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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 7<br />

die Metaphern mehrfach eingebettet (MEM) dargeboten. Die Mehrfache Einbettung ist eine<br />

Technik, die das Material so strukturiert, daß ein Vergessen, der eingebetteten Inhalte<br />

gefördert werden soll (s. Kap. 4.7.3). Jeweils die Hälfte der hoch- und niedrighypnotisierbaren<br />

Pbn bekam eine posthypnotische Amnesiesuggestion dargeboten. Während der Hypnose<br />

wurde zu mehreren Zeitpunkten die aktuelle Trancetiefe erhoben. Unmittelbar vor und nach<br />

der Sitzung schätzten die Pbn ihre aktuelle Befindlichkeit ein. Nach der Sitzung erhielten die<br />

Pbn die Aufforderungen, die dargebotenen Geschichten in freier Wiedergabe zu<br />

reproduzieren. Hatten sie die Aufgabe beendet, wurde die PHA aufgehoben und die Pbn<br />

erhielten die Gelegenheit ihre Nacherzählungen der Geschichten zu ergänzen. Anschließend<br />

schätzten sie ein, in wieweit es durch die Intervention zu einer Aktivierung von Affekt und<br />

Visualisierung kam. Der Rapport wurde sowohl von den Pbn als auch vom Hypnotiseur<br />

bewertet. Zwei Wochen nach der zweiten Sitzung schätzten die Pbn noch einmal<br />

Veränderungen ihrer Befindlichkeit ein.<br />

Ergebnisse (s. Kap. 7.5) zeigen, daß nur hochhypnotisierbare, die eine Amnesiesuggestion<br />

erhielten, von der Amnesiesuggestion profitieren konnten und ein substantielles Maß an<br />

Amnesie zeigten. Diese Gruppe zeigte auch als einzige Reversibilität, d.h. sie erinnerten nach<br />

Aufhebung der Amnesiesuggestion Inhalte, zu denen sie vorher keinen Zugang gehabt haben.<br />

Entgegen den Erwartungen, konfabulierten sie nicht mehr als Pbn der anderen Bedingungen.<br />

D.h. sie ergänzten fehlende Erinnerungen nicht mit Elaborationen, die anderen<br />

Gedächtnisinhalten oder ihrer Phantasie zuzuordnen sind. MEM führte zwar zu einer<br />

schlechteren Erinnerung, der an Position vier (der eingebetteten Position) dargebotenen<br />

Geschichte, jedoch wurde auch bei sequentieller Darbietung die Geschichte an Position vier<br />

am schlechtesten erinnert. Da die Pbn die Geschichten zumeist in der Reihenfolge der<br />

Darbietung nacherzählten, kann Output-Interferenz (s. Kap. 3.4) die Abnahme der Erinnerung<br />

über die Positionen hinweg erklären und den postulierten Primacy-Recency-Effekt bei der<br />

Darbietung überlagert haben.<br />

Ein Prä-, Post-Vergleich zeigte, daß sich sowohl hoch- als auch niedrighypnotisierbare Pbn in<br />

ihrer unmittelbaren Befindlichkeit verbesserten, bei Hochhypnotisierbaren war diese<br />

Verbesserung jedoch stärker ausgeprägt. Mittelfristig konnten lediglich hochhypnotisierbare<br />

Pbn von der Intervention profitieren. Diese zeigten noch nach zwei Wochen eine deutlich<br />

verbesserte Befindlichkeit. 68 % der Hochhypnotisierbaren, aber nur 4 % der<br />

Niedrighypnotisierbaren verbesserten sich auf einem 1 %igen Signifikanzniveau.<br />

Die Trancetiefe korrelierte hoch mit der Hypnotisierbarkeit und dem Erfolg der Intervention.<br />

Schätzungen der Trancetiefe, die nach der Vertiefung der Trance oder kurz vor der<br />

Reorientierung erhoben wurden stellten gute Schätzgrößen für die Hypnotisierbarkeit dar. Der<br />

Trancetiefeverlauf von hoch- und niedrighypnotisierbaren Pbn ist fast identisch, allerdings ist<br />

die Trance bei hochhypnotisierbaren Pbn signifikant tiefer. Der Kurvenverlauf der Trancetiefe<br />

ist negativ beschleunigt und nähert sich asymptotisch ihrem Maximum, gegen Ende der 45<br />

Minuten dauernden Sitzung, an.<br />

Bei Hochhypnotisierbaren wurde durch die Intervention intensiverer Affekt ausgelöst. Sie<br />

zeigten sowohl mehr positiven als auch negativen Affekt, jedoch war lediglich der<br />

Unterschied im positiven Affekt signifikant, im Vergleich mit Niedrighypnotisierbaren. Auch<br />

berichteten hochhypnotisierbare Pbn über lebhaftere Imaginationen in Trance.<br />

Hochypnotisierbare berichteten über mehr affektive Beteiligung im Rapport und schätzten<br />

den Versuchsleiter sympathischer ein als Niedrighypnotisierbare. Die affektive Beteiligung<br />

wies mittlere Korrelationen mit dem Therapieerfolg auf. Der Versuchsleiter seinerseits<br />

schätzte ebenfalls den Rapport mit hochhypnotisierbaren Pbn besser ein als mit<br />

niedrighypnotisierbaren. Jedoch machte er keine Unterschiede in seinen Einschätzungen der<br />

Sympathie.<br />

Die Ergebnisse werden ausführlich in Kapitel 7.6 diskutiert.

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