Dekan: Prof. Dr. Martin Hautzinger - Universität Tübingen
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Clemens Krause: Posthypnotische Amnesie für therapeutische Geschichten 37<br />
daß Information höherer Ordnung deren Aktivität nicht beeinflussen kann. Zentrale Systeme<br />
sind dagegen offen für einen Top-down Informationsfluß. Aufgrund dieser Eigenschaften<br />
können Erwartungen Wissen und Motivation Kognitionen beeinflussen. Output von Modulen<br />
ist flach, d.h. er ist semantisch nicht interpretierbar und liefert keine Information über seine<br />
Quelle. Bedeutung und Relevanz erhält der Output von Modulen durch zentrale Systeme,<br />
welche den Output mit Speichern allgemeinen Wissens, aber auch mit gegenwärtigen<br />
kognitiven und motivationalen Zuständen in Beziehung setzen. Der Output zentraler Systeme<br />
ist tief und seine Quelle oder Herkunft ist bewußter Introspektion oft zugänglich.<br />
Module sind somit Einheiten, die einem spezifischen Zweck dienen, nämlich<br />
bereichsspezifische Information aufzugreifen und sie effizient und automatisch zu<br />
verarbeiten, ohne daß verzerrende Einflüsse von Erwartungen und Motivation hinzukommen<br />
sowie sie in einer flachen vorsemantischen Form einem zentralen System zur Interpretation zu<br />
liefern.<br />
Die oben genannten Kriterien lassen sich auf einer neuropsychologischen Ebene nachweisen.<br />
Ereignis / Cue<br />
Bewußte Aufmerksamkeit<br />
Kodierung/Ecphorie<br />
(Hippokampus und verbundene<br />
limbische Strukturen)<br />
Perzeptuelle und andere Module<br />
Nicht-bewußte<br />
prozedurale<br />
Systeme<br />
Steuerungs- oder Exekutiv Systeme<br />
(Frontallappen und verbundene<br />
Strukturen)<br />
Abb.3. Modell der Interaktion von Modulen und zentralen Systemstrukturen in einem neuropsychologischen<br />
Gedächtnismodell. Das Bewußtsein muß noch lokalisiert werden. Vielleicht entsteht es als ein Produkt der<br />
Interaktion von kortikalen und subkortikalen Systemen. Weitere Erläuterungen im Text (Aus Moscovitch, 1989).<br />
Nach Klimesch (1995) können neuronale Verschaltungsprinzipien von Modulen detailiert<br />
beschrieben werden. Der Kortex ist in sechs Schichten aufgebaut. So besteht z. B. der visuelle<br />
Kortex aus vertikalen Säulen orientierungsspezifischer Neurone insbesondere aus<br />
Pyramidenzellen. Pyramidenzellen haben im Bereich des Dendritenbaumes eine oder mehrere<br />
Trigger- bzw. Verstärkungszonen (Boosterzonen) die dazu dienen excitatorische Signale aus<br />
weit entfernten Regionen zu verstärken. Stellate Zellen sind Interneurone, Zellen mit vertikal<br />
angeordneten Axonen arbeiten sowohl excitatorisch, mit horizontal angelegten Neuronen aber<br />
auch inhibitorisch. Sie eignen sich besonders gut für lokale Infoverarbeitung innerhalb einer<br />
kortikalen Säule sowie zwischen zwei unmittelbar benachbarten Säulen.<br />
Kortikale Säulen werden als weitgehend unabhängige Modul angesehen. Der Kortex mit<br />
seiner Oberfläche von 2500 cm² bestehen aus etwa 2,5 Millionen Modulen mit ca. 4000<br />
Nervenzellen pro Modul. 1 mm² Gehirnoberfläche umfaßt ca. 10 Module mit ca. 40000<br />
Neuronen. Module sind untereinander nach dem Konvergenz/Divergenz Prinzip verbunden.<br />
Jedes Modul sendet axonale Fasern zu anderen Modulen aus und ist seinerseits Ziel<br />
konvergierender Verbindungen, die von anderen Modulen stammen.