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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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208 Anhang Bes lebt gerade ohne solche »Feststellung« in der Welt. - Die faktischeLebenswelt soll eingehen in den Zusammenhang derWissenschaft - Wissenschaft ist die konkrete Logik eines auseinem Erfahrungsboden ausgeformten Sachgebiets. -Das faktische Leben lebt unreflektiert, untheoretisch. Wiehebt sich hieraus ein Erfahrungsboden heraus? (Wir weisenverschiedene Phänomene auf und benennen sie dann - wirmüssen jeden Satz nachprüfen in der Anschauung.)In dem Bekundungszusammenhang der Wissenschaft drücktsich etwas aus, das vorher nicht ausgedrückt war. Was ausgedrücktwerden soll, muß irgendwie vorher zugänglich sein -»erfahrbar«. - (Das Wort »Erfahrung« ist sehr belastet in derphilosophischen Terminologie, bes. des 19. Jahrhunderts. - Wirdeuten hier nur vorläufig auf das Phänomen hin.) - Das faktischeLeben ist ein lebendiger Zusammenhang von Tendenzen.Erfahrung ist ein bestimmtes Verhalten, in dem mir etwas in derLebenswelt zugänglich wird; in der Weise, daß ich das, was ichsehe, mir irgendwie »zueigne«, so daß das Erfahrene in der Gestalt,wie es mir erscheint, »verfügbar« wird; verfügbar im doppeltenSinn: aktiv (daß ich darüber verfügen kann) und passiv(daß das faktisch in meinen Besitz Eingegangene für die weiterenErfahrungen im Laufe des Lebens irgendwie bestimmendwird [nicht im Sinne einer psychologischen Disposition]).Diese Verfügbarkeit ist ein (wenn auch schwer) zu erblickendesPhänomen; von ihr können bestimmte Tendenzen auslaufen,ohne daß ich in den Tendenzen lebe. - - In diesem Sinnespricht man von politischer, religiöser usw. Lebenserfahrung.(Religiöse Lebenserfahrung erfaßt mich in meinem innerstenSelbst, die Erfahrung tritt in die unmittelbare Nähe meinesSelbst, ich bin sozusagen diese Erfahrung.)Das faktische Leben lebt in beständigen Erfahrungen. Verfügbarkeitenerwachsen, diese reagieren aufeinander, es bildetsich ein Rhythmus aus, ein Habitus des Erfahrens der Selbstwelt.Dadurch treten die Erfahrungen selbst in einen bestimmtenErfahrungszusammenhang. Die Verfügbarkeiten stehen inErgänzungen 209einer unverrückbaren Stelle in meiner Selbstwelt, dadurch gewinnensie bestimmte Möglichkeiten des Motivierens. DieSelbstwelt hat eine bestimmte Weise des Reagierens auf die Erfahrung.- Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang (in derZeit) in meinem Selbstleben auch zwischen den disparatestenErfahrungen. Wie hebt sich hieraus ein Erfahrungsboden heraus?Wissenschaft will einen allgemeingültigen Zusammenhang.Wie kann aus dem Durcheinander der Lebenserfahrungein einheitlicher, gleichmäßiger Erfahrungsboden herauswachsen?Wie kommt die Gleichartigkeit der Erfahrung zustande? -In der Botanik zum Beispiel muß ein einheitlicher Erfahrungsbodenda sein. Ich habe mich vielleicht also über Blumengefreut, von fremden Gewächsen gehört etc. Aber alle dieseverschiedenen Situationen sollen jetzt aus dem neuen »sachlichen«Zusammenhang herausfallen. Ich kann die genanntenErfahrungen (als persönliche) gewissermaßen von mir abstoßen,meine persönlichen Beziehungen zu ihnen abbrechen, diebetreffenden Verfügbarkeiten gehen mich nichts mehr an -(z. B. ich habe vorhin den Lastwagen durch das Fenster auf derStraße fahren sehen. - Jetzt sehe ich nur noch einen Körper, dersich bewegt). Meine Beziehungen zum Erfahrenen sind abgeschnitten.Die Verfügbarkeit verschwindet nicht als Ganzes,aber der Bezugscharakter zu meiner Selbstwelt ist gestört. AllenErfahrungen kann das geschehen, daß sie kein Verhältnis mehrzur Selbstwelt haben. Diese Antastung ist der erste Schritt zurZerstörung des Umwelt-Lebens. Die Durchstreichung der Bezügeder Erfahrung zur Selbstwelt ist zugleich eine positiveCharakterisierung für sie: und zwar eine Charakterisierung alsbloße Sache. Jetzt besteht die Möglichkeit für sie, in ihremSachcharakter und ihrem Sachzusammenhang betrachtet zuwerden. Die Erfahrungen sind ja jetzt frei geworden von »mir«und können in »ihren« Zusammenhang treten.So kann aus dem »Eifahrungsboden«, der noch ein wirresDurcheinander ist, ein »Sachgebiet« herausgearbeitet werden.Die Wissenschaft setzt schon in Regionen ein, wo man sie noch

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