches und unkompliziertes Maß dar, anhand dessen die Hypnotisierbarkeit von Personen<br />

geschätzt werden kann. Hier sollte noch genauer der Zusammenhang zwischen Trancetiefe<br />

und der Empfänglichkeit für Hypnose abgeklärt werden. So ist z.B. noch nicht bekannt<br />

welcher Zeitpunkt im Verlauf einer Induktion die beste Schätzgröße für die<br />

Hypnotisierbarkeit darstellt.<br />

Insgesamt handelt es sich bei den vorhandenen Hypnotisierbarkeitsskalen um effektive<br />

Werkzeuge, die viel Information zur Diagnostik für eine Therapie mit Hypnose liefern.<br />

5.3 Effektivität der Therapie mit Hypnose<br />

Grawe, Donati und Bernauer (1994) befinden, daß Hypnose ein effektives Therapeutikum ist.<br />

Ein ansehnlicher Forschungsaufwand wurde betrieben um Hypnose empirisch abzusichern.<br />

So berichtet Nash (2000) von über 7000 Publikationen im Zusammenhang mit Hypnose, die<br />

seit 1966 in über 150 Fachzeitschriften (medizinische, psychologische und interdisziplinäre<br />

Zeitschriften) veröffentlicht wurden.<br />

Der Erfolg einer Therapie mit Hypnose ist auf der Verhaltensebene oft leicht nachzuweisen,<br />

so kann ein Erfolg bei der Raucherentwöhnung anhand des reduzierten Zigarettenkonsums,<br />

bei der Schmerzbewältigung anhand eines reduzierten Medikamentengebrauchs, bei der<br />

Bewältigung von Ängsten anhand der Konfrontation mit dem angstauslösenden Stimulus und<br />

eine Verbesserung der depressiven Symptomatik anhand der Aktivitätserhöhung<br />

operationalisiert werden (s. Revenstorf, 2000d). Bei somatischen Krankheiten wie der<br />

atopischen Dermatitis oder der Psoriasis kann ein Erfolg der Intervention über eine Erhebung<br />

der Größe der betroffenen Hautregion nachgewiesen werden, bei Krebserkrankungen durch<br />

eine verlängerte Überlebensdauer (z.B. Spiegel et al., 1989).<br />

Der Erfolg einer Behandlung bei chronischen Erkrankungen (wie z.B. Schmerzen, Psoriasis)<br />

kann zusätzlich über eine Erhöhung der Lebensqualität erhoben werden. Für diese<br />

Krankheitsbilder gibt es auch schulmedizinisch keine Heilung und deshalb sollten sich auch<br />

psychologische Therapien, wie die Hypnose nicht allzusehr auf eine symptomorientierte<br />

Behandlung konzentrieren. Therapieziele können in diesem Fall auch eine verbesserte<br />

Akzeptanz und ein verbesserter Umgang mit der Krankheit sein, um so den Leidensdruck für<br />

die Betroffenen zu senken. Somit ist eine eher konfliktorientierte Vorgehensweise der<br />

Hypnose indiziert. In einer Studie vergleicht Hoppe (1993) Schmerzpatienten mit und ohne<br />

Organbefund. Für erstere erweist sich eine symptombezogene Hypnotherapie, für die andere<br />

eine problembezogene Vorgehensweise als erfolgreicher. Aus solchen Erkenntnissen ergeben<br />

sich differentielle Indikationen für spezifische Techniken aus dem Repertoir der Hypnose.<br />

Revenstorf (2000d) stellt zurecht heraus, wie schwierig es ist besonders den Erfolg von<br />

indirekten therapeutischen Interventionen kausal nachzuweisen. Ein Ziel oder sogar ein<br />

definierendes Element einer Suggestion ist, daß der Suggestand (der Empfänger der<br />

Suggestion) die Beeinflussung durch den Suggestor nicht bewußt wahrnehmen darf (Lundh,<br />

2000). Natürlich weiß der Patient in einem hypnotherapeutischen Setting, daß er sich in einer<br />

Situation befindet, in der er beeinflußt wird. Doch ist es ein Ziel der indirekten<br />

Vorgehensweise, Suggestionen am Zensor des Wachbewußtseins vorbei zu geben, um so<br />

implizite Bedeutungsstrukturen zu aktivieren. Zeigt der Patient vielleicht Tage später ein<br />

verändertes Verhalten, so kann er dieses eher internal und stabil attribuieren und nicht als eine<br />

durch den Therapeuten obstruierte Verhaltensverschreibung. Eine Möglichkeit indirekten<br />

Vorgehens besteht in der Verwendung von Metaphern und Geschichten, die meistens mehrere<br />

Bedeutungsebenen haben, die der Patient implizit oder explizit auf seine Situation übertragen

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