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GESAMTAUSGABE GRUNDPROBLEME DER PHÄNOMENOLOGIE ...

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176 AnhangAEin Strukturgehalt, in dessen Sinn als solchem die Selbstwelteine besondere Rolle spielt; nehmen wir diese Hinweise fest indie Hand: Strukturmoment »Selbst«.Die faktische Lebenserfahrung, wie immer sie weltmäßignach ihrem Wasgehalt charakterisiert sein mag, hat eine strukturmäßigeGebundenheit an die Selbstwelt. Wie wäre es, wenndie Selbstwelt, und zwar in ihrer strukturmäßigen Funktion,zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung gemacht würde?Kann es so etwas geben? Wir sahen bereits, wie Selbstweltenerfahrbar und ausdrückbar werden in der Tatsache von Selbstbiographien,und weiter, wissenschaftlich erforschbar in derbiographischen Geschichtsschreibung. Aber hier handelt es sichdoch immer um diese oder jene bestimmte, besonders bedeutsameSelbstwelt in ihren bestimmten konkreten Lebensbezügenzu ihrer Lebenswelt.Läßt sich nicht die Selbstwelt als Selbstwelt, nicht diese oderjene bestimmte, in ihren konkreten, einmaligen Bezügen zuihrer Lebenswelt wissenschaftlich eiforschen und aufgrund dieserForschung etwas über den genannten Strukturcharakterausmachen? Also aus den nicht- und vorwissenschaftlichenSelbsterfahrungen kann doch ein Erfahrungs1:wden herausgelöstund ein Sach - und Objektgebiet bereitet werden.Der Versuch, historisch den verschiedenartigen Motiven, denWegen und Formen nachzugehen, aus denen und in denendann versucht wurde und wird, aus dem Umkreis der spezifischennichtwissenschaftlichen Selbstwelterfahrungen einen Erfahrungsbodenzu gewinnen mit dem Absehen auf eine objektiveWissenschaft von der Selbstwelt, diese Aufgabe fällt ausdem Rahmen dieser systematischen Betrachtungen. Aber nichtnur das - die Aufgabe wäre gleichbedeutend mit einer Geschichteder Psychologie in allen ihren philosophischen undnichtphilosophischen, literarischen, künstlerischen, religiösenAusprägungen. Und zu einer solchen, die unter dem berührtenGrundaspekt des Verfolgs des Prozesses wissenschaftlich theo-Beilagen 177retischer Objektivierung der Selbstwelt die Geistesgeschichteerforschte, fehlt heute noch alles - und in erster Linie dieHauptsache: ein prinzipielles Herausarbeiten des systematischenProblems und seine radikale Erledigung, was selbst zunächsteine Aufgabe für eine ganze Generation darstellt.Statt einer solchen geschichtlichen Betrachtung, die notwendignicht nur fragmentarisch, sondern auch in vielem Prinzipiellennoch unklar ausfallen müßte, sei auf zwei konkrete, aufden ersten Blick belanglose Tatsachen der allerjüngsten geistesgeschichtlichenVergangenheit hingewiesen, so daß sich dasProblem in einer uns leicht zugänglichen Gestalt darstellt, allerdingszugleich in einer verwickelten, die typisch ist und die Verwirrungauf die Spitze treibt, daher um so instruktiver, vor allemfür die Herausstellung der letzten einfachen Motive der Verwirrung.Einmal: der Streit um die historische Methode - Lamprecht(Geschichte - »angewandte Psychologie«) - Ende derneunziger Jahre: Frage ist dabei, ob die experimentelle Psychologiedie wissenschaftliche Grundlage der Geisteswissenschaftendarstellen könne. Und dann: 1913 die Stellungnahme derPhilosophen gegen die Besetzung philosophischer Lehrstühlemit Experimentalpsychologen und die Forderung der Errichtungeigener Lehrstühle und Institute für Psychologie. Diezweitgenannte Tatsache: für viele lediglich eine Angelegenheitdes Brotneides; die erste: eine interne Krisis der Geschichtswissenschaft.In Wirklichkeit sind beide Tatsachen typische Äußerungeneiner tiefwurzelnden prinzipiellen Verirrung des Geistesüberhaupt - mit der er während des ganzen Verlaufs seiner eigenenGeschichte behaftet ist und die auch heute noch nicht zurradikalen Überwindung gebracht ist.Es muß doch irgendein berechtiger Kern liegen in den immerneu durchbrechenden und heute besonders lebhaften Aspirationender empirischen Psychologie, sich als Grundwissenschaftder Philosophie überhaupt und der Geisteswissenschaften imbesonderen zu etablieren und zu behaupten. Der historischeVerlauf dieses in seiner geistesgeschichtlichen Tragweite nicht

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