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Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen

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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 40<br />

semantische Aufzeichnung Ihrer Aktivität oder Repräsentationen speichern können. Genau<br />

wie die perzeptuellen Aufzeichnungen in Modulen, wird auch die semantische Aufzeichnung<br />

durch einen angemessenen semantischen Input reaktiviert. Neuere Ergebnisse zeigen, daß<br />

Patienten mit Alzheimer, trotz intaktem perzeptuellem Priming, keine konzeptuellen Priming<br />

Effekte zeigen (Butters, Heindel & Salmon, 1990). Das deutet darauf hin, daß konzeptuelle<br />

Primingeffekte durch zentrale semantische Systeme vermittelt werden.<br />

Der Erwerb und das Behalten von motorischen und kognitiven Fähigkeiten, wie z. B.<br />

spiegelverkehrtes Schreiben wurde in verschiedenen Subgruppen amnestischer Patienten<br />

beobachtet (z. B. Milner, 1966, Cohen & Squire, 1980, Moscovitch, Winocur & McLachlan,<br />

1986). Es scheint, als würden die Basalganglien bei prozeduralen impliziten Tests, die eine<br />

starke sensumotorische Komponente haben, eine wichtige Rolle spielen. Bei anderen<br />

Aufgaben, wie dem Turm von Hanoi, scheinen weniger die Basalganglien als das Frontalhirn<br />

beteiligt. Konsistent mit der neurologischen Literatur ist der Befund, daß prozedurales und<br />

itemspezifisches Lernen bei gesunden Probanden unabhängig voneinander erfolgen<br />

(McAndrews & Moscovitch, 1990).<br />

2.4.3 Veränderungen der neuronalen Aktivität aufgrund von Lernen<br />

Der neurobiologische Ansatz das Gedächtnis zu erklären, versucht Lernen anhand von<br />

Veränderungen an einzelnen Neuronen, Synapsen, Zellmembranen und Molekülen<br />

nachzuweisen. Hebb schrieb schon 1949, daß synaptische Veränderungen, die auf Grund von<br />

Erfahrung auftreten, eine Speicherung von Information vermitteln. Der Hippocampus ist<br />

wesentlich an der Speicherung deklarativer Gedächtnisinhalte beteiligt (s. Kap. 2.4.1 und<br />

2.4.2) und von ihm geht eine Art neuraler Aktivität, genannt Langzeit-Potenzierung (Long-<br />

Term Potentiation, LTP) aus; das derzeit beste Modell dafür, wie das Gehirn Information<br />

speichert.<br />

Die Komplexität des Gehirns macht es uns immer noch unbegreiflich, wie ein Engramm<br />

gebildet wird. Jedes Gehirn besteht aus einzelnen Zellelementen. Die meisten Neurone<br />

bestehen aus den gleichen Bestandteilen.: Dendriten, Zellkörper, Axon und Synapsen. Die<br />

Mehrheit der Neuronen kommunizieren miteinander über einen synaptischen Spalt mit<br />

Neurotransmittern und Neuromodulatoren. Milliarden von Neuronen stehen miteinander in<br />

ausgedehnten Netzwerken über 100te Billionen Synapsen in Verbindung. Angesichts dieser<br />

Komplexität stellt sich die Frage, ob unser Gehirn zu komplex ist um es zu verstehen.<br />

Da alle Gehirne auf der selben Einheit, dem Neuron, aufbauen, sollten wir auch von<br />

Lebensformen lernen können, die sich auf einer niedrigeren evolutionären Ebene als der<br />

Mensch befinden. Tatsächlich lernen wir viel von neurobiologischen Vorgängen bei<br />

wirbellosen Tieren. Auf der anderen Seite haben wir und Säugetiere nicht nur Neurone als<br />

gemeinsame Bausteine des Gehirns, sondern auch Architektur und Organisation der Gehirne<br />

sind ähnlich. Ramon y Cayal (1989) sieht den kritischen Unterschied, der die kognitive<br />

Überlegenheit des Menschen ausmacht, in der evolutionären Komplexität der Pyramidenzelle<br />

und lokalisiert dort auch den Sitz des Bewußtseins. Die Pyramidenzellen beim Menschen sind<br />

größer und verfügen über mehr dendritische Verzweigungen als die von anderen Säugetieren.<br />

Ein anderer neuroanatomischer Index, der die menschliche Überlegenheit in der kognitiven<br />

Entwicklung ausdrückt, ist das Verhältnis des Gewichts des Neokortex zum Gesamtgewicht<br />

des Gehirns.

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