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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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8 Historische Überschaumotiviert ist im »Zurück zu Kant«, in der Erneuerung der KantischenPhilosophie (Neukantianismus - eine heute nicht mehrganz auf dieselben Richtungen zutreffende Bezeichnung). Diebeiden Hauptrichtungen des Neukantianismus sind charakterisiertin der Marburger Schule (Cohen, Natorp, Cassirer) und inder Wertphilosophischen (Windelband, Rickert, Lask). BeideRichtungen sind seit Jahren in einer Umbildung begriffen, diehistorisch sich kennzeichnen läßt als ein Zurückgehen aufFichte und vor allem auf Hegel. Unter den jüngeren Vertreternder beiden Schulen bereitet sich unverkennlich ein Neuhegelianismusvor. Die Motive hierzu sind nicht überall die gleichen.Bei den Marburgern sind es vorwiegend Versuche der Fortführungund radikalen Begründung der Logik; in der Wertphilosophieist es das Problem der Geschichte und Religion.In beiden Richtungen sind echte Motive lebendig und es wird- von Ausnahmen abgesehen - philosophische Arbeit geleistet,die die Phänomenologie doch nicht ganz übersehen darf, soscharf sie andererseits diesen Typus von Philosophie bekämpft.Neukantianismus, Neuhegelianismus sind in gewissem Betracht»Standpunktsphilosophien«, insofern und solange siediese historischen Standpunkte selbst nicht radikal auflockernund zum Problem machen, statt dessen dabei als einem Letztenstehenbleiben, sie zum Leitfaden nehmen und an ihm fortgehenddie Philosophie weiterzubringen suchen. Gewisse Sätzeund Thesen werden übernommen, ohne die Begründungsweisedes Rechts dieser Übernahme selbst zu prüfen, ohne daß sie wederzur letzten Evidenz gebracht sind noch über diese Evidenzund ihre absolute Notwendigkeit und methodische Tragweiteselbst radikale Rechenschaft gegeben wird. Dabei geschieht es- wie das bei jeder echten geistigen Arbeit zutrifft -, daß halbklareErkenntnisse durchscheinen und den Standpunkt selbstfür halbklare und unradikale Evidenzansprüche gesichert erscheinenlassen.Beim Fehlen dieser strengwissenschaftlichen, forschendenProblematik (bei Natorp ist sie zum Teil lebendig) und bei dem§ 2. Standpunkte, Richtungen, Systeme 9Hereinspielen nichtwissenschaftlicher Tendenzen auf Weltanschauungist es eine weitere verständliche Eigenart dieser Richtungen,daß sie überschnell nach systematischem Abschluß,nach Systemen der Philosophie streben und noch mehr: aus solchenSystemtendenzen sich ihre philosophische Arbeit begrenzenund alterieren lassen. (Es wird verwechselt: Systematik derstreng methodischen Forschung und Systematik des konstruktivenauf letzte Begriffe Bringen, welche letzten Begriffe selbstabsolut ungeklärt bleiben, sonst sie nicht diese billige Funktionübernehmen könnten.)Ganz vereinzelt, seiner geistigen Herkunft nach - jeder wissenschaftlicheForscher hat eine solche - im deutschen Idealismusverwurzelt, zwar nicht in dessen toten Begriffen, sondernlebendigen Tendenzen - vor allem Schleiermacher und Hegel-,wirkte Wilhelm Dilthey (gest. 1911). Er hat kein System geschaffen,wirkt aber umso lebendiger auf die philosophischeForschung und wird wirken in den nächsten Jahrzehnten. Diltheyeröffnete, sowenig er noch bis zum Ursprung vordrang,einen neuen Aspekt der Geistesgeschichte, schuf überhauptihre echte Idee.! (Die laute Gespreiztheit also, mit der heute geradeSpengler in seinem »europäischen« Buche gerade in denprinzipiellen Punkten auftritt, wirkt für den, der die Dingewirklich kennt, einfach lächerlich.)Seine Grundhaltung philosophischen Sehens aufnehmend,durch die neukantischen Richtungen in seiner Systematik wesentlichgeklärt, von Bergson und zuletzt noch von der Phänomenologiestark und wesentlich bestimmt, hat Simmel derneuen Art des Sehens des lebendigen Geistes und seiner ProduktionenEingang verschafft, in einer Weise, die allerdings vonden vielen heute geschäftigen kleinen »Simmels« gehandhabtleicht zur geistreichelnden Begriffsspielerei wird, von der Simmelselbst nicht frei war. Sein Denken und Vorstellen ist starkformalistisch, an fest hingesetzten Begriffsgruppen immer neu1 Diltheys Idee einer beschreibenden Psychologie.

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